Dienstag, April 23, 2024
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Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern

Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern fand im Jahre 451 n. Chr. zwischen den Römern unter Aëtius und den Hunnen unter Attila statt. Die Schlacht wird mehrheitlich auf den 20. Juni des Jahres 451 datiert, eine Minderheit vertritt das Datum 20. September. Ein römisch-westgotisches Heer besiegte unter hohen Verlusten die Hunnen und zwang sie zum Rückzug aus Gallien.

Die Schlacht galt früher als Verteidigung Westeuropas gegen die Hunnen. Die moderne Forschung betont hingegen, dass sich damals zwei bunt gemischte Bündnisse gegenüberstanden, und versteht die Ereignisse oft eher als Machtkampf zwischen den beiden Rivalen Attila und Aëtius.

Vorgeschichte

Eigentlich bestand anfangs ein gutes Verhältnis zwischen Attilas Vielvölkerföderation und Westrom. Zusätzlich pflegten anfangs auch der Hunnenherrscher Attila und der weströmische Heermeister (magister militum) und faktische Regierungschef, Flavius Aëtius, gute persönliche Beziehungen. Aëtius war 433 nur mit hunnischer Hilfe Sieger in einem Bürgerkrieg geblieben und dominierte seither den Kaiserhof in Ravenna. Nach 447 verschlechterten sich aber die Beziehungen, und vieles spricht dafür, den Krieg von 451/52 primär als einen Machtkampf zwischen Attila und Aëtius zu begreifen. Das Zusammenwirken mehrerer Faktoren bewog Attila schließlich dazu, im Jahr 451 das Weströmische Reich anzugreifen, und bestimmte zudem die Zusammensetzung der beiden Konfliktparteien. Diese Faktoren waren:

  1. Streitigkeiten um Honoria, die Schwester des weströmischen Kaisers Valentinian III. Diese war 450 eine Affäre mit einem Hofbeamten eingegangen, was Aëtius als Bedrohung seiner Position verstand, und war daher mit einem alten Senator zwangsverheiratet worden. In dieser Situation wandte sich die Hofpartei um Honoria an Attila um Hilfe. Laut dem Zeitgenossen Priskos sandte Honoria ihm ihren Siegelring und versprach Geldzahlungen. Ein Jahrhundert später berichtet Jordanes zudem von einem angeblichen Eheversprechen der Prinzessin an Attila; dieser habe das gerne angenommen und, wie es heißt, als Mitgift das halbe Westreich gefordert. Sicher ist: Eine Zeit lang wurde über die Auslieferung der Prinzessin verhandelt, aber die Forderungen Attilas ließen keine Einigung zu, da sie gleichbedeutend mit dem Untergang des Aëtius gewesen wären.
  2. Der Widerstand des neuen oströmischen Kaisers Markian. Sofort nach seiner Inthronisierung widerrief er das 447 abgeschlossene foedus mit Attila und stellte die Tributzahlungen an die Hunnen ein. Da Attila wusste, dass eine Invasion der bereits ausgeplünderten oströmischen Balkanprovinzen ebenso sinnlos gewesen wäre wie ein Angriff auf das schier uneinnehmbare Konstantinopel, lag es zusätzlich nahe, sich nach Westen zu wenden.
  3. Die Parteinahme des Vandalen Geiserich. Geiserich war ein alter Feind des Aëtius, auch wenn man 442 ein foedus geschlossen hatte. Hinzu kam seine Feindschaft mit dem rex der Westgoten, dessen Tochter Jahre zuvor mit seinem Sohn zunächst verheiratet worden war, dann aber aufgrund des Vorwurfs der Giftmischerei verstümmelt an ihn zurückgesandt wurde. Als Geiserich sich daher mit Attila verständigte, führte dies dazu, dass sich die Westgoten, die zuvor lange geschwankt hatten, auf die Seite von Aëtius stellten.
  4. Eine Rolle spielten vielleicht auch Thronfolgestreitigkeiten bei den Franken, wobei Attila und Aëtius verschiedene Prätendenten unterstützten.

Eine Zeit lang scheint Attila gezögert zu haben, dann entschied er sich für einen umfassenden Angriff auf Gallien, um Aëtius und die Westgoten zu stellen. Im Frühjahr des Jahres 451 begann er, den Druck auf den Rhein zu konzentrieren. Die Alamannen leisteten Widerstand, die rechtsrheinischen Franken dagegen schlossen sich ihm großenteils an. Die linksrheinischen, ripuarischen Franken wiederum unterstellten sich Aëtius, der, soeben aus Italien nach Gallien kommend, alle vorhandenen römischen Truppen sowie die Foederaten an sich zog – darunter die Burgunder in Savoyen, die Alanen um Orléans und die Westgoten; letztere waren aufgrund der Stärke ihrer Armee von besonderer Wichtigkeit für Aëtius. Zunächst schien der westgotische rex Theoderich I. jedoch in Aquitanien abwarten zu wollen, wie der Machtkampf ausgehen würde. Aëtius schickte daraufhin den ehemaligen Prätorianerpräfekten Galliens, Avitus, der bei Römern wie Goten gleichermaßen hoch geachtet war, zu Theoderich. Avitus gelang es, den Westgoten von den Vorteilen eines gemeinsamen Vorgehens gegen Attila zu überzeugen.

Während dieser Verhandlungen zog Attilas Heer über Straßburg und, am 7. April 451, Metz – beide Städte wurden dabei gründlich geplündert – an Paris vorbei auf Orléans zu. Aëtius, nunmehr um die Westgoten verstärkt, marschierte von Südwesten kommend ebenfalls auf Orléans zu. Nach Jordanes‘ Überlieferung fiel die Stadt kurz vor dem Eintreffen des Aëtius, der die Hunnen bei der Plünderung der Stadt überraschte und zum Rückzug zwang. Dies wird allerdings weithin angezweifelt, da es schier unvorstellbar erscheint, dass den hunnischen Kundschaftern die Ankunft einer so großen Armee verborgen geblieben sein soll. Vermutlich zog Attila seine Truppen rechtzeitig aus Orléans zurück und marschierte dann ostwärts zu seinem Lager, einer verschanzten Wagenburg, zurück. Attilas Rückzug von Orléans vollzog sich nachts, und zwar gedeckt durch die Krieger der Gepiden, welche die Nachhut bildeten. Die ripuarischen Franken wiederum stellten die Vorhut des weströmischen Heeres. In dem nun folgenden erbitterten Nachtgefecht erlitten beide Seiten hohe Verluste, bis sie sich ergebnislos voneinander trennten. Aëtius folgte mit dem Heer und schlug in Sichtweite von Attilas Wagenburg sein Lager auf.

Ort der Schlacht

Der Name Katalaunische Felder stammt von dem Gallierstamm der Katalaunen ab, welcher in der Region, in der die Schlacht stattfand, siedelte.

Die Identifikation des Schlachtfeldes ist umstritten. So konnte bis heute nicht mit Sicherheit festgestellt werden, wo genau die Schlacht stattfand. Lange Zeit wurde die Ebene nahe Châlons-en-Champagne als Ort der Schlacht angenommen. Da aber berichtet wird, dass sich Attila von Orléans nach Osten zurückzog, erscheint es wahrscheinlicher, dass die Schlacht irgendwo auf der Ebene zwischen Châlons-en-Champagne und Troyes (heutiges Nordostfrankreich) geschlagen wurde, vermutlich näher an Troyes.

Bekannt ist, dass das Schlachtfeld von einer weiten Ebene bestimmt wurde. Begrenzt wurden diese im Norden durch einen Fluss, vermutlich die Marne, und im Süden von einigen nicht zusammenhängenden Wäldern. Im Norden erhob sich noch vor dem Fluss ein Hügel.

Heere

Diese Grafik zeigt die Marschrouten, die von den Hunnen wahrscheinlich bei ihrer Invasion Galliens 451 benutzt wurden.
No machine-readable author provided. MapMaster assumed (based on copyright claims)., Attila and Chalons 4 w path Deutsch, CC BY-SA 3.0

Die Truppenstärke beider Seiten kann nur geschätzt werden, da die historischen Angaben offensichtlich übertrieben und daher unglaubwürdig sind. Jordanes spricht von 500.000 Kämpfern. Nach Ansicht von Militärhistorikern wäre es unter Berücksichtigung der damaligen Logistik aber im besten Falle möglich gewesen, beiderseits etwa je 50.000 oder 60.000 Krieger zu versorgen, wahrscheinlich waren es aber noch weniger. Im Falle des römischen Heeres ist dies recht gut zu schätzen, denn die Hälfte des Heeres wurde laut Jordanes von den westgotischen foederati gestellt, die in ihren besten Zeiten nie viel mehr als 20.000 Mann ins Feld führen konnten. Also dürfte das kaiserliche Heer auch unter Einbeziehung der Alanen 45.000 Mann jedenfalls nicht weit überschritten haben. Attilas Heer soll eine geringe zahlenmäßige Übermacht gehabt haben, wird also wohl maximal 50.000 Mann stark gewesen sein. Nach anderen Schätzungen sollen beide Heere ungefähr 30.000 Mann stark gewesen sein – dies hätte der durchschnittlichen Größe einer spätantiken Armee im 5. und 6. Jahrhundert entsprochen.

Rekonstruktionsversuch des Verlaufs der Schlacht.

Attilas Heer bestand nur etwa zur Hälfte aus Hunnen, während die andere Hälfte von seinen Vasallen gestellt wurde. Diese Kontingente waren der Größe nach geordnet; besonders wichtig waren die der Ostgoten unter Valamir, die der Gepiden unter Ardarich und der rechtsrheinischen Franken sowie die der Burgunder (von einem Teilstamm, der am Main lebte).

In kleinen Kontingenten von mehreren hundert bis etwa zweitausend Kriegern waren auch noch Heruler, Skiren, Langobarden und andere vertreten. Festzuhalten ist, dass die Ostgoten offenbar etwa die Hälfte der Vasallenstreitmacht ausmachten. Die Hunnen waren, wie üblich, beritten und mit Speer, Keule und Seilschlinge sowie mit ihrer wichtigsten Waffe, dem speziell gefertigten Reiterbogen, bewaffnet. Rüstung wurde von ihnen in der Regel keine getragen, lediglich ein kleiner runder Lederschild wurde zur Verteidigung benutzt. Anders war es bei den germanischen Vasallen. Außer den Ostgoten, deren Kontingent wohl zu etwa ein Drittel aus Reitern bestand, waren alle Fußsoldaten. Die ostgotische Kavallerie kann als schwere Reiterei eingestuft werden, da sie mit Stoßspeer und Breitschwert sowie zumindest mit Lederkoller, oft aber auch mit Kettenrüstung und Schilden versehen war. Allerdings war der Steigbügel in der Spätantike noch unbekannt. Die Fußkrieger werden mit Ausnahme der Franken vermutlich meist ohne Rüstung, aber mit Speer, Breit- oder Langschwert, z. T. auch mit leichtem Schild in den Kampf gezogen sein. Fernwaffen wurden von den Germanen kaum benutzt, und nur bei den Ostgoten sind Bogenschützen belegt. Die Franken verwendeten als einmalig zu benutzende Fernwaffe die Franzisca, eine geschweifte Wurfaxt, die kurz vor dem Aufeinanderprallen der Kämpfer eingesetzt wurde. Davon abgesehen waren die fränkischen Krieger mit Breitschwert und einem Holzschild gerüstet.

Aëtius‘ Heer bestand etwa je zur Hälfte aus regulären römischen Einheiten sowie fränkischen und burgundischen foederati auf der einen sowie den westgotischen Kriegern auf der anderen Seite. Dazu kamen einige Tausend föderierte Alanen.

Römer, Franken und Burgunder bildeten die schwere Infanterie. Dabei darf man sich die spätrömischen Soldaten nicht mehr wie die Legionen der frühen Kaiserzeit vorstellen. Sie waren bewaffnet mit einem Ovalschild, einem Spangenhelm, dem Langschwert (spatha) und dem Kompositbogen orientalischer Machart, der hauptsächlich für die immer noch beachtliche Schlagkraft römischer Armeen verantwortlich war, zumeist trugen sie noch ein Kettenhemd, aber keinen Schienenpanzer mehr. Die Einheiten hießen teils noch legio, waren aber nur noch 1000 bis höchstens 2000 Mann stark und rekrutierten sich oft aus der ortsansässigen Bevölkerung um die Standorte. Dies minderte zwar die Mobilität, dafür war jedoch die Moral dieser Truppen, die ja ihre eigenen Gemeinwesen und Familien verteidigten, umso höher. Kennzeichnend war auch das stets defensiv angelegte Kampfverhalten römischer Truppenkörper dieser Zeit. Das kaiserliche Bewegungsheer, die comitatenses, spielte in Westrom um die Mitte des 5. Jahrhunderts offenbar keine große Rolle mehr, da die endlosen inneren und äußeren Konflikte zu hohen Verlusten unter dieser Elitetruppe geführt hatten, die man aufgrund leerer Staatskassen nicht ausgleichen konnte. Aëtius scheint Attila alles entgegengestellt zu haben, was er noch an römischen Truppen zur Verfügung hatte.

Die ripuarischen Franken waren wohl ebenso gerüstet wie die oben genannten rechtsrheinischen Franken. Die Burgunder auf beiden Seiten waren offenbar nur mit Langschwertern bewaffnet. Die westgotischen Krieger waren seit der Schlacht von Adrianopel im Jahre 378 durch das schlagende Beispiel der alanischen Reiterei vom Fußvolk immer mehr zur Kavallerie übergegangen. Mindestens zwei Drittel des westgotischen Aufgebots waren daher beritten. Sie unterteilten sich in die mit Kettenrüstung und Stoßspeer bewaffnete adelige Reiterei sowie in die Masse leicht bewaffneter Kavallerie. Letztere hatte meist keinerlei Rüstung, jedoch Wurfspeere, Breitschwerter und vermutlich kleine Reiterschilde aus Holz oder mehreren Lagen Leder. Bei den Fußsoldaten am weitesten verbreitet dürften Speer, Breitschwert und Schild, vereinzelt auch simple Bögen gewesen sein, dagegen keinerlei Rüstung. Die Alanen schließlich ähnelten in ihrer Bewaffnung und Kampfart sehr stark den Hunnen.

Schlachtverlauf

Die Hunnen in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern von Alphonse de Neuville.

Jordanes liefert einen ausführlichen, aber stark literarisch überformten Bericht über den Schlachtverlauf. Im Laufe des späten Vormittages führte Aëtius demnach das Heer zur Schlacht auf die Ebene zwischen den beiden Lagern. Im Norden am Fluss angelehnt standen die Römer im ersten, die föderierten Franken und Burgunder im zweiten Treffen und bildeten den linken Flügel und das linke Zentrum der Schlachtordnung. Nach Süden hin angrenzend waren föderierte Alanen unter ihrem Anführer Sangiban im Zentrum zwischen Römern und Westgoten aufgestellt. Angeblich wurden sie deshalb zwischen Römer und Westgoten aufgestellt, weil Sangiban als unzuverlässig galt. An sie anschließend hatten ein großes Kontingent der Westgoten unter ihrem rex Theoderich I. den rechten Teil des Zentrums und den rechten Flügel bis hin zu den ersten Wäldern inne. Im Nordosten hinter dem Hügel war von Aëtius zudem eine kleinere Truppe der Westgoten unter Thorismund, Theoderichs Sohn, postiert worden, die von dort die rechte Flanke der Hunnen bedrohen sollte. Erst später, um Mittag herum, führte auch Attila sein Heer aus dem Lager, um die angebotene Schlacht anzunehmen. Seine Schlachtaufstellung sah laut Jordanes wie folgt aus: Am südlichen Fuß des Hügels standen die Truppen der Gepiden, Burgunder und Franken als rechter Flügel. Angrenzend nach Süden hin stand die hunnische Reiterei, die ein langgezogenes Zentrum bildeten und deren Front vom rechten Teil der Römer über die Front der Alanen und den linken Teil der Westgoten reichte. Südlich davon standen bis zu den Wäldern die Ostgoten als linker Flügel dem rechten Teil der Westgoten gegenüber.

Am frühen Nachmittag begann die Schlacht mit dem Angriff der Hunnen im Zentrum und der Ostgoten am linken Flügel. Die Alanen konnten oder wollten der Attacke nicht standhalten und flohen angeblich bei der ersten Feindberührung. Links und rechts davon hingegen hielten die Römer und Westgoten gleichermaßen den Angriff auf. Zu diesem Zeitpunkt griff Thorismund mit seinen abgesessenen Kriegern über die Hügelkuppe hinweg an. Daraufhin warf ihnen Ardarich, der Anführer der Gepiden, einen Teil seiner Truppen entgegen. Die Goten konnten zwar den Hügel behaupten, aber nicht weiter vordringen. Durch die Flucht der Alanen im Zentrum gerieten nun die Westgoten in eine Krise. Sie wurden sowohl frontal von Hunnen und Ostgoten als auch in der linken Flanke von durchgebrochenen Hunnenreitern attackiert. Verwirrung griff um sich, und einen Moment lang sah es so aus, als ob es im Westgotenheer zu einer Panik kommen würde.

Mitten unter seinen Leuten sammelte Theoderich laut Jordanes, der den Heldenmut der Goten herausstellen will, seine Krieger zu erneutem Widerstand nach zwei Seiten hin. Zu diesem Zeitpunkt ließ Attila verstärkt die Römer angreifen, vermutlich um zu verhindern, dass Aëtius Hilfe zu den Westgoten schickte. Dabei machte er allerdings den taktischen Fehler, die Römer nur frontal zu attackieren, obwohl er ihnen von Süden her in die offene Flanke hätte gelangen können. Die Frontalangriffe konnten jedoch dank der hohen Durchschlagskraft der Kompositbogenschützen unter hohen Verlusten auf hunnischer Seite ein ums andere Mal abgewehrt werden. Dennoch wurde die Lage am rechten Flügel immer kritischer, und es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, ehe die Westgoten unter dem doppelten Angriff von vorne und von der Seite her zusammenbrechen würden.

Schließlich stürzte Theoderich, von einem Wurfspeer (angeblich von einem Ostgoten namens Andages aus dem Geschlecht der Amaler) getroffen, vom Pferd und wurde sofort von zahlreichen Hufen zu Tode getrampelt. Gerade aber dieses Ereignis trieb die Westgoten zu erbittertem Widerstand. Nun ging es ihnen nicht mehr um die Schlacht, sondern um Rache für ihren rex. Die Angriffskraft der Ostgoten begann derweil langsam zu erlahmen, und auf der anderen Seite führte Thorismund auf die Nachricht vom Tod seines Vaters hin seine Truppe zu einem todesmutigen Angriff den Hügel hinab. In dem verworrenen Nahkampf wäre Thorismund dabei fast den Gepiden in die Hände gefallen. In diesem Kampf rächten sich nun die schweren Verluste, die die Gepiden im nächtlichen Gefecht erlitten hatten. Schließlich wurde der ganze rechte Flügel zurück geworfen und trotz Ardarichs Bemühungen zur Flucht gebracht. Nunmehr beging Attila seinen zweiten taktischen Fehler. Statt die Angriffe auf die Römer einzustellen und seinen rechten Flügel gegen Thorismund zu verstärken, ließ er weiter attackieren, angeblich in der Hoffnung, dass Aëtius dabei getötet würde. Die Angriffe auf Aëtius‘ Front verliefen weiterhin so erfolglos wie verlustreich. Am anderen Ende der hunnischen Schlachtreihe wurden derweil die Ostgoten immer heftiger bedrängt, bis sie sich schließlich zur Flucht wandten. Die Lage hatte sich grundlegend gewandelt. Es dämmerte schon, als Aëtius seine Front vorrücken ließ. Die erschöpften Hunnen, die nun in beiden Flanken bedroht waren und nun auch noch frontal angegriffen wurden, konnten keine erfolgreiche Verteidigung mehr aufbauen. Attila ließ rechtzeitig, noch vor dem angeblich absehbaren Kollaps seiner Armee, den Rückzug in die Wagenburg befehlen. In der Nacht noch schlossen Aëtius und Thorismund laut Jordanes Attilas Heer in dessen Lager ein.

Nach der Schlacht

Am nächsten Morgen sah sich Attila eingeschlossen und glaubte sich angeblich völlig verloren. Er ließ laut Jordanes sogar bereits einen Scheiterhaufen aus hölzernen Pferdesätteln errichten, auf dem er beim ersten Durchbruch des feindlichen Heeres verbrannt werden wollte. Aber dazu kam es nicht, angeblich, weil Aëtius sich nun vom Heermeister wieder zum Politiker wandelte. Er hegte, so Jordanes, die Befürchtung, dass sich die Westgoten unter einem energischen rex nach dem Wegfall der Hunnen als gemeinsamem Feind nicht mehr mit dem Föderatenstatus in Aquitanien zufriedengeben würden. Also überzeugte er angeblich Thorismund von der Notwendigkeit, schnellstmöglich nach Toulouse zurückzukehren, um seinen Anspruch auf die Krone gegen seine Brüder geltend machen zu können. Dieser konnte sich tatsächlich als neuer rex durchsetzen.

Allerdings musste der Heermeister fortan auf westgotische Hilfe verzichten, da Thorismund sein persönlicher Feind war, was einige moderne Forscher vermuten lässt, dass dieser in Wahrheit gegen den Willen des Aëtius abzog. 453 ließ dieser den Goten ermorden.

Aëtius selbst, dessen Armee ebenfalls schwere Verluste erlitten hatte, brach am zweiten Tag nach der Schlacht jedenfalls auf und ließ Attila abziehen. Mehrere Tage dachte dieser angeblich an eine Falle, ehe er durch Kundschafter entdeckte, dass keine feindliche Armee mehr im Umland stand. Daraufhin zog er sich über den Rhein zurück.

Folgen und Bedeutung der Schlacht

Die Schlacht endete offensichtlich mit einem taktischen Erfolg des Aëtius. Die Folgen für Attila waren, entgegen den Behauptungen des Jordanes, allerdings offenbar nicht allzu gravierend, da er nicht nur im Inneren weiter unangefochten blieb, sondern im nächsten Jahr schon wieder mit einer sehr großen Armee Westrom, diesmal direkt in Italien, angreifen konnte.

Für Aëtius bedeutete die Schlacht die Behauptung seiner Position in Gallien und am Kaiserhof, obwohl er ohnehin faktisch unangreifbar war. Allerdings scheint aber diese letzte große Abwehrleistung endgültig alle weströmischen Kraftreserven aufgezehrt zu haben. Die Verluste unter den regulären Truppen waren hoch und konnten nicht rechtzeitig wieder ausgeglichen werden. 452 konnte Aëtius daher offensichtlich nicht einmal mehr die Alpenpässe sperren; er konnte Attila nach dessen Invasion Italiens nur mit oströmischen Truppen Widerstand leisten.

Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern wurde sehr lange Zeit als eine der wichtigsten Entscheidungen in der Weltgeschichte gesehen, als eine Verteidigung des Abendlandes gegen asiatische Horden. Ein Beispiel dafür ist die lange erzählte Sage, dass sich diese Schlacht in jeder Nacht in den Lüften akustisch wiederhole.

Von dieser Sichtweise ist man heute in der Geschichtswissenschaft weitestgehend abgekommen, da Attila und seine Ziele und Möglichkeiten mittlerweile objektiver gesehen werden. Selbst wenn er die Schlacht gewonnen hätte, wäre das nicht das Ende Roms gewesen, sondern allenfalls das Ende des Aëtius und seiner Herrschaft in Ravenna. Dass Attila eine dauerhafte Eroberung Galliens oder noch weiterer Gebiete geplant hatte, gilt als nicht sehr realistisch – vor allem deshalb, weil er nicht die nötigen Ressourcen zur Verfügung hatte und weil es ihm nie um eine Eroberung des Römischen Reiches ging, sondern um Beute für seine Krieger und um Reputation, die durch die vorangegangenen Brüskierungen verlorengegangen war.

Ersteres gelang ihm in begrenztem Umfang, letzteres aber nicht. Als er sein Heer, das durch eine Seuche dezimiert war, 452 wieder aus Italien heimführte, hatte er nichts gewonnen. Ihm wurden weiterhin alle Jahrgelder verweigert, ebenso ein römischer Titel, der ihm Ansehen gebracht hätte, und ein foedus, der seine Beziehung zu West- und Ostrom geregelt hätte. 453 starb er eines natürlichen Todes. Wenig später wurde Thorismund ermordet, angeblich auf Betreiben des Aëtius (siehe oben). Da dieser nun keinen Gegner mehr zu fürchten hatte, wollte er seine Stellung in Ravenna zementieren, indem er seinen Sohn mit der Tochter des Kaisers Valentinian III. verlobte. Dieser reagierte, indem er den übermächtigen Heermeister 454 eigenhändig erschlug. Nur drei Jahre nach der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern waren damit alle Heerführer tot, und Westrom ging einem neuen Bürgerkrieg entgegen.

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