Dienstag, März 19, 2024
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Der keltische Heerführer „Brennus“ und die Schlacht an der Allia.

Brennus war ein Heerführer der keltischen Senonen, der im 4. Jahrhundert v. Chr. bis nach Rom vorstieß und die Stadt plünderte.

Die Senonen gehörten zu denjenigen keltischen Stämmen, die seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. von Gallien kommend in Norditalien siedelten. Sie bedrängten dort die Etrusker und kamen 387 v. Chr. mit der aufstrebenden Römischen Republik in Konflikt, als die etruskische Stadt Clusium diese um Beistand bat. Die aus römischer Sicht verheerendste Begegnung ihrer Geschichte waren die Schlacht an der Allia gegen die Senonen und Boier und die anschließende Plünderung und Brandschatzung Roms. Der Tag der Schlacht, der 18. Juli, ging als dies ater, als schwarzer Tag, in die Geschichte Roms ein, das damals kaum größer als der Senonenstamm war. Die siegreichen Kelten plünderten in der Folge die Stadt und nur die Burg auf dem Kapitol konnte von den Verteidigern gehalten werden – der Legende zufolge verhinderten die schnatternden Gänse der Juno einen heimlichen, nächtlichen Angriff der Gallier auf die Burg.

Ein Einfall der Veneter in Oberitalien und die siebenmonatige Belagerung des Kapitols bewogen die Kelten zum Rückzug, nicht ohne vorher mit dem römischen Konsulartribunen Quintus Sulpicius Longus ein Lösegeld von 1000 Pfund Gold ausgehandelt zu haben. Der Legende nach warfen die Römer bei der Auswägung dieses Lösegelds Brennus vor, falsche Gewichte zu benutzen. Daraufhin soll Brennus mit den Worten „vae victis.“ (dt. „Wehe den Besiegten.“) zusätzlich noch sein Schwert in die Waagschale geworfen haben, so dass diese nun noch mehr Gold zahlen mussten. Der Ausspruch wurde sprichwörtlich und wurde später etwa von Plautus und Plutarch zitiert. Der materielle Schaden für den römischen Staat war weitaus geringer als der immaterielle. Das Selbstbewusstsein war erschüttert; die Keltenangst blieb auf Jahrhunderte hinaus ein wichtiger Faktor in der römischen Außenpolitik. So schreibt Jochen Bleicken: „Niemals vergaßen [die Römer] das furchtbare Unglück; wie ein Schock hatte es auf sie gewirkt, und noch viele Jahrhunderte später, als Rom schon Weltreich war, fuhr jedem Römer das Entsetzen in die Glieder, wenn sich am fernen Horizont ein Haufen von Kelten zeigte.“ Als direkte Folge des dies ater legte Rom in den folgenden Jahrhunderten großen Wert auf ein stehendes Heer mit gut ausgebildeten Soldaten, das zum Grundstock des römischen Erfolges wurde.

Skulptur des Brennus mit einem Flügelhelm, 18. oder 19. Jahrhundert, gefunden auf einem französischen Schiff.
Skulptur des Brennus mit einem Flügelhelm, 18. oder 19. Jahrhundert, gefunden auf einem französischen Schiff.

Ob Brennus indes wirklich diesen Namen trug oder ihn im Nachhinein nach jenem Brennus erhielt, der ein Jahrhundert später tief nach Griechenland eindrang und dadurch für die römisch-griechische Welt eine ähnliche Schreckgestalt wurde, ist unklar.

Die Schlacht

Die Schlacht an der Allia war eine Auseinandersetzung zwischen Kelten und Römern im Rahmen der keltischen Invasion in Mittelitalien. Die Schlacht wird auf 387 v. Chr., evtl. auch auf das Jahr 390 v. Chr., datiert und fand an der Allia, einem Nebenfluss des Tibers in der Nähe von Rom, statt. Der Geschichtsschreiber Livius gab dem Tag der Schlacht die Bezeichnung Unglückstag (lat. Dies ater).

Die Ereignisse um die Schlacht an der Allia und die anschließende Einnahme Roms sind durch die spätere legendäre Überlieferung nur unzureichend zu rekonstruieren. Angeblich sollen die Senonen zum Vormarsch auf Rom durch die Weigerung der Römer, den Übeltäter von Clusium aus dem Geschlecht der Fabier an die Kelten auszuliefern, gereizt worden sein; man ernannte sogar drei Fabier zu Militärtribunen. Auch die genaue Datierung ist schwierig; Varro verlegt die Schlacht an der Allia in das Jahr 390 v. Chr., vermutlich hat sie aber eher 387 v. Chr. stattgefunden. Als Datum der Schlacht gilt der 18. Juli. Die Römer boten sechs Legionen mit ca. 40.000 Mann unter dem Kommando von Quintus Sulpicius auf, die sich an der Allia, einem kleinen linken Nebenfluss des Tiber, gut 10 km nördlich von Rom, postierten. Die Kelten überrannten den rechten Flügel der Römer, auf dem vor allem jüngere und unerfahrenere Soldaten standen, um daraufhin auch das Zentrum und den linken Flügel der römischen Linie zu schlagen. Die überlebenden Römer flohen in Panik nach Veji und nach Rom, wo sich die Bürger letztendlich auf den besser befestigten Kapitol-Hügel zurückzogen.

Eroberung Roms

Laut Polybios belagerten die Kelten das Kapitol sieben Monate lang. Da sie die Stadt brandschatzten und das Umland von Rom plünderten, ging ihnen bald der Nachschub aus. Hunger und Krankheiten, wie Malaria, brachen unter den Belagerern aus, sicherlich auch verstärkt dadurch, dass die Eroberer das südliche Klima im heißen Sommer nicht gewohnt waren. Wegen der grossangelegten Zerstörung der Stadt nimmt man an, dass es deswegen auch praktisch keine Aufzeichnungen aus dem Rom der Zeit vor der keltischen Invasion gibt. Eines Nachts wurde von den Senonen versucht, das Kapitol im Handstreich zu nehmen. Die Gänse der Stadt hätten dann aber Alarm geschlagen, sodass Marcus Manlius Capitolinus als Interrex die Attacke vereiteln konnte. Seither genossen die Gänse bei den Römern besondere Verehrung (Heilige Gänse der Juno). Auch berichteten Livius und Polybios von einer Lösegeldzahlung von 1000 Pfund Gold, um Rom freizukaufen, auf welche die Kelten eingingen. Als sich die Römer über die aufzubringenden Summe beschwert und sich auch darüber beklagt hätten, dass die Kelten sie beim Abwiegen des abzuliefernden Goldes betrügen würden, habe Brennus zusätzlich sein Schwert in die Waagschale geworfen mit den Worten: „Vae victis!“ („Wehe den Besiegten!“).

Folgen

Es dauerte lange, bis sich Rom psychologisch von der Katastrophe erholte. Hatten die Römer unmittelbar vor dem Einfall mit der Unterwerfung Vejis ihre Expansionspolitik eingeleitet, musste diese fürs Erste unterbrochen und an den Wiederaufbau gedacht werden. Vor allem musste die Stadt besser befestigt werden. Daher wurde in den nächsten Jahren die Servianische Mauer errichtet. Auch das Militär wurde reorganisiert. Statt des griechischen Phalanx-Speeres wurden die Römer mit dem Kurzschwert (Gladius) bewaffnet. Die Legionen wurden umstrukturiert und die Truppenteile der Triarii, Principes und Hastati eingeführt. Im Übrigen blieb die „Gallierkatastrophe“ als ein Trauma im kollektiven Gedächtnis der Römer haften und spielte noch eine Rolle, als sie später unter Julius Caesar Gallien erobern konnten. Besonders aktiviert wurde das Trauma wieder, als die vereinten germanischen Stämme der Kimbern, Teutonen, und Ambronen an ihrer nördlichen Grenze auftauchten und 113 v. Chr. bei Noreia drei römische Legionen vernichteten. Die Stadt Rom selbst blieb dagegen, bis zur Plünderung Roms durch die Westgoten, acht Jahrhunderte von weiteren Einfällen verschont.

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