Die Markomannen waren ein suebischer Volksstamm der Germanen. Der Name setzt sich aus Mark (Grenzland) und Männer zusammen.
Herkunft und Geschichte
Die Bezeichnung Markomannen ist erstmals im Zusammenhang mit römischen Schilderungen des Heeres des Ariovist 58 v. Chr. bezeugt.
Nach antiken Quellen wurden um 9 v. Chr. eine als Markomannen bezeichnete Stammesgruppe von den Römern im Rahmen der Drusus-Feldzüge (12 bis 8 v. Chr.) besiegt und wich deshalb unter dem von römischen Autoren als rex (König) bezeichneten Marbod (lateinisch Maroboduus) ins heutige Böhmen aus. Viele Grabfunde, insbesondere jene aus den sogenannten Fürstengräbern der markomannischen Oberschicht, belegen ein hochstehendes Kunsthandwerk.
König Marbod
Marbod, der als Jüngling in Rom lebte und sich der Wohltaten des Kaisers Augustus erfreute, gelangte vermutlich auf römische Veranlassung nach der Niederlage des Stammes gegen Drusus zur Führerschaft der Markomannen und wanderte mit diesen ostwärts nach Böhmen aus. Dort etablierte er ein starkes Stammesfürstentum und dehnte ab 3 v. Chr. seine Herrschaft über benachbarte germanischen Stämme wie die Hermunduren und Quaden und 5 n. Chr. die Semnonen und später auch die Langobarden aus, die er in einem losen Stammesbund zusammenführte. Die Semnonen waren jedoch der Stamm, „der sich Tiberius nicht unterwerfen wollte“ und der sich östlich der Elbe zurückgezogen hatte – die Region, in der sich Marbod aus römischer Sicht „als Schutzherr Germaniens aufspielte. Die Schwierigkeiten an der Elbe rührten eindeutig daher, daß die Elbgermanen im Markomannenkönig einen Rückhalt fanden.“ Am östlichen Ufer der Elbe versammelten sich zunehmend elbgermanische, von Marbod abhängige Truppen. Schon im Zuge des immensum bellum, eines schweren germanischen Aufstandes in den Jahren 1 bis 5 n. Chr., standen im letzten Kriegsjahr Semnonen, Hermunduren und Langobarden den Legionen des Tiberius an der Elbe gegenüber. Das Marbodreich war nach dem Jahr 5 n. Chr. der letzte große Machtblock in Germanien und Augustus ordnete an, diesen anzugreifen.
Im Frühjahr 6 n. Chr. marschierte Tiberius mit sechs bis sieben Legionen von Carnuntum an der Donau durch das Marchtal nach Böhmen. „Vom Westen her kämpfte sich Gaius Sentius Saturninus mit zwei oder drei Legionen entlang des Mains und später durch den Hercynischen Wald zu den Pässen des Böhmerwaldes vor. Dazu addierten sich germanische Hilfstruppen und Reiterei. Ungefähr 70.000 Mann, zwei Fünftel der römischen Armee, waren an dieser [..] Zangenbewegung gegen Marbod beteiligt.“ Kurz vor der Vereinigung der beiden Heeresgruppen brach jedoch der Pannonische Aufstand aus. Er griff auf ganz Illyrien über und gefährdete Makedonien und Italien. Tiberius schwenkte mit seinen Legionen sofort nach Süden in die Aufstandsgebiete um.
Waffenstillstand mit den Römern
Tiberius musste mit den Markomannen einen Friedensvertrag schließen, in dem die Römer den Status quo und den Königstitel von Marbod anerkannten. „Die offizielle Anerkennung seines Königstitels dürfte von einem reichen Strom wertvoller Geschenke und Handelsprivilegien begleitet gewesen sein.“ Die Römer behaupteten, sie hätten Marbod zum Frieden gezwungen. und Marbod „(prahlte später): ‚Von zwölf Legionen unter Führung des Tiberius angegriffen, habe er den Ruhm der Germanen unversehrt erhalten.‘“ Für die Römer entscheidend war, dass sich Marbod vom Pannonischen Aufstand fernhielt.
Nach der Niederschlagung des Aufstandes in Pannonien 8 n. Chr. hatte Tiberius einen großen Teil der Auxiliartruppen in die Heimatstandorte zurückgeschickt, doch zogen sich die Kämpfe in Dalmatien noch bis 9 n. Chr. hin. Die wahrscheinlichste Folge nach der Beseitigung dieser Gefahr wäre nun eine Wiederaufnahme des Feldzuges gegen Marbod gewesen Doch mittlerweile war Publius Quinctilius Varus überraschend mit drei Legionen vom Niederrhein zu einem Marsch an die Weser aufgebrochen. Die Nachricht von dessen Niederlage erreichte Tiberius kurz vor der Überfahrt nach Italien.
Arminius bot Marbod nach der Varusschlacht 9 n. Chr. ein Bündnis gegen die Römer an und sandte ihm daher das Haupt des Varus, das der Markomannenherrscher jedoch Augustus ausliefern ließ und somit eine germanische Koalition ausschlug. Trotzdem erkannte Rom Marbod nie als offiziell verbündeten Klientelherrscher an. Zur Rache für die desaströse Niederlage der Römer führten Tiberius und Germanicus in den nächsten Jahren in Germanien Krieg gegen die Koalition des Arminius (Germanicus-Feldzüge), in dem sich Marbod neutral verhielt. Deshalb versagte ihm Rom militärische Unterstützung nach seinem 17 n. Chr. geführten Krieg gegen die Cherusker unter Arminius.
Abhängigkeit von Rom
Die kriegerische Auseinandersetzung mit den Cheruskern unter Arminius im Jahre 17 und der nachfolgende Sturz Marbods im Jahre 19 durch den Gotonen Catualda beendeten die Machtstellung der Markomannen, die danach unter römischen Einfluss gerieten. Catualda war noch im Jahre 19 von den Hermunduren vertrieben worden. Daraufhin eroberte der Quadenkönig Vannius Böhmen. Seitdem sollen die Markomannen und Quaden von den gleichen Stammesführern (römisch als dux oder rex bezeichnet) beherrscht worden sein.
Einfälle in römisches Gebiet
Die Abhängigkeit von Rom, die nur durch Aufstände in den Jahren 89 und 92 unterbrochen wurde, hielt bis zu den Markomannenkriegen an, die mit Unterbrechungen von 166 bis 180 dauerten. In ihnen zeigten sich die Markomannen zusammen mit anderen germanischen und sarmatischen Stämmen als erbitterte und schlagkräftige Feinde des Römischen Reiches und drangen mehrmals tief in das Gebiet des Imperiums ein. Kaiser Mark Aurel musste die meiste Zeit seiner Regierung ihrer Abwehr widmen; er hielt sich im Legionslager Carnuntum in Pannonien nahe Vindobona, dem heutigen Wien auf. Nach Hans W. Haussig veränderten die Kriege mit dem Verwüsten der „fruchtbaren Poebene“ nachhaltig die „Struktur der Landwirtschaft“ in Italien, weshalb sich „die große Wende“ vollzog, die zum Niedergang der Landwirtschaft und später der sinkenden Bedeutung Italiens im römischen Reich geführt haben soll. Einige Forscher sehen die Markomannenkriege als Vorstufe der Völkerwanderung.
Weitere Einfälle der Markomannen auf römisches Reichsgebiet
fanden laut antiken Quellen in den Jahren 310, 323, 357 und 374 statt.
Auflösung der Stammesstruktur
Um 396 wurden durch Stilicho Teile der Markomannen, unter dem als dux bezeichneten Ehemann von Königin Fritigil, im später ostösterreichisch-westungarischen Raum (Pannonien) als Verbündete der Römer angesiedelt. Fritigil stand im Briefwechsel mit Bischof Ambrosius von Mailand und bewirkte die Christianisierung der Markomannen. Die umgesiedelten Markomannen befanden sich 433–451 unter der Herrschaft der Hunnen und kämpften auf ihrer Seite auf den katalaunischen Feldern, von denen sie nicht mehr nach Pannonien zurückkehrten.Die in Böhmen verbliebenen Markomannen gingen im 7. Jahrhundert (letzte germanische Siedlungsspuren in Böhmen) in den einwandernden Slawen auf und trugen eventuell zur Entstehung der Bajuwaren bei.
Liste der überlieferten markomannischen Stammesführer
um 9 v. Chr.–18 n. Chr.: Marbod
18/19 n. Chr.: Catualda
ab etwa 19 n. Chr.: Vannius
um 166: Ballomar
Nach Tacitus kamen die markomannischen und quadischen „Herzöge bzw. Könige“ bis ins 1. Jh. n. Chr. aus dem Geschlecht des Marbod und Tudrus.
Arminius war ein Fürst der Cherusker, der den Römern im Jahre 9 n. Chr. in der Varusschlacht mit der Vernichtung von drei Legionen eine ihrer verheerendsten Niederlagen beibrachte. Die antiken Quellen bieten nur wenige biografische Angaben zu Arminius. Das nachantike Bild des Cheruskerfürsten ist vor allem durch die von Tacitus geprägte Formel „Befreier Germaniens“ bestimmt.
Die an Arminius als historische Person angelehnte Gestalt Hermann der Cherusker wurde in Deutschland besonders im 19. Jahrhundert eine nationale Mythen- und Symbolfigur und Teil des deutschen Gründungsmythos. Dieses Arminius-Bild wurde in der Geschichtswissenschaft erst seit den 1970er Jahren von einer nüchterneren Betrachtungsweise langsam abgelöst. Sein germanischer Name ist unbekannt, weshalb über historische Parallelen zum Drachentöter Siegfried aus dem Nibelungenlied spekuliert wurde. Arminius ist häufiger Gegenstand von Belletristik und Populärwissenschaft.
Leben bis zur Varusschlacht
Herkunft und Jugend
Nur wenige biografische Details über Arminius sind bis zur Varusschlacht bekannt. Arminius kam aus einer der führenden Familien seines Stammes. Er wurde um 18/17 v. Chr. als Sohn des Cheruskers Sigimer geboren, der eine führende Stellung in seinem Stamm hatte. Velleius Paterculus nennt den Vater des Arminius „Erster seines Stammes“, was gewöhnlich mit der etymologisch ähnlichen Bezeichnung „Fürst“ übersetzt wird. Der Name seiner Mutter, die noch im Jahr 16 n. Chr. lebte, wird nicht genannt. Arminius’ Vater stand wie sein Onkel Inguiomer auf der Seite der Römer und führte die prorömische Partei unter den Cheruskern an. Ebenso wie sein Bruder Flavus diente Arminius als Führer germanischer Verbände längere Zeit im römischen Heer und wurde so mit dem römischen Militärwesen vertraut. In dieser Funktion diente er während des dem Pannonienkrieg vorangehenden Feldzugs vom Spätherbst 4 n. Chr. bis mindestens 6 n. Chr. im römischen Lager. Dabei erwarb er sich das römische Bürgerrecht sowie den Rang eines Ritters und erlernte die lateinische Sprache. Wahrscheinlich war Arminius in den Jahren 6–7 n. Chr. mit seinem Verband an der Niederschlagung des pannonischen Aufstandes beteiligt. Wiederholte Annahmen, Arminius habe im römischen Militär eine Karriere als „Berufsoffizier“ gemacht oder „eine den regulären Auxiliareinheiten stark angenäherte Truppe“ von Cheruskern kommandiert, sind unbeweisbare oder anachronistische Vermutungen.
Um das Jahr 7/8 n. Chr. kehrte Arminius in das cheruskische Stammesgebiet zurück. Arminius besaß zu dieser Zeit keineswegs die alleinige Macht bei den Cheruskern. Er war damals innerhalb der cheruskischen Führungsschicht mit Auseinandersetzungen konfrontiert. Segestes, der Vater der Thusnelda, war gegen eine Verbindung seiner Tochter mit Arminius, die wohl zu dieser Zeit seine Ehefrau wurde.
Aufstand gegen Varus
Als der Statthalter Publius Quinctilius Varus in das Cheruskerland bis an die Weser vorrücken wollte, sah Arminius im Herbst des Jahres 9 n. Chr. die Zeit für einen Aufstand gekommen. Er hielt sich mit seinen Gesinnungsgenossen, von denen Segimer genannt wird, bewusst im Lager des Varus auf, nahm dabei oft an dessen Tafel teil und versuchte, das Vertrauen des Statthalters zu gewinnen. Als Varus sich auf dem Weg in sein Winterlager befand, wurden ihm Unruhen gemeldet. Die Warnung des Fürsten Segestes noch am Vorabend des Aufbruchs, Arminius in Ketten zu legen, da er Verrat an Rom plane, nahm Varus nicht ernst. Der Vorwurf naiven Vertrauens und mangelnder Vorsicht des Varus gegenüber Arminius, den manche Quellen erheben, wird in der modernen Geschichtswissenschaft teilweise relativiert. Varus handelte wie gewöhnlich bei der Provinzialisierung eines eroberten Gebietes. Arminius wurde aufgrund seines römischen Bürgerrechtes und seines Ritterranges von Varus wohl als römischer Verbündeter angesehen, der als Anführer der dringend benötigten germanischen Hilfstruppen helfen konnte, die Lage ruhig zu halten.
Auf dem Weg zu dem von den Germanen gemeldeten Aufstand mussten die Römer durch ein ihnen wenig bekanntes Gelände, wo sie in einen Hinterhalt gerieten. Arminius besiegte in der Varusschlacht durch einen überraschenden Schlag die römische Besatzungsmacht. Die 17., 18. und 19. Legion sowie sechs Kohorten und drei Alen (Auxilien) gingen am Saltus Teutoburgiensis unter; Varus nahm sich das Leben. Welche Rolle Arminius während der Schlacht konkret spielte, ist ungewiss, sicher ist nur, dass er der Oberbefehlshaber der Germanen war, zu denen er noch auf dem Schlachtfeld sprach. Es wird aufgrund von Fundmünzen vermutet, dass die Schlacht im Raum Bramsche-Kalkriese stattfand. Seit 1987 werden in diesem Gebiet Ausgrabungen vorgenommen.
Aufgrund seiner Quellenanalyse schließt Dieter Timpe, dass es unmittelbar nach der Varusniederlage zu einer „westwärts gerichteten Offensive“ der aufständischen Germanen gekommen sei, bei der bis auf eines alle römischen Kastelle im rechtsrheinischen Germanien erobert worden seien. Die Köpfe der Getöteten ließ Arminius auf Lanzen an den feindlichen Wall herantragen, um somit die Hartnäckigkeit der Belagerten zu brechen. Als die Germanen das Gerücht vernahmen, Tiberius rücke mit einem Heer heran, zogen sich viele von ihnen zurück. Die römische Kastellbesatzung nutzte die Chance und kämpfte sich bis zum Rhein durch.
Motive für den Aufstand
Nach Tacitus berief Arminius sich auf das Vaterland, die Ahnen, Tradition, Ruhm und Freiheit. Die antike Historiografie sieht die möglichen Gründe für den Aufstand in der restriktiveren Verwaltung und Rechtsprechung des Varus, dem damit verbundenen Einfluss- und Machtverlust, den Tributforderungen und dem durch die Quellen bezeugten arroganten und unsensiblen Auftreten des Varus und weiterer Römer gegenüber den Cheruskern und anderen am Aufstand beteiligten Stämmen. Römischen Sitten und Bräuchen gegenüber waren die Germanen in der Mehrheit der Stämme und Stammesführer sehr reserviert. Arminius mag auch nach Macht über andere cheruskische und sonstige am Aufstand beteiligte Stämme gestrebt haben oder von einem Ehrbegriff geleitet worden sein. Der Überfall auf das Heer des Varus war jedoch keine einheitsstiftende Gemeinschaftstat der Germanen, sondern es waren im Wesentlichen die Stämme aus dem nordwestlichen Mittelgebirgsraum zwischen und Weser beteiligt. Friesen und vielleicht auch Chauken hielten Rom auch nach dem Jahr 9 die Treue.
Leben nach der Varusschlacht
Weitere Konflikte mit Rom
Nach der Varusniederlage wurde der Abzug der Leibwache durch Augustus angeordnet. Dieter Timpe hielt deshalb Verbindungen zwischen Arminius und der Leibwache in Rom für wahrscheinlich, die Augustus dazu veranlasst hätten, diese zu entlassen. Allerdings widerspricht dieser These die Rückführung der germanischen Leibwache nach Rom wenige Jahre später, die von Tacitus bezeugt wird. Die römische Niederlage bedeutete zwar einen großen Rückschlag, jedoch noch nicht den endgültigen Rückzug der römischen Germanienpolitik auf die Rheingrenze. Unter der militärischen Führung des Tiberius wurde die Flotte wieder eingesetzt, die drei verlorenen Legionen wurden sofort ersetzt und ihre Zahl auf acht erhöht. Der einzige Zeitzeuge Velleius Paterculus berichtet von bedeutenden militärischen Aktivitäten unter dem Kommando des Tiberius, bei denen weite Teile Germaniens verwüstet worden seien. Allerdings ist das Ergebnis der Feldzüge in den weiteren Quellen widersprüchlich dargestellt, weshalb nicht sicher ist, was Tiberius in den Jahren 10 bis 12 erreichte. Er soll nur mit äußerster Vorsicht und strenger Disziplin versucht haben, in Germanien vorzudringen.
Wohl in Erwartung weiterer Auseinandersetzungen mit Rom strebte Arminius daher ein Bündnis mit dem Markomannenkönig Marbod an; der abgetrennte Kopf des Varus wurde an Marbod gesandt. Marbod lehnte das Bündnisangebot des Arminius ab und schickte den Kopf an Augustus. Der Princeps soll, als er von der Niederlage erfuhr, seine Kleider zerrissen und ausgerufen haben: „Quintilius Varus, gib mir die Legionen zurück!“ Augustus ließ das Haupt des Varus ehrenvoll im Familiengrab bestatten.
Im Jahre 13 übergab Augustus Germanicus, dem von Tiberius adoptierten Sohn des Drusus, die Befehlsgewalt über die Truppen. Mit acht von 25 Legionen befehligte er fast ein Drittel der gesamten römischen Streitmacht und damit ein wesentlich größeres Heer als Varus.
Die antiken Autoren überliefern keine konkreten Zahlenangaben zum Arminiusheer, weshalb dessen Stärke während der Germanicus-Feldzüge (14 bis 16 n. Chr.) in der Forschung unterschiedlich eingeschätzt worden ist. So hat Kurt Pastenaci eine Zahl von 40.000 Mann angenommen, neuere Schätzungen gehen von etwa 50.000 Mann aus, mit beträchtlichem Spielraum nach oben und unten.
In den Jahren 14 bis 16 n. Chr. führte Arminius eine erweiterte Koalition germanischer Stämme in Abwehr der von Germanicus geführten römischen Wiedereroberungsexpeditionen. Trotz gegenteiliger Darstellungen war der größte Erfolg des römischen Unternehmens lediglich die Gefangennahme Thusneldas, der Ehefrau des Arminius.
Thusnelda wurde im Jahr 15 n. Chr. von Germanicus gefangen, als ihr Vater Segestes sie dem Römer auslieferte. Sie war zu dieser Zeit schwanger und brachte in der Gefangenschaft ihren Sohn Thumelicus zur Welt, der in Ravenna aufwuchs. Der von Tacitus angekündigte Bericht über dessen weiteres Schicksal ist nicht erhalten; vielleicht starb er also zur Zeit einer „Lücke“ in den Annalen, etwa 30–31 n. Chr. Möglicherweise war er 47 n. Chr. bereits tot, als sich die Cherusker von Kaiser Claudius den Italicus zum König erbaten. Sichere Belege gibt es jedoch nicht.
In der ersten Schlacht, nicht weit vom Ort der Varusschlacht, lockte Arminius die römische Reiterei in eine Falle. Jedoch hatte Germanicus rechtzeitig seine Legionen herangeführt, so dass der Kampf unentschieden endete. Danach zog sich Germanicus an die Ems zurück, wobei er die Hälfte seiner Armee unter die Führung des Caecina stellte; diese Armee sollte über die langen Brücken nach Vetera marschieren und entlang der Nordseeküste den Rhein erreichen. Arminius überholte die Legionen Caecinas in Eilmärschen und wartete, bis die Römer ein Lager aufbauten, bevor er sie angriff. Es kam zu einer mehrtägigen Schlacht, die, wie von Tacitus beschrieben, zunächst große Ähnlichkeit mit der Varusschlacht aufwies. Doch am letzten Tag, als die Römer geschlagen und entmutigt in ihrem Lager saßen, riet Arminius’ Onkel Inguiomer zum Angriff auf das Lager. Arminius plädierte dafür, bei der bewährten Taktik des Überfalls auf das marschierende Heer zu bleiben, konnte sich aber nicht durchsetzen. Beim folgenden Sturm auf das Lager erlitten die Germanen einen Rückschlag, der aber nur bedeutete, dass der germanische Sieg nicht so vollkommen war wie bei der Varusschlacht. Arminius blieb im Kampf unversehrt, Inguiomer wurde schwer verwundet, und die Reste der Armee Caecinas konnten sich über den Rhein retten.
Kämpfe des Jahres 16 n. Chr.
Im Jahre 16 n. Chr. unternahm Germanicus mit acht Legionen einen neuen Feldzug gegen die Cherusker und ihre Verbündeten, um erneut zu versuchen, Germanien zu erobern. Die Cherusker zogen sich hinter die Weser zurück und die Römer folgten ihnen. Vor der Schlacht lieferten sich Arminius und sein in römischen Diensten stehender Bruder Flavus angeblich ein Streitgespräch, wobei sie sich von gegenüberliegenden Seiten der Weser zuriefen. Laut Tacitus vertrat Arminius in diesem Gespräch das heilige Recht des Vaterlandes, die altüberkommene Freiheit und die germanischen Götter, während der romfreundliche Flavus seinem Bruder die Größe Roms, die Macht des Kaisers und die harten Strafen für Aufständische vorhielt. Flavus versicherte, Thusnelda und ihr Sohn würden gut behandelt. Zur Einigung kam es dabei nicht, vielmehr soll Flavus nur von einem Kameraden von einem Gefecht zurückgehalten worden sein.
Am folgenden Tag überschritt Germanicus die Weser und bereitete alles zum Angriff vor. Einen Tag später trafen die Heere bei Idistaviso aufeinander. Tacitus beschreibt die Schlacht als großen römischen Sieg, Arminius wurde in der Schlacht schwer verwundet und konnte nur einer Gefangennahme entkommen, indem er sich das Gesicht mit seinem eigenen Blut bestrich. Trotz großer Verluste waren die Germanen noch stark und kampfeslustig genug, um den Römern erneut entgegenzutreten. Die Germanen wählten sich mit dem Grenzwall der Angrivarier wiederum ein günstiges Terrain zwischen einem Fluss und Wäldern aus. In der Schlacht vom Angrivarierwall zeigte sich Arminius geschwächt, entweder wegen der beständigen Gefahren oder weil ihn die Verwundung hemmte. Obwohl die Römer siegten, sah sich Germanicus genötigt, Germanien bereits im Sommer erneut zu verlassen, lange vor einem geplanten Rückzug ins Winterlager. Mit seinem Rückzug an den Rhein war der römische Eroberungsversuch endgültig gescheitert. Der hartnäckige germanische Widerstand und die damit verbundenen römischen Verluste erklären die Abberufung des Germanicus durch den neuen Kaiser Tiberius und damit den Verzicht auf eine weitere offensive römische Grenzpolitik. Tiberius hielt es für das Beste, die Germanen ihren inneren Zwistigkeiten zu überlassen.
Interne Stammeskonflikte und Tod
In den Jahren 9 bis 16 n. Chr. gehörten zu den Verbündeten des Arminius neben den Cheruskern die Brukterer, die Usipeter, Chatten, Chattuarier, Tubanten, Angrivarier, Mattiaker und Lander. Im Frühjahr 17 n. Chr. kam es zu einer Schlacht gegen Marbod, aus dessen Machtbereich die Semnonen und Langobarden zu Arminius übergelaufen waren. Dagegen ging Inguiomer, der Onkel des Arminius, zu Marbod über. Marbod wurde von Arminius besiegt und musste sich nach Böhmen zurückziehen. Jedoch konnte Arminius seinen militärischen Erfolg nicht weiter ausnutzen, da er nicht in die natürliche Festung Böhmen eindringen konnte. Danach musste er sich mit innergermanischen Rivalitäten und auf germanischer Seite zahlreichen wechselnden pro- und antirömischen Positionen auseinandersetzen. Vorwiegend (doch nicht stets) auf Seiten der Römer kämpften die Ubier, die Bataver und teils auch die Friesen.
Die Koalition des Marbod strebte kein eigenes Großreich an, sondern warf vielmehr Arminius vor, die Königsherrschaft über ein solches anzustreben. Ein Angebot des Chattenfürsten Adgandestrius, Arminius mit Gift töten zu lassen, lehnte Rom formal ab; ob Rom dennoch versucht haben könnte, seinen Tod herbeizuführen, ist nicht bekannt. Das brieflich unterbreitete Angebot verdeutlicht nicht nur weitere Spannungen in der Führungssippe, sondern einen Bruch des cheruskisch-chattischen Bündnisses. Im Jahre 21 wurde Arminius von Verwandten ermordet.
Der Boudicca-Aufstand war der Aufstand der beiden einheimischen Stämme der Icener und Trinovanten gegen die römischen Besatzer Britanniens in den Jahren 60 und 61 n. Chr., der von der britannischen Königin und Heerführerin Boudicca angeführt wurde. Die schlechte Behandlung der Stämme durch die Römer löste den Aufstand aus. Beide Seiten kämpften mit großer Brutalität. Boudiccas Streitmacht zerstörte drei große römische Siedlungen (darunter auch Londinium) und tötete einen Großteil der verbliebenen Bewohner und Verteidiger. Eine zahlenmäßig unterlegene römische Armee unter Gaius Suetonius Paulinus stellte die Aufständischen in den „Midlands“ entlang der Watling Street und vernichtete sie. Die mit Abstand wichtigste Quelle für die Ereignisse ist der römische Geschichtsschreiber Tacitus.
Hintergrund
Demütigung der Icener
Die britannischen Icener lebten unter ihrem König Prasutagus im Gebiet des heutigen East Anglia (Norfolk und Suffolk). Prasutagus hatte sich früh für ein Bündnis mit Rom entschieden. Der Vertrag von 43 n. Chr. regelte, dass er sein Reich als Klientelkönig der Römer weiterregieren konnte. Prasutagus starb etwa im Jahre 60 n. Chr. und vererbte sein Königreich zu gleichen Teilen seinen beiden Töchtern und dem römischen Kaiser Nero. Er hoffte, dadurch den Fortbestand seines Reiches sicherzustellen und vor allen Dingen seine Familie vor Übergriffen der Römer schützen zu können. Doch das Gegenteil trat ein: Die Römer unter der Führung des Procurators Catus Decianus zogen in das Land der Icener ein und behandelten das Reich des bisherigen Klientelkönigs von nun an als einen Teil der römischen Provinz. Wie Tacitus berichtet, zerstörten römische Soldaten Prasutagus’ Ländereien und Sklaven des Procurators dessen Haus. Außerdem misshandelten sie angeblich Prasutagus’ Witwe Boudicca und vergewaltigten und entführten deren beide Töchter. Hinzu kam die plötzliche Rückforderung hoher Kredite durch römische Gläubiger, zu denen auch der Philosoph Seneca gehörte.
Dieser Demütigung waren langjährige Provokationen durch die Römer vorausgegangen. Ein Höhepunkt jener Entwicklung war im Jahre 47 n. Chr. der Versuch des Publius Ostorius Scapula, ihm bedrohlich oder verdächtig erscheinende Stämme entwaffnen zu lassen. Dies hatte einen Aufstand mehrerer Gruppen ausgelöst, zu denen auch die Icener gehörten. Die Aufständischen waren jedoch in einer entscheidenden Schlacht (wahrscheinlich in Stonea Camp im Cambridgeshire) geschlagen worden und mussten sich den römischen Besatzern fügen.
Vertreibung und Provokation der Trinovanten
Zu den weiteren römischen Provokationen gehörte vor allem die Vertreibung der Trinovanten aus ihrer Hauptstadt Camulodunum, dem heutigen Colchester, um dort im Auftrag des römischen Kaisers Claudius eine Veteranenkolonie für ehemalige Legionäre zu errichten. Diese sollte dem Erhalt des römischen Einflusses in der Stadt dienen, nachdem die ursprünglich dort stationierte Legio XX zur Bekämpfung der Silurer nach Westen verlegt worden war. Tacitus beschreibt das konfiszierte Land als „agri captivi“ (dt. „erobertes Land“). So war es den Römern erlaubt, sich das Land anzueignen und die Bevölkerung wie Sklaven zu behandeln. Funde britischer Schädel in Colchester, die auf Exekutionen hinweisende Verletzungen aufweisen, bekräftigen diese Annahme.
Eine zusätzliche Provokation war der Baubeginn eines Tempels in Camulodunum zu Ehren des 54 n. Chr. verstorbenen und vom römischen Senat konsekrierten Claudius, in dem angeworbene Britannier als Priester dienen sollten. So wollte Rom den Trinovanten einen „Gott“ oktroyieren, der sie zu seinen Lebzeiten durch Vertreibung und Unterdrückung hatte erniedrigen lassen. Gravierender war jedoch, dass jener Tempel durch die Trinovanten selbst bezahlt werden sollte und dadurch eine sehr hohe Abgabenlast auf dem Stamm lag. Archäologische Funde lassen vermuten, dass der Tempel nicht fertig gestellt wurde und dem Aufstand zum Opfer fiel.
Der Aufstand
Zeitliche Einordnung
Obwohl Tacitus ausschließlich über das Jahr 61 schreibt, gehen Historiker heute davon aus, dass Boudicca die Stämme unmittelbar nach dem Tod ihres Mannes im Spätjahr 60 zum Aufstand aufrief und dieser bis ins folgende Jahr andauerte. Dafür spricht, dass die Demütigung Boudiccas und ihres Stammes nach dem Tod ihres Ehemannes wohl ein starker Auslöser für einen spontanen Aufstand gewesen sein muss. Der Moment war für die Icener und Trinovanten im Übrigen äußerst günstig: Das römische Lager in Saham Toney, das eigens zur Kontrolle der Icener erbaut worden war, hatten die Römer bereits zwei Jahre zuvor wieder verlassen, und der Großteil der römischen Armee befand sich weit entfernt im Kampf gegen die Druiden bei Mona (Anglesey). Die Spontaneität des Aufstandes und die Entschlossenheit der Aufständischen wird weiter durch die Tatsache unterstrichen, dass die Felder zur Versorgung des Stammes nicht weiter bestellt und die Kämpfer von ihren gesamten Familien begleitet wurden. Derartige Migrationen hatten in vergleichbaren Situationen zuvor schon bei gallischen und germanischen Stämmen stattgefunden und können als Beleg dafür gewertet werden, dass dem Aufstand keine langwierigen strategischen Überlegungen vorangingen.
Verlauf
Boudicca zog nach den vorangegangenen Erniedrigungen ein Heer zusammen. Neben den Icenern schlossen sich ihr die benachbarten Trinovanten und kleine Teile anderer, jedoch unbekannter Stämme an, die sich durch die römische Behandlung ebenfalls unterdrückt sahen. Sie entschlossen sich, gemeinsam loszuziehen und nach neuen Siedlungsgründen zu suchen, in welchen sie von den Römern unabhängig leben konnten.
Ihr Weg führte sie zunächst zur Veteranenkolonie Camulodunum. Diese Kolonie war selbst vollkommen verteidigungsunfähig und bat daher den Procurator Catus Decianus um Unterstützung. Dieser schickte jedoch nur 200 schlecht bewaffnete Soldaten, die den Aufständischen schnell zum Opfer fielen. In der Folge machten die Aufständischen den damaligen Hauptsitz der römischen Besatzungsmacht dem Erdboden gleich. Der Legat Quintus Petilius Cerialis stellte sich ihnen mit der Legio IX bei Camulodunum entgegen, konnte die Übermacht der Britannier aber ebenfalls nicht aufhalten. Seine Fußtruppen wurden aufgerieben, mit der Reiterei musste Cerialis sich in ein befestigtes Lager zurückziehen. Der Prokurator Decianus floh nach Gallien.
Der römische Feldherr und Statthalter Britanniens, Gaius Suetonius Paulinus, befahl daraufhin seinen in Mona stationierten Legionen, nach Londinium (London) zu marschieren, während er selbst ihnen vorauseilte, um die Situation einschätzen zu können und gegebenenfalls Auxiliartruppen auszuheben. In Londinium jedoch erkannte er, dass eine Verteidigung der Stadt mit den verfügbaren Mitteln nicht möglich war. Er konnte daher nicht verhindern, dass die Aufständischen ihren Zug bis nach Londinium fortsetzten und die Stadt brandschatzten. Er musste in diesem Stadium des Krieges sowohl Londinium als auch Verulamium (St Albans) kampflos aufgeben, mit der Folge, dass auch der dort ansässige, mit Rom verbündete Stamm der Catuvellaunen Boudiccas plündernden Horden zum Opfer fiel. Boudiccas Heer soll zu diesem Zeitpunkt etwa 80.000 Personen umfasst haben – was aber wahrscheinlich eine erhebliche Übertreibung darstellt – und war mittlerweile eine ernsthafte Bedrohung der römischen Herrschaft in Britannien. Hierbei muss allerdings berücksichtigt werden, dass ein Großteil dieser Heerschar aus den Frauen und Kindern der Aufständischen bestand, die den Soldaten auf Wagen folgten. Dennoch wurden laut Tacitus ungefähr 70.000 römische Bürger und Bundesgenossen durch die Angriffe von Boudiccas Heer getötet.
Suetonius Paulinus sah daher nur noch die Möglichkeit, eine offene Feldschlacht zu suchen. Seine größte Sorge war, dass seine Streitmacht in bewaldetem Gebiet mittels zahlreicher kleinerer Angriffe aus dem Hinterhalt aufgerieben würde. Unter ähnlichen Umständen war bereits zuvor die Legio IX unter Petilius Cerialis durch die Icener geschlagen worden und lag nun kampfunfähig in den östlichen Midlands. Auch von der Legio II in Exeter unter dem Praefectus Castrorum Poenius Postumus konnte Suetonius keine Unterstützung erwarten, da dieser sich weigerte, sich mit Suetonius’ Streitkräften zu verbinden.Schlacht an der Watling Street
Datum
61 n. Chr.
Ort
unbekannt (wahrscheinlich Manduessedum an der Watling Street)
Ausgang
Sieg der Römer
Konfliktparteien
Britannier
Römisches Reich
Befehlshaber
Boudicca
Suetonius Paulinus
Truppenstärke
angeblich über 80.000
10.000
Verluste
angeblich 80.000
400 Getötete, 400 Verletzte
Die Schlacht an der Watling Street
Ort der Schlacht
Wo genau die Schlacht stattfand, ist heute nicht mehr festzustellen. Es wird vermutet, dass die beiden Streitmächte an einem Ort entlang der Watling Street, die von London nach Nordwesten führt, in der Nähe des heutigen Atherstone oder Mancetter (damals Manduessedum) aufeinander trafen.
Verlauf
Suetonius Paulinus, dem etwa 10.000 Mann – bestehend aus der Legio XIV, Vexillationen der Legio XX sowie Auxiliartruppen – zur Verfügung standen, wählte als Kampfplatz eine durch eine Schlucht begrenzte Ebene mit Wald im Hintergrund, so dass er die Feinde auf einer offenen Ebene vor sich hatte und keinen Hinterhalt befürchten musste. Die Legionssoldaten wurden in dichten Reihen aufgestellt, auf beiden Seiten die Hilfstruppen und auf den äußersten Flügeln die Reiterei. Die Britannier dagegen schwärmten überall in ungeordneten Haufen und Schwadronen umher. Voller Siegeszuversicht hatten sie ihre Frauen mitgebracht, die auf Wagen am äußersten Rand der Ebene saßen.
Nach den Reden, die die beiden Heerführer Boudicca und Suetonius laut Tacitus an ihre Heere gehalten hatten, begann die Schlacht. Die Legion blieb zu Beginn unbeweglich in der Deckung der Schlucht stehen und ließ den Gegner in Reichweite für ihre Wurfspieße kommen. Nachdem sie dann auf die ungeordnet anrückenden Britannier ihre Wurfspieße geworfen hatte, rückte sie in einer geordneten Phalanx vor und trieb einen Keil in die Reihen der Angreifer. Auch die Hilfstruppen und die Reiterei gingen nun vor und die Britannier konnten nicht mehr standhalten. Sie wandten sich zur Flucht, doch war ein Entkommen schwierig, da sie die Wege von den umherstehenden eigenen Wagen versperrt fanden. So wurden die Fliehenden samt ihren Frauen von den Römern niedergemetzelt. Tacitus berichtet von Verlusten in Höhe von 80.000 Personen auf britannischer Seite, gegenüber 400 auf römischer Seite. Die Zahlenangaben sind abermals verdächtig, aber fest steht: Die Römer errangen einen vollständigen Sieg.
Das Ergebnis dieser Schlacht hat Tacitus treffend zusammengefasst: „Der glückliche Ausgang einer einzigen Schlacht brachte die Provinz in ihre alte Unterwürfigkeit“. Unklar ist, wie groß die Chancen Boudiccas und ihrer Truppen tatsächlich waren, die Römer entscheidend zu schlagen und damit die Geschichte der Eroberung Britanniens in völlig neue Bahnen zu lenken. Es war vor allem der undisziplinierte Kampfstil der britischen Kämpfer im offenen Feld, der sie gegen die disziplinierten und taktisch gut aufgestellten Römer unterliegen ließ.
Folgen des Aufstandes
Über das weitere Schicksal Boudiccas gibt es zwei Versionen: Tacitus berichtet, dass Boudicca sich durch Gift das Leben nahm, Cassius Dio hingegen meint, dass Boudicca erkrankte und starb. Den Stamm der Icener hatte der Aufstand jedoch hart getroffen, da sich das Volk im Verlauf des Krieges nicht um die Ernte gekümmert hatte und deshalb in der Folge unter einer großen Hungersnot litt.
Poenius Postumus, der sich geweigert hatte, Suetonius Paulinus mit der Legio II zu unterstützen, stürzte sich nach dessen Sieg in sein eigenes Schwert, um so seine Ehre wiederzugewinnen.
Suetonius galt nun unter den Römern zwar als Held, wurde aber für seine Vergeltungsaktionen gegen die Icener und Trinovanten auch stark kritisiert. Seine extrem harten Strafaktionen drohten die britische Insel in ein Chaos zu stürzen. Nero beauftragte deshalb seinen Freigelassenen Polyclitus mit der Untersuchung der Vorwürfe, worauf Suetonius Paulinus noch im selben Jahr durch Publius Petronius Turpilianus ersetzt wurde. Letzterer unternahm keine weiteren militärischen Aktionen gegen die Icener und die anderen aufständischen Stämme. Der Aufstand hatte derartig starke negative Auswirkungen auf die Moral und die Kampfstärke der römischen Truppen, dass für die nächsten zehn Jahre keine weiteren Eroberungsversuche in Britannien unternommen wurden. Der Biograf Sueton berichtet, dass die Ereignisse des Boudicca-Aufstandes Nero sogar zu der Überlegung veranlasst hätten, sich ganz aus Britannien zurückzuziehen.
Die Icener wurden nach dieser Auseinandersetzung mittels einer strengen militärischen Herrschaft kontrolliert, erhielten jedoch auf Veranlassung der Römer in den 80er Jahren des 1. Jahrhunderts erneut eine autonome Regierung. Die friedliche und zurückhaltende Politik der Römer (vor allem unter Marcus Trebellius Maximus, 63–69) dauerte bis 71 an, als Quintus Petilius Cerialis – der selber beinahe sein Leben im Boudicca-Aufstand verloren hatte – zum neuen Statthalter von Britannien ernannt wurde und die Eroberungsfeldzüge in den Westen und Norden Britanniens wieder aufnahm.
Für die Archäologie besonders wichtig ist der so genannte „Boudican destruction horizon“ (dt. Boudiccas Zerstörungshorizont). Dies ist eine bei Ausgrabungen in Städten, die dem Aufstand zum Opfer fielen, gefundene 30 bis 150 cm dicke Lage verbrannten Materials. Sie zeigt die Ausmaße der Zerstörung durch die brandschatzenden Aufständischen. Auch können dadurch archäologische Funde zeitlich leicht zugeordnet werden.
Wikingerburg ist eine Sammelbezeichnung für kreisförmige Anlagen aus der Regierungszeit Harald Blauzahns oder Sven Gabelbarts in Dänemark und Schonen. Sie wurden teilweise mit Hilfe der Dendrochronologie datiert.
Die Burgen vom Trelleborg-Typ wurden nach der zuerst gefunden Anlage, der Trelleborg nahe Slagelse benannt, die zwischen 1936 und 1941 ausgegraben wurde. Die so genannten Trelleborge werden wegen ihres geometrischen Aufbaus nicht ganz zutreffend als Ringburgen bezeichnet. Sie unterscheiden sich jedoch von anderen nordischen Anlagen (Fornborgar), die oft radiale Einbauten haben. Technisch gesehen gehören die „Ringburgen“ der Wikinger zu den Wallburgen, von denen sie sich durch ihre exakte Geometrie abgrenzen. Der Aufbau des „Walles“ wird bei Trelleborg erläutert, da er sich hier bei der Ausgrabung deutlich erschließen ließ.
Wikingerzeitliche Ringburgen
Aggersborg am Limfjord, Dänemark.
Borrering nahe Køge, Seeland, Dänemark.
Fyrkat nahe Hobro, Dänemark.
Nonnebakken in Odense, Dänemark.
Trelleborg nahe Slagelse, Dänemark.
Ähnliche Burgen, die aber nicht zum Trelleborg-Typ gerechnet werden, sind:
Trelleborg, in Trelleborg, Schonen, in Schweden.
Borgeby nördlich von Lund in der Nähe des Lödde å, Schonen.
2002 wurde die Ringburg von Lyby in einem Ortsteil von Rygge in Østfold, Südost–Norwegen, gefunden. Es handelt sich um eine ringförmige Formation, die einstweilen als wikingerzeitliche Ringburg interpretiert wird.
Borgeby und Trelleborg in Schonen werden von der Wissenschaft nicht als echte Ringburgen angesehen. Borgeby wird im Reallexikon der Germanischen Altertumskunde nicht einmal erwähnt. Bei der Trelleborg in Schonen fehlt jede innere Bebauung, der Wall war einfach und der Graben war nicht V-förmig, sondern trogförmig (Lit.: Roesdahl). Die Burgen Borgeby, Trelleborg in Schonen und Trelleborg auf Sjælland sind in mehreren Phasen gebaut worden, dagegen wurden Aggersborg und Nonnebakken sofort in ihrer endgültigen Form nach einem fertigen Grundkonzept gebaut. Wer die Vorläuferburgen der in mehreren Phasen gebauten Ringanlagen gebaut hat, ist ungewiss.
Etymologie
Zum Namen „Trelleborg“ gibt es zwei verschiedene Deutungen:
Traditionell wurde der Name Trelleborg als eine von Sklaven erbaute Befestigung erklärt (das dänische Wort für Sklave ist træl).
Andererseits könnte der Namen von der Bauart herführen. Die gespaltenen Balken, die zur Verkleidung der Innen- und Außenwände der kreisförmigen, in Stabbautechnik gebauten Wallanlage wurden früher als „treller“ bezeichnet. Damit würde der Name etwa „Balkenburg“ lauten.
Vergleich der einzelnen Ringburgen
Name
Innerer Durchmesser
Wallbreite
Anzahl der Häuser
Länge der Häuser
Datierung
Aggersborg (DK)
240 m
11 m
48
32.0 m
Fyrkat (DK)
120 m
13 m
16
28.5 m
um 980(d)
Borrering (DK)
122 m
ca. 11 m
Nonnebakken in Odense (DK)
120 m
Trelleborg nahe Slagelse (DK)
136 m
19 m
16
29.4 m
um 980(d)
Lyby (N)
140 m
12–13 m
10. Jahrhundert
Borgeby (S)
150 m
15 m
Trelleborg in Trelleborg (S)
125 m
um 980(c14)
Direkte Vorbilder für diese Ringburgen hat man in Europa nicht gefunden. An der Nordseeküste von Nordfrankreich über Belgien bis in die südlichen Niederlande hat man ähnliche Anlagen gefunden. Bisher glaubt man, diese „Ringwallburgen“ in Frankreich in Saint Omer, Brokburg, Bergues (Sint-Winoksbergen), in Belgien in Veurne, Oudenburg, Brügge und in der niederländischen Provinz Zeeland in Oostburg, Oost-Souburg, Middelburg, Domburg und Burgh nachweisen zu können.
Die Anlage von Oost-Souburg auf der Insel (heute Halbinsel) Walcheren an der Scheldemündung hat zwar eine ähnliche Größe, ist im Inneren aber anders, vor allem nicht so regelmäßig angelegt. Sie ist heute teilweise rekonstruiert worden und kann besichtigt werden.
Man ist sich darüber einig, dass die Anlagen vom König errichtet worden sind. Den ältesten bekannten Königsburgen war nur eine kurze Zeit beschieden. Aus dem 11. Jahrhundert sind in Dänemark weder Königs- noch Adelsburgen bekannt. Die strenge geometrische Figur wurde unter dem Eindruck der Jómsvikinga Saga aus der Zeit um 1200 mit militärischer Disziplin in Verbindung gebracht. Die dem entgegenstehende vielschichtige und auch zivile Nutzung der Häuser kann durchaus einer Zeit entstammen, als der militärische Zweck bereits aufgegeben war.
Deutung
Im Laufe der Zeit wurden vier Deutungsrichtungen mit wissenschaftlichem Anspruch entwickelt, die auch in Varianten vertreten wurden.
Kasernen und Winterlager in Verbindung mit der Eroberung Englands 1013 und 1016. Hintergrund für diese Auffassung war, dass man die Königsmacht und die Gesellschaft der Wikingerzeit für primitiv hielt. Das Danegeld sollte die Errichtung der Anlagen finanziert haben. Der Zweck sei die Eroberung und Plünderung Englands gewesen. Sie wird heute schon aus chronologischen Gründen nicht mehr vertreten.
Verteidigungsanlagen gegen äußere Feinde, insbesondere aus dem Norden und aus dem Süden. Diese Theorie stützt sich auf die Lage der Burgen im Norden und Osten Dänemarks und zwar dort, wo es keine anderen Befestigungsanlagen gab. Außerdem gebe es Parallelen in anderen Ländern, die diesen Zweck nahelegten. Die militärischen Konfrontationen mit Norwegern, Schweden, Deutschen und Slawen gäben Grund genug.
Burgen im Zuge der Reichseinigung. Diese Theorie entstand ebenfalls vor der dendrochronologischen Datierung. Sie stützte sich auf die Aussage Harald Blauzahns auf einem Jellingstein, dass er ganz Dänemark erobert habe. Dazu passte ihre Lage weit weg vom Meer, aber nahe bei wichtigen Straßenverbindungen. Als Variante wird noch vermutet, es handele sich um Prestige-Anlagen Haralds und um politische Machtzentren.
Zwingburgen, deren Hauptzweck die Bekämpfung der Unruhen, die im Aufstand Sven Gabelbarts gegen seinen Vater ihren Höhepunkt erreichten. Den Hintergrund dieser Theorien bildet die präzisere dendrochronologische Datierung in die späte Regierungszeit Harald Blauzahns.
Eine neue Deutung bietet sich an, seit in Jelling ein Komplex mit Langhausbauten des Trelleborgtyps entdeckt wurde, der als Herrschaftssitz Harald Blauzahns angesehen wird. Dies führt zu der Überlegung, ob es sich bei den anderen Wikingerburgen möglicherweise auch um Königspfalzen handelt.
Die Bezeichnung „Rus“ erhielten die Herrschaftsgebiete des Waräger-Geschlechts der Rurikiden, das nach ihrem Stammesfürsten Rjurik benannt ist. Die mittelalterlichen Quellen nennen dieses Land „Rus“ oder „russisches Land“. Es bildete eine Handelskette zwischen Ostseeraum, Schwarzem Meer und Bosporus. Der Begriff „Kiewer Rus“ wurde im 19. Jahrhundert vom russischen Historiker Nikolai Karamsin geprägt, um dieses Kiewer Reich gegen die späteren Fürstentümer Wladimirer Rus und Moskauer Rus abzugrenzen.
Die modernere russische und weißrussische Wissenschaft tendiert dazu, den Sammelbegriff Altrussischer Staat zu verwenden. Der Grund dafür ist, dass der Begriff „Kiewer Rus“ den Beginn der Staatlichkeit in Nowgorod unter Rurik vor der Verlegung der Hauptstadt nach Kiew im Jahre 882 traditionell zwar mitumfasst, aber vom Namen her nicht berücksichtigt.
Eine nationalstaatliche Sichtweise auf mittelalterliche Vielvölkerreiche wie das Kiewer Reich wird ihrer multiethnischen Zusammensetzung nicht gerecht. Die Kiewer Rus war kein ukrainischer oder russischer Nationalstaat, der ethnisch relativ einheitlich gewesen wäre und aus dem sich im Zuge der weiteren Expansion das spätere polyethnische und multireligiöse Russland entwickelt hätte. Es war selbst schon ein dynastischer Herrschaftsverband, in dem neben Slawen auch finnugrisch-, baltisch- und turksprachige (Tataren) Stämme lebten.
Geschichte
Waräger in Gardarike
Seit dem 8. Jahrhundert fuhren skandinavische Fernhändler (Waräger) die Flüsse Dnjepr und Don entlang auf dem Weg ins Byzantinische Reich. Um 750 gründeten sie die erste Siedlung in Ladoga. In skandinavischen Texten und Runensteinen wird das Gebiet als Gardarike bezeichnet.
Das Gebiet wurde in dieser Zeit von finno-ugrischen, baltischen und slawischen Gruppen besiedelt.
Nowgoroder Rus
862 riefen die Stämme der Tschuden, Wes, Kriwitschen und Slowenen angeblich einen skandinavischen Waräger Rjurik und seine Brüder Truwor und Sineus, um über sie zu herrschen. Rjurik begann im Jahr 862 in Weliki Nowgorod zu herrschen und wurde zum Begründer der Rurikiden-Dynastie, die Russland bis ins Jahr 1598 regieren sollte.
Gründung der Kiewer Rus
882 eroberte Fürst Oleg Kiew, das bis dahin von Askold und Dir beherrscht worden war. Er verlegte die Hauptstadt dorthin und begründete damit die Kiewer Rus.
Die Rus kontrollierten nun den gesamten Handelsweg zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer. Um diese Hauptader herum wuchs von nun an ihr Staat.
Der Staat umfasste bald alle ostslawischen Gebiete und erstreckte sich von den großen Handelsstädten Alt-Ladoga, Nowgorod und Beloosero im Norden bis zu den Schwarzmeer-Exklaven Beresan und Tmutorokan im Süden. In Ost-West-Richtung erstreckte es sich von den alten slawischen Städten Galitsch und Isborsk im Westen bis zu den Neugründungen Jaroslawl und Murom im Osten. Dort stießen die slawischen Siedler zunehmend in dünn besiedelte finno-ugrische Gebiete vor, gründeten neue Städte und assimilierten die lokale Bevölkerung. Im Süden des Reiches lag, nicht weit von Kiew, die Grenze zum sogenannten Wilden Feld. Unter diesem Namen waren die Steppengebiete bekannt, aus denen immer wieder Angriffe der turkstämmigen Reiternomaden erfolgten. Die Rus stellten zunächst den Großteil der Adels-, Händler- und Kriegerschicht des Staates. Die dominierende Kultur und Sprache war Slawisch.
Blüte
Das 10. Jahrhundert kennzeichnete den Höhepunkt der Kiewer Macht: Oleg von Kiew konnte nach einem erfolgreichen Feldzug gegen Konstantinopel 907 dem Byzantinischen Reich einen Diktatfrieden mit zahlreichen Handelsprivilegien für Kiew aufzwingen. Fürst Swjatoslaw zerstörte das Chasaren-Reich und eroberte vorübergehend weite Teile des Balkans, unter anderem das Bulgarische Zarenreich.
Durch den hauptsächlich auf Konstantinopel ausgerichteten Handel kam es, trotz anfänglicher Eroberungsversuche seitens der Rus, zu engen Kontakten mit Byzanz, die zur christlichen Missionierung und schließlich im Jahre 988 in der Herrschaftszeit Wladimirs des Heiligen zum Übertritt der Rus zum orthodoxen Glauben führten.
Die Kiewer Fürsten waren hoch angesehen und heirateten in ganz Europa; so schlossen sie dynastische Verbindungen unter anderem mit Norwegen, Schweden, Frankreich, England, Polen, Ungarn, dem Byzantinischen Reich und dem Heiligen Römischen Reich. Eine kulturelle Blütezeit erreichte die Kiewer Rus unter den Großfürsten Wladimir dem Heiligen (Herrschaftszeit 978–1015) und Jaroslaw dem Weisen (1019–1054). Letzterer ließ im ganzen Reich nach byzantinischem Vorbild viele Kirchen, Klöster, Schreibschulen und Festungsanlagen errichten, reformierte die ostslawische Gesetzgebung, hielt sie erstmals schriftlich fest und gründete in Kiew die erste ostslawische Bibliothek.
Die Kiewer Rus war jedoch ähnlich wie das Heilige Römische Reich kein einheitlicher Staat, sondern bestand aus einer Vielzahl von autonomen Teilfürstentümern, die von den Rurikiden regiert wurden. Einer von ihnen erbte jeweils nach dem Senioratsprinzip die Großfürstenwürde und zog zum Regieren nach Kiew. Zu den russischen Teilfürstentümern zählten im 11. und 12. Jahrhundert Kiew, Tschernigow, Perejaslaw, Smolensk, Polozk, Turow-Pinsk, Rostow-Susdal, Murom-Rjasan und Galizien-Wolhynien sowie die Republik Nowgorod.
Zerfall
Die Kiewer Rus litt während ihres gesamten Bestehens an der geographischen Randlage in Europa an der Grenze zum sogenannten Wilden Feld. Wegen des Fehlens natürlicher Barrieren kamen aus den südlichen und südöstlichen Steppen immer neue Reitervölker wie Alanen, Petschenegen oder Kyptschaken (Polowzer), die das Reich mit ihren Überfällen immer im Kriegszustand hielten. Um sich gegen die Nomaden zu schützen, wurden an der Südgrenze neue Festungen gegründet und Verteidigungslinien wie die Schlangenwälle genutzt. Nicht selten war jedoch die aus Berufskriegern zusammengestellte Druschina des Großfürsten gegen die riesigen Reiterheere machtlos. Von einem solchen unglücklichen Feldzug gegen die Polowzer handelt das altrussische Igorlied.
Ein anderes großes Problem war die Erbfolgeregelung nach dem Senioratsprinzip, die bei fast jedem Thronwechsel in Kiew zu kriegerischen Feudalfehden unter den rurikidischen Anwärtern und ab der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts zur zunehmenden Unabhängigkeit der einzelnen Fürstentümer sowie zum Herabsinken der führenden Rolle Kiewer Rus führten. Nach dem Tod der einflussreichen Großfürsten Wladimir Monomach (1125) und seines Sohnes Mstislaw I. (1132), die die zerstrittenen Fürsten noch einmal unter der Oberherrschaft Kiews einen konnten, kam es zum endgültigen Zerfall der Kiewer Rus. Zugleich setzte die Migration großer Teile der Bevölkerung in den Nordosten ein, um den sich häufenden Überfällen der Steppennomaden sowie den tobenden Feudalkriegen um den Kiewer Großfürstenthron zu entgehen. Unter Juri Dolgoruki wurden in dieser „Salessje“ („Land hinter dem Wald“) genannten Region zahlreiche Städte gegründet, das politische Gewicht der neubesiedelten Gebiete stieg rasant. Sein Sohn Andrei Bogoljubski, Fürst von Wladimir-Susdal, konnte 1169 Kiew einnehmen und die Großfürstenwürde an sich reißen. Als erster Großfürst löste er diese vom Standort Kiew und regierte fortan aus Wladimir.
Die feudale Zersplitterung der Rus erleichterte es den ab 1223 einfallenden Mongolen, die ostslawischen Fürstentümer nacheinander zu unterwerfen.
Zeittafel
ca. 750: Skandinavische Siedlung in Staraja Ladoga (Alt-Ladoga).
ca. 838: Entstehung eines Staates Rus am Dnepr/Dnipro.
844: Ibn Chordadhbeh schreibt nieder, dass die Rus „Eunuchen, männliche Sklaven, weibliche Sklaven, Biber- und Marderfelle sowie andere Pelze“ verkaufen.
854–856: Wahrscheinliche Ankunft von ‚Fürst‘ Rjurik aus Skandinavien in Rurikowo Gorodischtsche.
ca. 858: Rjurik erobert das Gebiet um Kiew, das zu der Zeit unter magyarischer und chasarischer Oberherrschaft stand.
859: Laut Nestorchronik erheben die Waräger Zins von den Slawen, Finnen und Esten.
860: Erster Angriff der Rus auf Konstantinopel.
862: Laut Nestorchronik kommt es zu Kämpfen zwischen Einheimischen und Warägern, die zur Vertreibung der Waräger führen. Danach reist eine Delegation der Slawen, Finnen und Esten nach Schweden und lädt die warägischen Rus dazu ein, über die zerstrittenen Stämme zu herrschen.
864–883: Die Rus überfällt und plündert islamische Städte am Kaspischen Meer.
865: Erneuter Angriff der Rus auf Konstantinopel.
ca. 868: Die Rus unter Askold und Dir übernimmt die Kontrolle über die slawische Stadt Kiew.
882: Oleg/Helgi wird Fürst von Kiew: Gründung der Kiewer Rus durch die Vereinigung der Warägerherrschaften im Norden (um Nowgorod) mit denen im Süden (um Kiew).
902: 700 Söldner aus der Rus sind in byzantinischen Diensten an einer Militäraktion auf Kreta beteiligt.
907–913: Feldzüge der Rus gegen das Byzantinische Reich sowie gegen islamische Länder. Ahmad ibn Rustah verzeichnet den Titel Kagan für die Rus-Fürsten.
907: Flottenangriff der Rus auf Konstantinopel, der byzantinische Kaiser zahlt Tribut und bietet Handelsprivilegien an.
920: Der arabische Handelsreisende Ibn Fadlan trifft die Rus in Bolgar an der Wolga und schreibt seinen berühmten Bericht über die Wikinger der Rus.
ca. 930: Igor, Fürst der Wolga-Rus, übernimmt die Herrschaft in Kiew.
944: Friedensvertrag zwischen der Kiewer Rus und dem Byzantinischen Reich.
ca. 945: Der aufständische Stamm der Drewljanen tötet Igor. Olga wird Fürstin von Kiew.
955: Swjatoslaw, der Sohn von Igor/Ingvarr und Olga/Helga lässt sich taufen, bleibt aber nur oberflächlich christianisiert.
957: ernst gemeinte Taufe von Fürstin Olga durch byzantinische Priester.
965–969: Die Rus unter Swjatoslaw zerstört die Festung Sarkel und Itil, die Hauptstadt des Chasarenreichs, überfällt islamische Gebiete, erobert Küstengebiete an der Ostsee und führt Krieg gegen die Wolga-Bulgaren, um die östlichen Handelswege in den Orient unter ihre Kontrolle zu bekommen.
967–969: Feldzug der Rus unter Swjatoslaw quer durch den ganzen Balkan. In Bulgarien nimmt Swjatoslaw 80 Städte an der Donau ein und legt sich den Zarentitel des bulgarischen Herrschers zu, der zum Vasall des russischen Großfürsten degradiert wurde. Swjatoslaw verkündet die geplante Verlegung seiner Hauptstadt von Kiew nach Preslaw an der Donau, weil dort „der Mittelpunkt seines Reiches läge“.
969: Die Rus vernichtet das Reich der Chasaren, kann es jedoch nicht effektiv unterwerfen.
971: nach einer verheerenden Niederlage gegen die byzantinische Armee trifft Swjatoslaw an der Donau mit dem byzantinischen Kaiser Johannes Tsimiskes zusammen und schließt mit ihm einen Friedensvertrag, der ihn zum Verzicht auf Bulgarien und zur Rückkehr in die Kiewer Rus verpflichtet. Der byzantinische Chronist Leo Diaconus schreibt daraufhin sein berühmtes Porträt von Swjatoslaw nieder (‚blond, blauäugig, Schnurrbart, rasiertes Haar bis auf zwei Haarlocken‘).
972: Swjatoslaw wird auf dem Rückweg in sein Reich an den Dnjepr-Stromschnellen von Petschenegen getötet.
972–980: Jaropolk I. ist Fürst von Kiew.
980–982: Wladimir Swjatoslawitsch wird Großfürst von Kiew und schlägt Aufstände slawischer Stämme nieder.
987: Wladimir Swjatoslawitsch lässt sich von byzantinischen Priestern in Kiew taufen. Daraufhin heiratet er die purpurgeborene byzantinische Prinzessin Anna. Damit wird dem Fürsten der Rus als bis dato einzigem europäischen Herrscher die Ehre zuteil, eine Tochter eines Kaisers von Byzanz zu ehelichen. Dem deutschen Kaiser Otto II. ist diese Ehre kurz zuvor verwehrt worden.
988: Großfürst Wladimir I. (der Heilige) bekehrt die Rus zum orthodoxen Glauben. In Kiew werden heidnische Tempel zerstört und slawische Götzenbilder in den Dnjepr geworfen.
990–1015: Krieg zwischen der Rus und den Petschenegen.
1024: Schlacht von Listwen: Im Kampf der Söhne Wladimirs um die Nachfolge unterliegt Jaroslaws Warägertruppe unter Jakun den slawischen Kontingenten seines Bruders Mstislaw.
1043: Letzter Flottenangriff der Kiewer Rus auf Konstantinopel, der erfolglos endet.
1093: Kumanen (Kiptschaken) überrennen kurzzeitig Kiew unter Tugorkhan, dieser fällt jedoch 1096 gegen die Russen.
1097: auf dem Fürstenrat von Ljubetsch wird das Senioratsprinzip durch die Primogenitur ersetzt
1113–1125: Wiedererstarkung der zentralisierten Macht in Kiew durch Wladimir Monomach.
1185: Feldzug des Fürsten Igor Swjatoslawitsch von Nowgorod-Sewersk gegen die Kumanen, der im Igorlied beschrieben ist.
1223: Zum ersten Mal erscheinen die Mongolen in der Rus; die Schlacht an der Kalka endet mit einer bitteren Niederlage für die Rus.
1237–1239: Erster Zug der Mongolen unter Batu durch die nördliche Rus.
1240–1242: Zweiter Zug der Mongolen unter Batu durch die südliche Rus und Zerstörung von Kiew am 6. Dezember 1240 nach siebentägiger Belagerung. Dieses Ereignis betrachten manche als Ende der Kiewer Rus.
Aktuelle unterschiedliche Interpretationen
Das Erbe der Kiewer Rus ist heute in der russischen, ukrainischen und weißrussischen Historiographie teilweise umstritten. Dabei handelt es sich bei dieser Auseinandersetzung nicht um eine wissenschaftliche, sondern eine politische Frage.
Russische Darstellung
Eine direkte Herrschaftsfolge zwischen dem Kiewer und Moskauer Reich ist in das russische Geschichtsverständnis eingegangen, da sich die rurikidischen Moskauer Großfürsten und Zaren als direkte Nachfahren und die einzig verbliebenen legitimen Erben der Kiewer Fürsten sahen. Darüber hinaus wird in der russischen Historiographie das Kiewer Reich traditionell als einheitliches ostslawisches (russisches) Reich verstanden. In der Zarenzeit herrschte die Ansicht vor, dass es sich bei den Groß-, Klein- und Weißrussen um drei Linien des russischen Volkes handelt, das schon zur Zeit der Kiewer Rus bestand. In der Sowjetunion hatten die Ukrainer und die Weißrussen im Gegensatz dazu den Status eigenständiger Völker, die sich jedoch, wie auch das russische, aus einem zwischenzeitlich vollständig herausgebildeten altrussischen Volk entwickelt haben soll. Sowohl das Russische Kaiserreich als auch die Sowjetunion besaßen das Selbstverständnis eines „gemeinsamen Staates der Ostslawen“ und sahen sich nicht nur dazu berechtigt, sondern auch in der historischen Pflicht, alle ostslawisch geprägten, ehemaligen Gebiete der Kiewer Rus in sich zu vereinen.
Ukrainische Sichtweise
Die moderne ukrainische Historiographie beansprucht das Erbe der Kiewer Rus vor allem für die Ukraine und verweist darauf, dass das Gebiet um Kiew deren Kernland war. Die ersten im 18. und 19. Jahrhundert tätigen ukrainischen Historiker bestritten zwar nicht die enge Verwandtschaft der Klein- und Großrussen, kritisierten jedoch den vorherrschenden Moskau-Zentrismus bei der Frage des kulturellen und politischen Erbes der Kiewer Rus. Spätere Historiker wie Mychajlo Hruschewskyj versuchten hingegen, in teilweiser Anlehnung an die traditionelle polnische Historiographie, die Beziehung der Großrussen zur Kiewer Rus auf ein Minimum zu reduzieren und die Ukrainer (Ruthenen) als die einzig legitimen Erben der Kiewer Rus darzustellen. Vor allem seit der Unabhängigkeit der Ukraine im Jahr 1991 wird die Kiewer Rus in den Werken vieler Publizisten als ukrainischer Staat dargestellt.
Weißrussische Darstellung
In der weißrussischen Historiographie gibt es verschiedene Sichtweisen auf die Kiewer Rus. Während in der akademischen Geschichtswissenschaft überwiegend die russische und sowjetische Interpretation vertreten wird, messen nationalpatriotische Publizisten der Kiewer Rus eher eine geringe Bedeutung für die weißrussischen Geschichte bei. Die Ethnogenese der Weißrussen wird als ein unabhängiger Prozess auf der Basis der lokalen slawischen und baltischen Stämme angesehen. Politisch und kulturell identifizieren sie sich vor allem mit dem Großfürstentum Litauen, in dem Weißrussland ein Goldenes Zeitalter erlebt haben soll und dessen Errungenschaften sie vor allem den Weißrussen zuschreiben.
Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern fand im Jahre 451 n. Chr. zwischen den Römern unter Aëtius und den Hunnen unter Attila statt. Die Schlacht wird mehrheitlich auf den 20. Juni des Jahres 451 datiert, eine Minderheit vertritt das Datum 20. September. Ein römisch-westgotisches Heer besiegte unter hohen Verlusten die Hunnen und zwang sie zum Rückzug aus Gallien.
Die Schlacht galt früher als Verteidigung Westeuropas gegen die Hunnen. Die moderne Forschung betont hingegen, dass sich damals zwei bunt gemischte Bündnisse gegenüberstanden, und versteht die Ereignisse oft eher als Machtkampf zwischen den beiden Rivalen Attila und Aëtius.
Vorgeschichte
Eigentlich bestand anfangs ein gutes Verhältnis zwischen Attilas Vielvölkerföderation und Westrom. Zusätzlich pflegten anfangs auch der Hunnenherrscher Attila und der weströmische Heermeister (magister militum) und faktische Regierungschef, Flavius Aëtius, gute persönliche Beziehungen. Aëtius war 433 nur mit hunnischer Hilfe Sieger in einem Bürgerkrieg geblieben und dominierte seither den Kaiserhof in Ravenna. Nach 447 verschlechterten sich aber die Beziehungen, und vieles spricht dafür, den Krieg von 451/52 primär als einen Machtkampf zwischen Attila und Aëtius zu begreifen. Das Zusammenwirken mehrerer Faktoren bewog Attila schließlich dazu, im Jahr 451 das Weströmische Reich anzugreifen, und bestimmte zudem die Zusammensetzung der beiden Konfliktparteien. Diese Faktoren waren:
Streitigkeiten um Honoria, die Schwester des weströmischen Kaisers Valentinian III. Diese war 450 eine Affäre mit einem Hofbeamten eingegangen, was Aëtius als Bedrohung seiner Position verstand, und war daher mit einem alten Senator zwangsverheiratet worden. In dieser Situation wandte sich die Hofpartei um Honoria an Attila um Hilfe. Laut dem Zeitgenossen Priskos sandte Honoria ihm ihren Siegelring und versprach Geldzahlungen. Ein Jahrhundert später berichtet Jordanes zudem von einem angeblichen Eheversprechen der Prinzessin an Attila; dieser habe das gerne angenommen und, wie es heißt, als Mitgift das halbe Westreich gefordert. Sicher ist: Eine Zeit lang wurde über die Auslieferung der Prinzessin verhandelt, aber die Forderungen Attilas ließen keine Einigung zu, da sie gleichbedeutend mit dem Untergang des Aëtius gewesen wären.
Der Widerstand des neuen oströmischen Kaisers Markian. Sofort nach seiner Inthronisierung widerrief er das 447 abgeschlossene foedus mit Attila und stellte die Tributzahlungen an die Hunnen ein. Da Attila wusste, dass eine Invasion der bereits ausgeplünderten oströmischen Balkanprovinzen ebenso sinnlos gewesen wäre wie ein Angriff auf das schier uneinnehmbare Konstantinopel, lag es zusätzlich nahe, sich nach Westen zu wenden.
Die Parteinahme des Vandalen Geiserich. Geiserich war ein alter Feind des Aëtius, auch wenn man 442 ein foedus geschlossen hatte. Hinzu kam seine Feindschaft mit dem rex der Westgoten, dessen Tochter Jahre zuvor mit seinem Sohn zunächst verheiratet worden war, dann aber aufgrund des Vorwurfs der Giftmischerei verstümmelt an ihn zurückgesandt wurde. Als Geiserich sich daher mit Attila verständigte, führte dies dazu, dass sich die Westgoten, die zuvor lange geschwankt hatten, auf die Seite von Aëtius stellten.
Eine Rolle spielten vielleicht auch Thronfolgestreitigkeiten bei den Franken, wobei Attila und Aëtius verschiedene Prätendenten unterstützten.
Eine Zeit lang scheint Attila gezögert zu haben, dann entschied er sich für einen umfassenden Angriff auf Gallien, um Aëtius und die Westgoten zu stellen. Im Frühjahr des Jahres 451 begann er, den Druck auf den Rhein zu konzentrieren. Die Alamannen leisteten Widerstand, die rechtsrheinischen Franken dagegen schlossen sich ihm großenteils an. Die linksrheinischen, ripuarischen Franken wiederum unterstellten sich Aëtius, der, soeben aus Italien nach Gallien kommend, alle vorhandenen römischen Truppen sowie die Foederaten an sich zog – darunter die Burgunder in Savoyen, die Alanen um Orléans und die Westgoten; letztere waren aufgrund der Stärke ihrer Armee von besonderer Wichtigkeit für Aëtius. Zunächst schien der westgotische rex Theoderich I. jedoch in Aquitanien abwarten zu wollen, wie der Machtkampf ausgehen würde. Aëtius schickte daraufhin den ehemaligen Prätorianerpräfekten Galliens, Avitus, der bei Römern wie Goten gleichermaßen hoch geachtet war, zu Theoderich. Avitus gelang es, den Westgoten von den Vorteilen eines gemeinsamen Vorgehens gegen Attila zu überzeugen.
Während dieser Verhandlungen zog Attilas Heer über Straßburg und, am 7. April 451, Metz – beide Städte wurden dabei gründlich geplündert – an Paris vorbei auf Orléans zu. Aëtius, nunmehr um die Westgoten verstärkt, marschierte von Südwesten kommend ebenfalls auf Orléans zu. Nach Jordanes‘ Überlieferung fiel die Stadt kurz vor dem Eintreffen des Aëtius, der die Hunnen bei der Plünderung der Stadt überraschte und zum Rückzug zwang. Dies wird allerdings weithin angezweifelt, da es schier unvorstellbar erscheint, dass den hunnischen Kundschaftern die Ankunft einer so großen Armee verborgen geblieben sein soll. Vermutlich zog Attila seine Truppen rechtzeitig aus Orléans zurück und marschierte dann ostwärts zu seinem Lager, einer verschanzten Wagenburg, zurück. Attilas Rückzug von Orléans vollzog sich nachts, und zwar gedeckt durch die Krieger der Gepiden, welche die Nachhut bildeten. Die ripuarischen Franken wiederum stellten die Vorhut des weströmischen Heeres. In dem nun folgenden erbitterten Nachtgefecht erlitten beide Seiten hohe Verluste, bis sie sich ergebnislos voneinander trennten. Aëtius folgte mit dem Heer und schlug in Sichtweite von Attilas Wagenburg sein Lager auf.
Ort der Schlacht
Der Name Katalaunische Felder stammt von dem Gallierstamm der Katalaunen ab, welcher in der Region, in der die Schlacht stattfand, siedelte.
Die Identifikation des Schlachtfeldes ist umstritten. So konnte bis heute nicht mit Sicherheit festgestellt werden, wo genau die Schlacht stattfand. Lange Zeit wurde die Ebene nahe Châlons-en-Champagne als Ort der Schlacht angenommen. Da aber berichtet wird, dass sich Attila von Orléans nach Osten zurückzog, erscheint es wahrscheinlicher, dass die Schlacht irgendwo auf der Ebene zwischen Châlons-en-Champagne und Troyes (heutiges Nordostfrankreich) geschlagen wurde, vermutlich näher an Troyes.
Bekannt ist, dass das Schlachtfeld von einer weiten Ebene bestimmt wurde. Begrenzt wurden diese im Norden durch einen Fluss, vermutlich die Marne, und im Süden von einigen nicht zusammenhängenden Wäldern. Im Norden erhob sich noch vor dem Fluss ein Hügel.
Heere
Die Truppenstärke beider Seiten kann nur geschätzt werden, da die historischen Angaben offensichtlich übertrieben und daher unglaubwürdig sind. Jordanes spricht von 500.000 Kämpfern. Nach Ansicht von Militärhistorikern wäre es unter Berücksichtigung der damaligen Logistik aber im besten Falle möglich gewesen, beiderseits etwa je 50.000 oder 60.000 Krieger zu versorgen, wahrscheinlich waren es aber noch weniger. Im Falle des römischen Heeres ist dies recht gut zu schätzen, denn die Hälfte des Heeres wurde laut Jordanes von den westgotischen foederati gestellt, die in ihren besten Zeiten nie viel mehr als 20.000 Mann ins Feld führen konnten. Also dürfte das kaiserliche Heer auch unter Einbeziehung der Alanen 45.000 Mann jedenfalls nicht weit überschritten haben. Attilas Heer soll eine geringe zahlenmäßige Übermacht gehabt haben, wird also wohl maximal 50.000 Mann stark gewesen sein. Nach anderen Schätzungen sollen beide Heere ungefähr 30.000 Mann stark gewesen sein – dies hätte der durchschnittlichen Größe einer spätantiken Armee im 5. und 6. Jahrhundert entsprochen.
Attilas Heer bestand nur etwa zur Hälfte aus Hunnen, während die andere Hälfte von seinen Vasallen gestellt wurde. Diese Kontingente waren der Größe nach geordnet; besonders wichtig waren die der Ostgoten unter Valamir, die der Gepiden unter Ardarich und der rechtsrheinischen Franken sowie die der Burgunder (von einem Teilstamm, der am Main lebte).
In kleinen Kontingenten von mehreren hundert bis etwa zweitausend Kriegern waren auch noch Heruler, Skiren, Langobarden und andere vertreten. Festzuhalten ist, dass die Ostgoten offenbar etwa die Hälfte der Vasallenstreitmacht ausmachten. Die Hunnen waren, wie üblich, beritten und mit Speer, Keule und Seilschlinge sowie mit ihrer wichtigsten Waffe, dem speziell gefertigten Reiterbogen, bewaffnet. Rüstung wurde von ihnen in der Regel keine getragen, lediglich ein kleiner runder Lederschild wurde zur Verteidigung benutzt. Anders war es bei den germanischen Vasallen. Außer den Ostgoten, deren Kontingent wohl zu etwa ein Drittel aus Reitern bestand, waren alle Fußsoldaten. Die ostgotische Kavallerie kann als schwere Reiterei eingestuft werden, da sie mit Stoßspeer und Breitschwert sowie zumindest mit Lederkoller, oft aber auch mit Kettenrüstung und Schilden versehen war. Allerdings war der Steigbügel in der Spätantike noch unbekannt. Die Fußkrieger werden mit Ausnahme der Franken vermutlich meist ohne Rüstung, aber mit Speer, Breit- oder Langschwert, z. T. auch mit leichtem Schild in den Kampf gezogen sein. Fernwaffen wurden von den Germanen kaum benutzt, und nur bei den Ostgoten sind Bogenschützen belegt. Die Franken verwendeten als einmalig zu benutzende Fernwaffe die Franzisca, eine geschweifte Wurfaxt, die kurz vor dem Aufeinanderprallen der Kämpfer eingesetzt wurde. Davon abgesehen waren die fränkischen Krieger mit Breitschwert und einem Holzschild gerüstet.
Aëtius‘ Heer bestand etwa je zur Hälfte aus regulären römischen Einheiten sowie fränkischen und burgundischen foederati auf der einen sowie den westgotischen Kriegern auf der anderen Seite. Dazu kamen einige Tausend föderierte Alanen.
Römer, Franken und Burgunder bildeten die schwere Infanterie. Dabei darf man sich die spätrömischen Soldaten nicht mehr wie die Legionen der frühen Kaiserzeit vorstellen. Sie waren bewaffnet mit einem Ovalschild, einem Spangenhelm, dem Langschwert (spatha) und dem Kompositbogen orientalischer Machart, der hauptsächlich für die immer noch beachtliche Schlagkraft römischer Armeen verantwortlich war, zumeist trugen sie noch ein Kettenhemd, aber keinen Schienenpanzer mehr. Die Einheiten hießen teils noch legio, waren aber nur noch 1000 bis höchstens 2000 Mann stark und rekrutierten sich oft aus der ortsansässigen Bevölkerung um die Standorte. Dies minderte zwar die Mobilität, dafür war jedoch die Moral dieser Truppen, die ja ihre eigenen Gemeinwesen und Familien verteidigten, umso höher. Kennzeichnend war auch das stets defensiv angelegte Kampfverhalten römischer Truppenkörper dieser Zeit. Das kaiserliche Bewegungsheer, die comitatenses, spielte in Westrom um die Mitte des 5. Jahrhunderts offenbar keine große Rolle mehr, da die endlosen inneren und äußeren Konflikte zu hohen Verlusten unter dieser Elitetruppe geführt hatten, die man aufgrund leerer Staatskassen nicht ausgleichen konnte. Aëtius scheint Attila alles entgegengestellt zu haben, was er noch an römischen Truppen zur Verfügung hatte.
Die ripuarischen Franken waren wohl ebenso gerüstet wie die oben genannten rechtsrheinischen Franken. Die Burgunder auf beiden Seiten waren offenbar nur mit Langschwertern bewaffnet. Die westgotischen Krieger waren seit der Schlacht von Adrianopel im Jahre 378 durch das schlagende Beispiel der alanischen Reiterei vom Fußvolk immer mehr zur Kavallerie übergegangen. Mindestens zwei Drittel des westgotischen Aufgebots waren daher beritten. Sie unterteilten sich in die mit Kettenrüstung und Stoßspeer bewaffnete adelige Reiterei sowie in die Masse leicht bewaffneter Kavallerie. Letztere hatte meist keinerlei Rüstung, jedoch Wurfspeere, Breitschwerter und vermutlich kleine Reiterschilde aus Holz oder mehreren Lagen Leder. Bei den Fußsoldaten am weitesten verbreitet dürften Speer, Breitschwert und Schild, vereinzelt auch simple Bögen gewesen sein, dagegen keinerlei Rüstung. Die Alanen schließlich ähnelten in ihrer Bewaffnung und Kampfart sehr stark den Hunnen.
Schlachtverlauf
Jordanes liefert einen ausführlichen, aber stark literarisch überformten Bericht über den Schlachtverlauf. Im Laufe des späten Vormittages führte Aëtius demnach das Heer zur Schlacht auf die Ebene zwischen den beiden Lagern. Im Norden am Fluss angelehnt standen die Römer im ersten, die föderierten Franken und Burgunder im zweiten Treffen und bildeten den linken Flügel und das linke Zentrum der Schlachtordnung. Nach Süden hin angrenzend waren föderierte Alanen unter ihrem Anführer Sangiban im Zentrum zwischen Römern und Westgoten aufgestellt. Angeblich wurden sie deshalb zwischen Römer und Westgoten aufgestellt, weil Sangiban als unzuverlässig galt. An sie anschließend hatten ein großes Kontingent der Westgoten unter ihrem rex Theoderich I. den rechten Teil des Zentrums und den rechten Flügel bis hin zu den ersten Wäldern inne. Im Nordosten hinter dem Hügel war von Aëtius zudem eine kleinere Truppe der Westgoten unter Thorismund, Theoderichs Sohn, postiert worden, die von dort die rechte Flanke der Hunnen bedrohen sollte. Erst später, um Mittag herum, führte auch Attila sein Heer aus dem Lager, um die angebotene Schlacht anzunehmen. Seine Schlachtaufstellung sah laut Jordanes wie folgt aus: Am südlichen Fuß des Hügels standen die Truppen der Gepiden, Burgunder und Franken als rechter Flügel. Angrenzend nach Süden hin stand die hunnische Reiterei, die ein langgezogenes Zentrum bildeten und deren Front vom rechten Teil der Römer über die Front der Alanen und den linken Teil der Westgoten reichte. Südlich davon standen bis zu den Wäldern die Ostgoten als linker Flügel dem rechten Teil der Westgoten gegenüber.
Am frühen Nachmittag begann die Schlacht mit dem Angriff der Hunnen im Zentrum und der Ostgoten am linken Flügel. Die Alanen konnten oder wollten der Attacke nicht standhalten und flohen angeblich bei der ersten Feindberührung. Links und rechts davon hingegen hielten die Römer und Westgoten gleichermaßen den Angriff auf. Zu diesem Zeitpunkt griff Thorismund mit seinen abgesessenen Kriegern über die Hügelkuppe hinweg an. Daraufhin warf ihnen Ardarich, der Anführer der Gepiden, einen Teil seiner Truppen entgegen. Die Goten konnten zwar den Hügel behaupten, aber nicht weiter vordringen. Durch die Flucht der Alanen im Zentrum gerieten nun die Westgoten in eine Krise. Sie wurden sowohl frontal von Hunnen und Ostgoten als auch in der linken Flanke von durchgebrochenen Hunnenreitern attackiert. Verwirrung griff um sich, und einen Moment lang sah es so aus, als ob es im Westgotenheer zu einer Panik kommen würde.
Mitten unter seinen Leuten sammelte Theoderich laut Jordanes, der den Heldenmut der Goten herausstellen will, seine Krieger zu erneutem Widerstand nach zwei Seiten hin. Zu diesem Zeitpunkt ließ Attila verstärkt die Römer angreifen, vermutlich um zu verhindern, dass Aëtius Hilfe zu den Westgoten schickte. Dabei machte er allerdings den taktischen Fehler, die Römer nur frontal zu attackieren, obwohl er ihnen von Süden her in die offene Flanke hätte gelangen können. Die Frontalangriffe konnten jedoch dank der hohen Durchschlagskraft der Kompositbogenschützen unter hohen Verlusten auf hunnischer Seite ein ums andere Mal abgewehrt werden. Dennoch wurde die Lage am rechten Flügel immer kritischer, und es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, ehe die Westgoten unter dem doppelten Angriff von vorne und von der Seite her zusammenbrechen würden.
Schließlich stürzte Theoderich, von einem Wurfspeer (angeblich von einem Ostgoten namens Andages aus dem Geschlecht der Amaler) getroffen, vom Pferd und wurde sofort von zahlreichen Hufen zu Tode getrampelt. Gerade aber dieses Ereignis trieb die Westgoten zu erbittertem Widerstand. Nun ging es ihnen nicht mehr um die Schlacht, sondern um Rache für ihren rex. Die Angriffskraft der Ostgoten begann derweil langsam zu erlahmen, und auf der anderen Seite führte Thorismund auf die Nachricht vom Tod seines Vaters hin seine Truppe zu einem todesmutigen Angriff den Hügel hinab. In dem verworrenen Nahkampf wäre Thorismund dabei fast den Gepiden in die Hände gefallen. In diesem Kampf rächten sich nun die schweren Verluste, die die Gepiden im nächtlichen Gefecht erlitten hatten. Schließlich wurde der ganze rechte Flügel zurück geworfen und trotz Ardarichs Bemühungen zur Flucht gebracht. Nunmehr beging Attila seinen zweiten taktischen Fehler. Statt die Angriffe auf die Römer einzustellen und seinen rechten Flügel gegen Thorismund zu verstärken, ließ er weiter attackieren, angeblich in der Hoffnung, dass Aëtius dabei getötet würde. Die Angriffe auf Aëtius‘ Front verliefen weiterhin so erfolglos wie verlustreich. Am anderen Ende der hunnischen Schlachtreihe wurden derweil die Ostgoten immer heftiger bedrängt, bis sie sich schließlich zur Flucht wandten. Die Lage hatte sich grundlegend gewandelt. Es dämmerte schon, als Aëtius seine Front vorrücken ließ. Die erschöpften Hunnen, die nun in beiden Flanken bedroht waren und nun auch noch frontal angegriffen wurden, konnten keine erfolgreiche Verteidigung mehr aufbauen. Attila ließ rechtzeitig, noch vor dem angeblich absehbaren Kollaps seiner Armee, den Rückzug in die Wagenburg befehlen. In der Nacht noch schlossen Aëtius und Thorismund laut Jordanes Attilas Heer in dessen Lager ein.
Nach der Schlacht
Am nächsten Morgen sah sich Attila eingeschlossen und glaubte sich angeblich völlig verloren. Er ließ laut Jordanes sogar bereits einen Scheiterhaufen aus hölzernen Pferdesätteln errichten, auf dem er beim ersten Durchbruch des feindlichen Heeres verbrannt werden wollte. Aber dazu kam es nicht, angeblich, weil Aëtius sich nun vom Heermeister wieder zum Politiker wandelte. Er hegte, so Jordanes, die Befürchtung, dass sich die Westgoten unter einem energischen rex nach dem Wegfall der Hunnen als gemeinsamem Feind nicht mehr mit dem Föderatenstatus in Aquitanien zufriedengeben würden. Also überzeugte er angeblich Thorismund von der Notwendigkeit, schnellstmöglich nach Toulouse zurückzukehren, um seinen Anspruch auf die Krone gegen seine Brüder geltend machen zu können. Dieser konnte sich tatsächlich als neuer rex durchsetzen.
Allerdings musste der Heermeister fortan auf westgotische Hilfe verzichten, da Thorismund sein persönlicher Feind war, was einige moderne Forscher vermuten lässt, dass dieser in Wahrheit gegen den Willen des Aëtius abzog. 453 ließ dieser den Goten ermorden.
Aëtius selbst, dessen Armee ebenfalls schwere Verluste erlitten hatte, brach am zweiten Tag nach der Schlacht jedenfalls auf und ließ Attila abziehen. Mehrere Tage dachte dieser angeblich an eine Falle, ehe er durch Kundschafter entdeckte, dass keine feindliche Armee mehr im Umland stand. Daraufhin zog er sich über den Rhein zurück.
Folgen und Bedeutung der Schlacht
Die Schlacht endete offensichtlich mit einem taktischen Erfolg des Aëtius. Die Folgen für Attila waren, entgegen den Behauptungen des Jordanes, allerdings offenbar nicht allzu gravierend, da er nicht nur im Inneren weiter unangefochten blieb, sondern im nächsten Jahr schon wieder mit einer sehr großen Armee Westrom, diesmal direkt in Italien, angreifen konnte.
Für Aëtius bedeutete die Schlacht die Behauptung seiner Position in Gallien und am Kaiserhof, obwohl er ohnehin faktisch unangreifbar war. Allerdings scheint aber diese letzte große Abwehrleistung endgültig alle weströmischen Kraftreserven aufgezehrt zu haben. Die Verluste unter den regulären Truppen waren hoch und konnten nicht rechtzeitig wieder ausgeglichen werden. 452 konnte Aëtius daher offensichtlich nicht einmal mehr die Alpenpässe sperren; er konnte Attila nach dessen Invasion Italiens nur mit oströmischen Truppen Widerstand leisten.
Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern wurde sehr lange Zeit als eine der wichtigsten Entscheidungen in der Weltgeschichte gesehen, als eine Verteidigung des Abendlandes gegen asiatische Horden. Ein Beispiel dafür ist die lange erzählte Sage, dass sich diese Schlacht in jeder Nacht in den Lüften akustisch wiederhole.
Von dieser Sichtweise ist man heute in der Geschichtswissenschaft weitestgehend abgekommen, da Attila und seine Ziele und Möglichkeiten mittlerweile objektiver gesehen werden. Selbst wenn er die Schlacht gewonnen hätte, wäre das nicht das Ende Roms gewesen, sondern allenfalls das Ende des Aëtius und seiner Herrschaft in Ravenna. Dass Attila eine dauerhafte Eroberung Galliens oder noch weiterer Gebiete geplant hatte, gilt als nicht sehr realistisch – vor allem deshalb, weil er nicht die nötigen Ressourcen zur Verfügung hatte und weil es ihm nie um eine Eroberung des Römischen Reiches ging, sondern um Beute für seine Krieger und um Reputation, die durch die vorangegangenen Brüskierungen verlorengegangen war.
Ersteres gelang ihm in begrenztem Umfang, letzteres aber nicht. Als er sein Heer, das durch eine Seuche dezimiert war, 452 wieder aus Italien heimführte, hatte er nichts gewonnen. Ihm wurden weiterhin alle Jahrgelder verweigert, ebenso ein römischer Titel, der ihm Ansehen gebracht hätte, und ein foedus, der seine Beziehung zu West- und Ostrom geregelt hätte. 453 starb er eines natürlichen Todes. Wenig später wurde Thorismund ermordet, angeblich auf Betreiben des Aëtius (siehe oben). Da dieser nun keinen Gegner mehr zu fürchten hatte, wollte er seine Stellung in Ravenna zementieren, indem er seinen Sohn mit der Tochter des Kaisers Valentinian III. verlobte. Dieser reagierte, indem er den übermächtigen Heermeister 454 eigenhändig erschlug. Nur drei Jahre nach der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern waren damit alle Heerführer tot, und Westrom ging einem neuen Bürgerkrieg entgegen.
Die Franken waren einer der germanischen Großstämme. Sie formierten sich im 2./3. Jahrhundert im Umfeld des von den Römern besetzten Teiles Germaniens durch Bündnisse mehrerer Kleinstämme.
Die Franken wurden erstmals Ende der 250er-Jahre als Franci in römischen Quellen erwähnt. Salische Franken (auch Salier genannt) und Rheinfranken expandierten zunächst räumlich getrennt – die Salier über Toxandrien nach Gallien, die Rheinfranken über den Mittelrhein und das Moselgebiet nach Süden und in die ehemals linksrheinische römische Provinz Gallia Belgica. Fränkische Krieger dienten dem Kaiser im 4. und 5. Jahrhundert als foederati, bevor sie im Übergang von der Spätantike ins Frühmittelalter das bedeutendste germanisch-romanische Nachfolgereich im Westen gründeten, wo der letzte weströmische Kaiser 476 abgesetzt worden war. Der Merowinger Chlodwig I. vereinigte Ende des 5./Anfang des 6. Jahrhunderts erstmals die Teilverbände der Salfranken und Rheinfranken und schuf das Fränkische Reich, das unter dem Karolinger Karl dem Großen seine größte Ausdehnung erfuhr.
Franken und die einheimische Bevölkerung vermischten sich im Laufe der Zeit sprachlich und kulturell. Im Westen dominierte die galloromanische Volkssprache, im Osten die fränkische Sprache, dazwischen bildete sich bis zum 9. Jahrhundert eine Sprachgrenze aus. Der Großteil der Salfranken verschmolz später im Volk der Franzosen und Wallonen. Die Salfranken an der IJssel und am Niederrhein sowie die Mosel- und Rheinfranken behielten ihre fränkischen Mundarten bis in die Neuzeit bei und gingen in den Völkern der Deutschen, Niederländer, Lothringer, Luxemburger und Flamen auf. Die moderne Region Franken bildete historisch das östlichste Siedlungsgebiet des Volksstammes. Ihre Bewohner werden noch heute als Franken bezeichnet.
Unter den Enkeln Karls des Großen erfolgte zunächst eine Dreiteilung des großen Frankenreiches. Das mittlere Königreich Lothringen wurde 870 zwischen dem Ostfrankenreich und Westfrankenreich aufgeteilt. Aus dem ostfränkischen Reich (dem späteren Heiligen Römischen Reich) gingen die Nachfolgestaaten Deutschland, die Niederlande, Belgien und Luxemburg hervor sowie die Schweiz, Österreich, Teile Italiens und ostmitteleuropäische Grenzgebiete. Aus dem westfränkischen Reich entstand der Nachfolgestaat Frankreich.
Die Lage am niederrheinischen Limes
Der Niedergermanische Limes war zur Zeitenwende die Grenze zwischen der linksrheinischen römischen Provinz Germania inferior und der kaum kontrollierten Germania Magna rechts des Rheins. Dieser Limesabschnitt, beginnend etwa beim heutigen Bad Breisig und endend im Mündungsbereich des Altrheins in die Nordsee, wurde vorrangig vom Flusslauf selbst bestimmt, weniger von Wällen oder Mauern. Am Fluss entlang zogen sich römische Kastelle und Befestigungen über Nijmegen, Xanten, Neuß, Köln bis Bonn, wo etwas rheinaufwärts gegenüberliegend der Obergermanische Limes begann. In dieser Schutzzone waren im linksrheinischen Hinterland eine Vielzahl von römischen Landgütern und Siedlungen entstanden; als bedeutendes Zeichen römischer Macht im gallorömisch-germanischen Grenzland fungierte die Kaiserstadt Trier.
In dem großen Raum zwischen Rhein und Ardennen gab es aber auch germanische Dörfer und Siedlungen, die in Abhängigkeiten zu den römischen Einrichtungen lebten. Die rechts und links vom Rhein siedelnden Germanen waren also mit römischer Kultur, Zivilisation und Militärtechnik vertraut; Germanen waren in unterschiedlichem Umfange in Diensten der Römer tätig, nicht selten als militärische Bündnistruppen. Der Stamm der Ubier wurde von den Römern um 15 v. Chr. im heutigen Köln angesiedelt und nach und nach romanisiert – das galt auch für die Bataver in der niederländischen Betuwe. Es kam immer wieder zu Raubzügen germanischer Gruppen gegen römische Einrichtungen, die sich auch zu größeren Auseinandersetzungen ausweiten konnten.
Die inneren Probleme Roms mit Nebenkaisern und Gegenkaisern im 3. Jahrhundert (siehe Reichskrise des 3. Jahrhunderts) hatten sich auch auf die Situation in Gallien und Germanien destabilisierend ausgewirkt. Hinzu kamen später die Unruhen der beginnenden Völkerwanderungszeit und die Auseinandersetzungen der Römer mit Goten und anderen germanischen Stämmen. Das war der Zeitraum, in dem sich germanische Gruppen und Stämme der rechtsrheinischen Germania Magna zunächst zu Aktionsgemeinschaften, dann zu Stammesbünden und schließlich zu neuen Völkern formierten – dieses gilt für die Franken ebenso wie für die Sachsen, Alamannen, Thüringer, Bajuwaren und Burgunder.
Die Franken vor den Franken
Die (proto)-fränkischen Stämme bzw. Verbände siedelten zunächst rechts des Rheins, wechselten oft ihr Siedlungsgebiet und stießen immer wieder zu Raubzügen in gallo-römisches Gebiet vor. Wenngleich die Abgrenzung der Teilstämme untereinander und gegenüber anderen germanischen Stämmen manchmal mit Unsicherheiten behaftet ist, so erschienen die Frankenstämme den Römern als sprachliche und ethnische Einheit, die über den engeren Stammesnamen hinausging.
Die „innere Wahrnehmung“ der Stämme untereinander war aber zunächst differenzierter. Sie bildeten anfangs nur lose Allianzen wie sie für Raubzüge oder Abwehrmaßnahmen geeignet waren. Aus diesem „Stammesschwarm“ entstand im Laufe der Zeit ein Stammesverband oder Stammesbund und erst im Laufe der Zeit schließlich das Volk. In der jüngeren Forschung wird dabei verstärkt davon ausgegangen, dass der Zusammenschluss der Franken anfangs von den Römern befördert wurde, die auf diese Weise das Limesvorland unter Kontrolle bringen wollten.
Als das Imperium Romanum im 3. Jahrhundert eine Schwächephase durchmachte, nutzten dies Franken, Alamannen und Sachsen jedoch zu Plünderungszügen. Die ersten bekannten fränkischen Vorstöße auf römisches Gebiet fanden 257/59 statt und nahmen in der Folgezeit immer mehr zu. Die Erwähnung für diese ersten fränkischen Überfälle findet sich aber erst in einer späteren spätantiken Quelle bei Aurelius Victor (um 360); die erste Erwähnung der Franken in einer zeitgenössischen Quelle findet sich wiederum in einem Panegyricus aus dem Jahr 291. Als sich das Römische Reich wieder stabilisiert hatte, dienten viele Franken im römischen Militär und stiegen teils in hohe Positionen auf. Die Expansion der Franken von Nordwesten und Osten über den Rhein erzeugte für die nachdrängenden Germanenstämme (Friesen, insbesondere Sachsen, auch Thüringer) eine gewisse Sogwirkung, die stets für Berührungspunkte, Kampfhandlungen aber auch stammesübergreifende Kleinbündnisse sorgte.
In einer römischen Straßenkarte aus der Mitte des 4. Jahrhunderts – der Tabula Peutingeriana – war bereits die „Francia“ (das Land der Franken) auf der rechten Rheinseite ausdrücklich verzeichnet.
Ob man in dieser Zeit von fränkischen „Stämmen“ sprechen kann, ist umstritten; einige Gelehrte betrachten die Gruppierungen eher als Söldnertruppen. Die fränkische Ethnogenese war in jedem Fall ein sich über einen längeren Zeitraum hinweg ziehender Prozess. Ab wann die Entwicklung zu einem gemeinsamen „Volksgefühl“ abgeschlossen war, ist historisch nicht genau auszumachen; während der Zeit der zunächst räumlich getrennten Aktionen von Salfranken und Rheinfranken gab es jedoch immer Kontakte zwischen den Verbänden und gemeinsame Aktionen gegen gemeinsame Feinde. Für den Merowinger Chlodwig I. war es daher im Jahre 509 ein Leichtes, sich nach der Beseitigung des ripuarischen rex Sigibert von Köln auch an die Spitze des Verbandes der Rheinfranken zu setzen, da diese ihn, wie sich selbst, als „Franken“ sahen.
Die Teilgruppen der Franken
In der Gründungsphase des Bundes der Franken im 3. Jahrhundert hatten die nordwestlich und am Niederrhein siedelnden Gruppen sich zusammengeschlossen; aus den vom unteren Niederrhein bis zum Salland an der IJssel siedelnden Gruppen bildete sich der Verband der Salfranken. Die vom Großraum Köln über den Mittelrhein und südlich davon bis zur Lahn als foederati angesiedelten Gruppen gingen nach und nach in den Rheinfranken und von diesen abstammenden Moselfranken auf.
Bei den frühen Franken handelte es sich wohl vorrangig um Krieger aus den Stämmen der Istaevonen-Gruppe. Dazu zählten:
Salfranken oder Salier: mit der Untergruppe der Tuihanten. Die Salier waren vom Niederrhein bis zum Salland (an der IJssel) ansässig und nahmen benachbarte Stämme in sich auf. Sie wurden der tragende Teilstamm der fränkischen Expansion und aus ihnen ging das Herrscherhaus der Merowinger hervor.
Am ehesten ist davon auszugehen, dass diejenigen Gruppen, die von der Rheinmündung bis zum Niederrhein siedelten (einschließlich der Sugambrer und Cugerner) sich den Saliern anschlossen, während die Gruppen aus dem Raume Köln bis zum Lahntal (von den Brukterern bis zu den Usipetern) in den Rhein- und Moselfranken aufgingen. Diese „Stämme“ sind nachfolgend in der ungefähren Reihenfolge ihrer Siedlungsgebiete von der Rheinmündung aufwärts bis zur Lahn aufgeführt:
Chattuarier: waren am oberen (niederländischen) Lek ansässig, einzelne Gruppen drangen tief nach Gallien ins „Hatuyer“ vor.
Chamaver: siedelten zunächst nördlich der Lippe, im 4. Jahrhundert zur Maas vorgedrungen.
Tubanten: im Osten der heutigen Niederlande und im Gebiet der heutigen Kreise Borken und Steinfurt siedelnd.
Sugambrer: (auch Sigambrer oder Sicamber) mit der Untergruppe der linksrheinischen Cugerner im Raum Xanten bis Krefeld.
Brukterer: bereits bei Tacitus erwähnt, zunächst an Ems und Lippe siedelnd, waren an den Eroberungen Kölns und Triers beteiligt und setzten sich dort fest.
Tenkterer: ursprünglich östlich des Rheins, später bis zur Sieg vorgedrungen.
Usipeter: oft in Verbindung mit den Tenkterern genannt, siedelten später im Lahntal.
Auch Gruppen der Ingwäonen schlossen sich den Franken an, darunter die
Ampsivarier: von Tacitus als südlicher Nachbarn der Friesen erwähnt; von den Chauken aus ihren Stammgebieten an der Ems verdrängt, wanderten sie zum Niederrhein ab.
Chauken: (deren epischer Name als „Hugen“ in der Beowulf-Sage vermutet wird). Sie siedelten als Nachbarn der Sachsen, in denen ihr Großteil aufging. Ein Teil schloss sich wahrscheinlich den Franken an.
Nur bedingt an der Genese der Franken beteiligt waren:
Bataver: zur Zeit der Frankenbildung bereits romanisiert, ihre Nachfahren gingen in den Saliern auf.
Ubier: im Raume Köln bereits um 18 v. Chr. linksrheinisch von den Römern angesiedelt im Oppidum ubiorum, zur Zeit der Frankenbildung bereits romanisiert. Ihre Nachkommen gingen nach der Eroberung Kölns in den Rheinfranken auf.
Chatten: am Oberlauf von Eder, Fulda und Lahn siedelnd (Namensgeber der späteren Hessen). Sie waren ein eigenständiger Stamm, der im Zuge der Fränkischen Expansion unter fränkische Oberhoheit kam und sich mit den nach Südosten vordringenden fränkischen Siedlern vermischte.
Thüringer: (und versprengte Kleingruppen anderer germanischer Stämme) die vereinzelt an den und über den Rhein vorgedrungen waren und sich dort niedergelassen hatten. Erwähnt wird auch ein linksrheinisches „Kleinkönigtum“ der Thüringer, wenngleich dies in neuerer Zeit wieder umstritten ist. Diese Siedler gingen – im Gegensatz zu deren östlich verbliebenen Stammvölkern – in den Franken auf.
Weitere im Expansionsgebiet der Franken siedelnde Gruppen wurden von den Franken integriert. Soweit diese Gruppen im heute deutschsprachigen oder niederländischsprachigen Raum siedelten, gingen sie in den Franken auf. In heute französischsprachigen Gebieten verlief der Prozess umgekehrt: die Franken verschmolzen dort in späteren Jahrhunderten mit der ansässigen romanischen Bevölkerung:
Römische Siedler, die nicht vor den vordringenden Germanen nach Süden geflohen waren
von den Römern in der Gallia Belgica angesiedelte Germanen, die zur Zeit der Franken-Genese bereits überwiegend romanisiert waren
versprengte Reste keltischer (und keltisch-sprachiger) Bevölkerung im Raume zwischen Rhein, Eifel/Ardennen und Schelde
Galloromanen (romanisierte Kelten), die überwiegende Bevölkerung links des Rheins vor der Fränkischen Expansion.
Salier und Rheinfranken
Salier
Der Prozess der Entstehung der Franken aus verschiedenen kleineren Teilstämmen vollzog sich über einen längeren Zeitraum im 3. Jahrhundert. Im Jahre 294 vertrieb der zum Kaiser erhobene Constantius I. Gruppen, die Franken genannt wurden aus der „Batavia“, dem ehemaligen Bataverland in der Betuwe. Einige zurückgebliebene wurden als Laeten (Halbfreie) auf römischem Gebiet angesiedelt. Im Jahr 358 überschritten wiederum salfränkische Gruppen den Rhein nach Südwesten und fielen über die Betuwe in das Römische Reich ein. Die Römer konnten sich gegen die fränkischen Vorstöße erfolgreich zur Wehr setzen. Der spätere Kaiser Julian, gestattete den Saliern, sich in Toxandrien anzusiedeln, einer zu dieser Zeit dünn besiedelten Landschaft innerhalb der römischen Provinz Belgica II. Im Gegenzug standen die fränkischen Krieger dort im militärischen Dienst der Römer. Ein Zeugnis für dieses Ereignis und für den Namen der Salier findet sich beim Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus, der über die Kämpfe Kaiser Julians schreibt:
„…wandte er sich zuerst gegen die Franken, und zwar gegen diejenigen, die man gewöhnlich Salier nennt.“
In Toxandrien blieben die Salfranken bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts, ehe sie weiter nach Süden vordrangen und Zug um Zug galloromanisches Land eroberten. Childerich I. legte das Fundament, indem er in den 460er und 470er Jahren des 5. Jahrhunderts eine Machtstellung in Nordgallien errichtete. Sein Sohn und Nachfolger Chlodwig I. eroberte mehrere fränkische Kleinreiche und schließlich im Jahre 486/487 das Kleinreich des letzten römischen Herrschers in Gallien Syagrius. Damit endete die römische Herrschaft in Gallien. In der Zeit ab Chlodwig bedienten sich die Merowinger der Kenntnisse der alten gallorömischen Eliten.
Ob die Salier ihren Stammesnamen bereits zu Beginn der fränkischen Genese führten und dann ein Teil von Ihnen vom Niederrhein zum Salland (an der IJssel) aufbrach, oder ob ihr Proto-Stamm gemeinsam mit anderen Gruppen ins Salland zog und von da an „Salier“ genannt wurde, ist unter Historikern ungeklärt. Unstrittig ist aber ihre tragende Rolle in der fränkischen Expansion; der merowingische König Chlodwig I. legte den Grundstein für das spätere Frankenreich durch Vereinigung der Salfranken mit den Rheinfranken. Chlodwig trat infolge eines Gelöbnisses nach dem Sieg gegen die Alamannen in der Schlacht von Zülpich (496) mit 3000 Gefolgsleuten zum Christentum über.
Rheinfranken
Der Begriff der Francia Rhinensis ist seit dem 5. Jahrhundert überliefert. Etwa ab dem 6. Jahrhundert wurden die am Mittelrhein und aufwärts siedelnden Stämme auch als Ripuarier bezeichnet, als „Uferbewohner“. Sie waren neben den Saliern der zweite tragende Stamm der fränkischen Expansion – aus ihnen ging später der Zweig der Moselfranken hervor. Die Rheinfranken bereiteten sich im Zuge der Fränkischen Landnahme von Köln über Mainz bis ins heutige Hessen und über Worms nach Speyer aus. Der Zweig der Moselfranken siedelte im Moseltal und in den benachbarten Gebieten bis hinauf nach Trier und im heutigen Luxemburg.
Die Rheinfranken hatten eigene Kleinkönige; ihr bedeutendster war Sigibert von Köln, auch „der Lahme“ genannt. In Allianz mit dem Salier-König Chlodwig I. hatte er im Jahre 496 die Alamannen in der Schlacht von Zülpich besiegt. Dennoch fiel er einem Komplott seines ehemaligen Kampfgefährten zum Opfer, der danach die Macht auch bei den Rheinfranken übernahm und die beiden großen fränkischen Volksteile vereinigte.
Die fränkische Gesellschaft
Der Merowinger Chlodwig I. war der erste fränkische Herrscher, der alle Teile des Frankenlandes – das der Salfranken und das der Rheinfranken – in einer Hand vereinigte. Auch ehemalige nichtfränkische Gebiete waren dem Reich eingeordnet worden, so dass das Frankenreich (Regnum Francorum) und das Frankenland (Francia) seitdem nicht mehr identisch waren.
Innerhalb des Reiches lebten die Franken als ein Volk mit sprachlichen und kulturellen Traditionen, die bis in die Zeit der (proto)-fränkischen Stämme zurückreichten und deren Bräuche trotz der fortschreitenden Christianisierung auf altem germanisch-fränkischem Recht beruhten. Chlodwig I. hatte zwischen 507 und 511 die Lex Salica niederschreiben lassen, die Gesetzgebung der Salischen Franken; die daran orientierte Lex Ripuaria erschien im 7. Jahrhundert im rheinfränkischen Raum in der Regierungszeit des Königs Dagobert I. – dem letzten Merowinger, der nach traditioneller Forschungsmeinung noch eigenständig herrschte. Nach ihm übernahmen die Hausmeier nach und nach die Macht im Frankenreich, wenngleich eine genauere Bewertung durch die tendenziöse karolingische (und anti-merowingische) Geschichtsschreibung erschwert wird. Während in der ripuarischen Gesetzgebung vorrangig das Recht des fränkischen Volkes niedergelegt war, enthielt die Gesetzgebung der Salier auch umfangreiche Gesetzestexte, welche die nichtfränkische, insbesondere gallorömische Bevölkerung betrafen. Auch Regelungen für den geistlichen Stand (Priester, Klöster, Bischöfe) waren Bestandteil der Lex Salica.
Königsrecht und Volksrecht ergänzten sich, auch im Gerichtswesen. Neben dem in regelmäßigen Abständen alle 40 bis 42 Tage abgehaltenen Thing gab es „gebotene“ Gerichtsversammlungen, deren Teilnahme für die Geladenen verpflichtend war.
König und Gefolge
An der Spitze des Volkes stand der König (Rex Francorum). Seine Herrschaftssymbole waren der Speer, Stirnreif und Siegelring. Durch den sogenannten „Untertaneneid“ huldigte das Volk seinem König.
Der Adel bestand aus den Herzögen (dux) und Grafen (comes).
Das militärische Dienstgefolge bestand aus den „Leudes“.
Erbberechtigt war nur der Mannesstamm, nach den Söhnen die Brüder; diese mit Vorrang, falls die Söhne als „nicht regierungsfähig“ galten.
Es ist umstritten, ob Ursprung und Wesen des fränkischen Adels eher auf traditionell fränkischer oder auf spätantiker Tradition beruhen – und ob die Gleichsetzung der adeligen Titel (comes = „Graf“; dux = „Herzog“) für die damalige Zeit gerechtfertigt ist. Bei Gregor von Tours handelt es sich um Heerführer und Stammesführer germanischer Völkerschaften. Er spricht von den „Duces der Franken, bevor diese Könige hatten“. Auch im Ämterwesen gab es eine „Verquickung“ von fränkisch-germanischen und römisch-gallorömischen Faktoren. Die berittene königliche Gefolgschaft (Antrustionen) bestand ursprünglich nur aus Franken. Auch der Königin stand eine eigene Schutztruppe zu.
In der Verwaltung (vor allem im geistlichen Bereich) dominierten in der frühen Merowingerzeit immer noch Mitglieder der gallorömischen Eliten, die über die entsprechenden Kenntnisse verfügten. So zählte etwa auch Gregor von Tours zum Kreis vornehmer Gallorömer, die ihre römisch geprägte kulturelle Identität nie ganz aufgaben und diesbezüglich auch eine wichtige Vermittlerrolle ausübten.
Zum germanischen König gehörte als wichtiges Attribut der Schatz, der sein persönliches Eigentum war; ohne diesen wäre es kaum möglich gewesen, Dienste der Gefolgschaft zu entlohnen, einen aufwendigen Lebenswandel zu führen oder auch Geiseln auszulösen. Kriegsbeute, Erbschaft, Tributleistungen, Geschenke, auch Plünderungen vergrößerten den Schatz. Zur Erledigung der Staatsausgaben wurden Steuern und Abgaben erhoben.
Der König und sein Gefolge waren ständig unterwegs, um an vielen Orten präsent zu sein. Das Reich wurde vom Sattel aus regiert. Die Heere führten einen Tross mit sich und waren mit Karren und Fuhrwerken ausgerüstet, die zur Rast (oder als Schutz vor Angriffen) zu einer Wagenburg zusammengestellt wurden. Das Ziel des Krieges war – neben Ehre und Ansehen – vor allem die Beute. Für den Herrscher bestand sie aus Land und Machterweiterung, für den fränkischen Krieger aus erbeutetem Gut. Das Beutemachen begann nicht selten bereits im Durchzug durch eigenes Gebiet, da der Tross verpflegt werden musste. Auch die Einbringung von Gefangenen lohnte sich, da sie billige Arbeitskräfte waren oder – wenn sie von hoher Geburt waren – einträgliche Lösegelder versprachen.
Der fränkische Krieger war mit Lanze und Wurfspeer ausgerüstet. Die charakteristische Fränkische Nationalwaffe war die „Franciska“, das Wurfbeil. Sie findet sich oft im Inventar fränkischer Gräber bis ins 8. Jahrhundert. Ihre Handhabung war schwierig und verlangte Zielsicherheit. Von Chlodwig ist bekannt, dass er (zumindest Gregor von Tours zufolge) vor aller Augen einem Krieger mit der Axt den Schädel spaltete, der ihm Beutegut – die „Vase de Soissons“ – streitig machen wollte. Eine mächtige Waffe war auch die „Spatha“, die bei allen Germanen vorkam, aber auch im spätrömischen Heer verbreitet war. Es handelt sich um ein zweischneidiges Langschwert, häufig damasziert. Manche Krieger verwendeten ein „Hiebschwert“, das „scramasax“ oder Dolche (saxa) als Stichwaffen.
Als Schutzwaffen gab es den Schild (der auch bei der Schilderhebung des Königs eine Rolle spielte). Harnische und eiserne Helme trugen nur vornehme Krieger. Die Lex Ripuaria berichtet über Brünne, Helm und Beinschiene (begnberga). Im Vorgelände des ehemals römischen Kastells Gelduba im heutigen Krefeld-Gellep wurde im Jahre 1962 das unberührte Grab eines lokalen fränkischen Fürsten mit Namen Arpvar freigelegt, das überaus reichhaltig mit persönlichen und militärischen Beigaben ausgestattet war, u. a. mit einem goldenen byzantinischen Spangenhelm und einer kompletten Waffenausrüstung.
Freier und Unfreier
Die Bevölkerung war in Stände eingeteilt, darunter:
Römer (Freier Römer = Romanus Possessor, Angehöriger des Mittelstandes)
Römische Leibeigene (colone)
Aus dem Begriff Franci für den (einzelnen) Freien (Franken), entstand im Laufe der Jahre im romanischsprachigen Raum das adjektiv „franc“ für „frei“ – aus dem etwa im 15. Jahrhundert die deutsche Entsprechung entlehnt wurde. Anders als beispielsweise im Verhältnis der (arianisch-christlichen) Goten zu ihren römischen (katholisch-christlichen) Mitbewohnern, gab es bei den Franken kein gesetzlich vorgeschriebenes Heiratsverbot zwischen Franken und anderen Ethnien. Fester Bestandteil des Fränkischen Rechtswesens war das Wergeld (Manngeld, von Altfränkisch Wer für „Mann“), ein Sühnegeld das geschaffen worden war, um die Blutrache und daraus resultierende Dauerfehden zwischen den Sippen einzudämmen. Dabei galten für Angehörige des Fränkischen Volkes andere Sätze als für „Nichtfranken“ (Römer und Galloromanen). Für die Tötung eines Franken war das Doppelte des Wergeldes fällig wie für einen in vergleichbarer Stellung lebenden Römer.
Das Wergeld betrug beispielsweise:
200 solidi für einen Freien Franken
100 solidi für einen Halbfreien Franken
100 solidi für einen Freien Römer
600 solidi für die berittenen fränkischen Gefolgsleute des Königs
300 solidi für Gefolgsleute aus der gallorömischen Bevölkerung
600 solidi für einen Priester
900 solidi für einen Bischof
Da „Bargeld“ (Münzen) in der Regel (bei der allgemeinen Bevölkerung) selten waren, wurde das Wergeld – falls es denn fällig wurde – oft in Naturalien, Vieh oder Landbesitz umgerechnet.
Der fränkische Mann war der typische „Freie“; ein Römer immer in irgendeiner Weise abhängig. Er hatte aber infolge Mischsiedlung, Glaubensgleichheit und Konnubium die Möglichkeit des Anschlusses an das „Frankentum“. Dies äußerte sich in der Vorliebe für fränkische Namen auch auf Seiten der Galloromanen. Auch stiegen Römer nicht selten in wichtige Verwaltungsposten auf, was auch für geistliche Ämter und das Priestertum galt.
Kult und Kirche
Bevor sie zum Christentum konvertierten, hatten die Franken ihre Stammeskulte gepflegt. Neben allgemein germanischen Traditionen galt für die – überwiegend istaevonischen – Franken, die Verehrung des germanischen Stammvaters „Mannus“ und dessen Sohnes „Istio“.
In der Germania berichtet Tacitus vom germanischen Gott Tuisto und dessen Sohn Mannus Gründer des Geschlechtes der Germanen. Demnach hatte Mannus drei Söhne, nach denen die am Meer siedelnden Stämme Ingaevonen, die mittleren (im Landesinnern lebenden) Herminonen und die am Rhein lebenden Istaevonen genannt wurden. Für die merowingischen Herrscher gab es darüber hinaus eine mythologische Herkunftssaga von einem Meeresungeheuer als Begründer des Merowingergeschlechtes.
Für die frühen Franken hatte die Natur und die in ihr wirkenden Kräfte eine hohe Bedeutung. Es gab heilige Plätze und hölzerne Tempel in Wäldern und Auen und geschnitzte Figuren die heiligen Tieren nachempfunden waren. Die Franken kannten Tieropfer (Pferdeopfer) und Menschenopfer. So ist überliefert, dass noch nach ihrer Christianisierung fränkische Krieger vor dem Überqueren eines Flusses dem Flussgeist die Leichen von Gefangenen opferten.
Obwohl der Merowinger Chlodwig I. sich um das Jahr 497 (das genaue Datum ist bis heute in der Forschung umstritten) hatte taufen lassen, verblieben viele Franken lange ihren alten Glaubensvorstellungen verhaftet.
Bei den Germanen war ursprünglich die Brandbestattung üblich. Ab dem 4. Jahrhundert gingen die Franken zur Körperbestattung über, je nach Status des Verstorbenen mit reichhaltigen Grabbeigaben. Das im Mai 1653 in Tournai wiederentdeckte Grab des Merowingerkönigs Childerich I. war ungewöhnlich reich ausgestattet. Im Grab befand sich ein purpurner, golddurchwirkter Mantel mit goldenen Zikaden besetzt. Man fand den goldenen Siegelring des Königs und einen Armreif aus massivem Gold, eine eiserne Wurfaxt, eine Lanze sowie eine Goldgriffspatha mit Parierstange und Scheide. Das Skelett des Frankenkönigs maß 179 cm. Im Grab selbst befand sich ein geopferter Pferdekopf, in unmittelbarer Nähe waren weitere Pferde im Boden bestattet worden. Noch bis ins 8. Jahrhundert fand man – für christliche Gräber untypische – Grabbeigaben in fränkischen Gräbern, die auf „heidnische“ Bestattungsriten hindeuten – so in den Gräberfeldern von Krefeld-Gellep.
Nach Gregor von Tours gab es noch zur Zeit von Theuderich I. (von 511 bis 533 König der Rheinfranken in Austrien), heidnische Tempel in Köln, in dem die Franken geopfert hatten und sich an Speise und Trank gütlich taten. Die im Lande verstreut liegenden fränkischen Tempel wurden in der Folgezeit verbrannt und an ihrer Stelle z. T. christliche Kapellen oder Kirchen errichtet.
Zur Abwehr heidnischer Bräuche waren in der Lex Ripuaria Regeln festgelegt. So war z. B. der Haselzauber verboten. Die Früchte der Hasel galten als Liebeselixier. Dem Haselstrauch wurden Kräfte gegen Blitzschlag und Erdstrahlen zugeschrieben, Haselruten wurden als Wünschelruten verwendet und Haselzweige sollten Hexen abwehren. Trotz des Verbotes hielten sich die Haselbräuche noch bis ins hohe Mittelalter.
Das fränkische Christentum entstand mit der Taufe Chlodwigs, die von epochaler Bedeutung war. Mit dem Übertritt galt das Reich als christlich. Da sich der Katholizismus schon in den Jahrhunderten davor bei den Galliern durchgesetzt hatte, gab es in dieser Hinsicht keine Konflikte zwischen Franken und Galloromanen. Die Organisation der – von Rom abhängigen – gallischen Kirche hatte das Zerbröckeln des Römischen Reiches überdauert. Durch die Christianisierung des Frankenkönigs und seiner Gefolgsleute erfuhr die Kirche eine Konsolidierung. Die kirchlichen Verwaltungseinheiten (Diözesen) wurden gefestigt und bildeten eine Bastion im Fränkischen Reich. Von der Kirche war kein Widerstand gegen die fränkischen Herrscher zu erwarten; im Gegenteil sah sie sich voll eingegliedert in das fränkische Staatswesen, dem sie sich unterordnete. Dieses wiederum half den Merowingern, ihre Machtansprüche ohne Widerstand der Kirche auch gegenüber anderen gallorömischen Gebieten durchzusetzen und so ihr Reich zu vergrößern. Im Inneren bildete die Kirche gelegentlich Zufluchtsort für die Unterlegenen der internen merowingischen Machtkämpfe. Gegenspieler des Königs und unliebsame Gaugrafen wurden entweder umgebracht oder man ließ ihnen die Wahl, sich scheren zu lassen und in ein Kloster zu gehen.
Haus und Hof
Die Höfe der frühen Franken lagen verstreut auf dem Lande; allerdings gab es dörfliche Siedlungsstrukturen und Weiler, insbesondere in der Nähe von Flüssen oder auf Waldlichtungen. Das am häufigsten verwandte Baumaterial war Holz. In den fränkischen Expansionsräumen links des Rheins und in Toxandrien knüpften die Franken an die aufgegebenen Siedlungsräume der Römer an.
Da die Viehhaltung eine große Rolle spielte, siedelte man wegen der Wasserversorgung bevorzugt an Gewässern.
Eine Hausgruppe umfasste Wohngebäude, Annexbauten, Stall- und Speicher, alles von einer Umfriedung eingezäunt. Die Überwindung des Zaunes (nicht erst das Eindringen ins Haus) stellte bereits eine Rechtsverletzung dar. In der Bauweise der Wohnhäuser lassen sich zwei unterschiedliche Typen unterscheiden:
ebenerdige Pfostenbauten
eingetiefte Grubenhäuser
Die Länge der ebenerdigen Bauten schwankte zwischen 10 und 40 Metern, die Breite lag in der Regel bei 4 bis 6 Metern. Die Balken-Konstruktion der Gebäude verlangte eine kompetente und solide Zimmermannsarbeit. Die Gebäude waren meist einschiffig, mit einem bis zum Dach offenen Mittelteil mit Herdraum. Nicht selten waren die Häuser Wohn-/Stallhäuser in denen in einem abgetrennten Bereich das Vieh untergebracht war. Das im heutigen Oberfränkischen so bezeichnete Ernhaus war so ein traufseitig erschlossenes Wohnstallhaus mit Eingang an der Längsseite, der in den Ern (den zentralen Flur mit Herd) führte.
Das Grubenhaus war einfacher angelegt. Es wurde eine rechteckige oder ovale Grube ausgehoben, im Durchmesser drei bis vier Meter. Mit einem bis zum Boden reichenden Dach versehen, mag es wie eine zeltartige Hütte ausgesehen haben.
Mehrere solcher Hofanlagen bildeten den Weiler oder das Dorf. Daran anschließend lagen die Gärten, Wiesen und Felder, je nach Gegend auch Weinberge. Die Namen der Dörfer endeten vielfach auf „-weiler“, „-rode“ und insbesondere auf Formen von „-heim“ oftmals umgeformt zu „-um“ (Beispiele: Gerresheim, Blankenheim, Latum = Latenheim, Ossum = Ochsenheim).
Die Landwirtschaft bildete für die Franken die wichtigste Existenzgrundlage. Auch wenn (oder weil) der Bauer die Regel war, so gab es dafür kein spezielles Wort. Jeder auf dem Lande lebende Franke war ein Bauer. In Übersetzungen taucht die Bezeichnung „Ackerer“ oder „Ackermann“ auf. Das Wort Bauer – im Sinne von „das Land bebauen“ – entstand erst in der frühen Neuzeit.
Wegen der Vergänglichkeit der Materialien fand die Archäologie kaum Gerätschaften aus Holz oder Knochen, allerdings vereinzelt eiserne Pflugscharen, Sicheln, Sensen, Spaten- und Sägeblätter sowie Winzermesser. Ab dem 6. Jahrhundert war die Töpferscheibe üblich, davor fertigte man Tonwaren „von Hand“.Von besonderer Bedeutung war die Viehzucht. Rinder und Ziegen waren kleinwüchsig und von geringem Gewicht. Auch die Pferde waren mit einer Widerristhöhe von 140 cm von gedrungener Gestalt und wurden, neben Ochsen, auch zur Feld- und Waldarbeit herangezogen. Zur Fleischversorgung hielt man insbesondere Schweine, aber auch Geflügel (Hühner, Gänse).
Man geht heute von Schweineherden in der Größenordnung von 25 bis 50 Tieren aus, bei Rindern waren die Herden kleiner. Viehdiebstähle wurden streng geahndet. Die Lex Salica sah abgestufte Strafen für Viehdiebstähle vor. In den Volksrechten wird der Schweinehirt vor den Rinder-, Schaf- und Ziegenhirten hervorgehoben, etwa durch ein höheres Wergeld (Bußgeld für Totschlag).
Teichgeflügel und Hühner hielt man auch wegen der Eier. Die Bienenhaltung war ein wichtiger Zweig der Landwirtschaft, da Honig im Prinzip das einzige Mittel zum Süßen von Speisen und Getränken darstellte (eingehegte Bienenkörbe zählten zum Hausfriedensbereich). Das Pferd war Arbeits- und Reittier; eine Pferdeherde bestand aus dem Hengst mit bis zu 12 Stuten und Fohlen.
Auch der Fischfang mit Netz und Reuse hatte eine gewisse Bedeutung. An Getreide wurden die Vorläufersorten der heutigen Weizen- und Gerstenarten angebaut, in geringerem Maße auch Roggen und Hafer. Flachs diente zur Leinenherstellung und zur Ölgewinnung. Von den Römern kannten die Franken den Weinanbau. Im rechtsrheinischen Raum des Frankenlandes hielten sich die vorgenannten Strukturen bis in die Karolingerzeit. Im linksrheinischen Gebiet des heutigen Deutschland waren viele römische Siedlungen und Kastelle durch Frankenangriffe geplündert und zerstört und wurden nicht wieder besiedelt. Lediglich die großen Städte wie Köln, Trier, Koblenz oder Mainz waren durchgängig von der Römerzeit über die Frankenzeit bis in die Neuzeit bewohnt. Kastelle wie Gelduba wurden dem Erdboden gleichgemacht oder verfielen. Das gilt auch für die ehemals blühende Römerstadt Xanten (Colonia Ulpia Traiana). In der einige hundert Meter südlich errichteten neuen Stadt findet man reichlich als Baumaterial verwendete Mauersteine der alten Römersiedlung.
Anders war die Situation in den (gallorömischen) Städten – soweit sie nicht von den vor den Franken flüchtenden Bewohnern verlassen waren. Im heute französischen Teil des Frankenreiches fanden die Franken mit Mauern umgebene Städte und Häuser in Steinbauweise vor. Etliche Franken, insbesondere jene von höherem Stand, ließen sich dort nieder oder heirateten in städtische Familien ein.
Eine Unterscheidung der Siedlungsstrukturen, Bauweisen, der Bestattungsformen oder der Bräuche von Saliern, Rhein- und Moselfranken ist – für die frühe Frankenzeit – weder durch schriftliche Quellen belegt noch durch archäologische Befunde möglich.
Von den Merowingern zu den Karolingern – die Trennung des Volkes
Der Konzentrationsvorgang im politischen Bereich, der schließlich unter Chlodwig I. zur Einigung der Salfranken mit den Rheinfranken führte, hatte das gemeinsame Volksbewusstsein aller in den Grenzen des Reiches lebenden Franken gefördert. Dies äußerte sich in den niedergeschriebenen Volksrechten, der Lex Salica und der Lex Ripuaria, in denen die Mitglieder des fränkischen Volkes gegenüber anderen Stämmen und Ethnien abgegrenzt werden. Die Entwicklung von Teilstämmen über den Großstamm bis zur Volksbildung war spätestens mit der Vereinigung von Salfranken und Rheinfranken im Reich abgeschlossen. Danach setzte aber bereits ein Prozess ein, der im 9. Jahrhundert zur sprachlichen Trennung des Volkes führen sollte.
Die durch den Übertritt Chlodwigs I. zum (katholischen) Christentum vollzogene religiöse Annäherung an die ebenfalls katholische gallorömische Bevölkerung und die gesetzliche Toleranz gegenüber Heiraten zwischen den Ethnien, hatte den Grundstein für eine kulturelle, aber auch (beim Großteil der Salfranken) sprachliche Verschmelzung mit der unterworfenen Bevölkerung gelegt. Die im heutigen deutsch-niederländischen Sprachraum siedelnden Franken hingegen assimilierten die unterworfene Bevölkerung sprachlich und kulturell.
Unter den Merowingern kam es in der Folgezeit immer wieder zu internen Machtkämpfen und mehrmals zu Reichsteilungen. Sie verloren im Laufe des 7. Jahrhunderts an Macht und gerieten unter den Einfluss der immer einflussreicheren Hausmeier, die Zug um Zug die Regierungsgewalt übernahmen. Bedeutung erlangte noch einmal der Merowinger Dagobert I. (629-639), der zunächst als Herrscher in Austrasien und anschließend im Gesamtreich herrschte. Danach waren die Pippiniden bzw. die frühen Karolinger faktisch die Herrscher im Reich, wenngleich die Merowinger weiterhin bis Mitte des 8. Jahrhunderts die Könige stellten. Der bedeutendste frühe Karolinger war Karl Martell (ein unehelicher Sohn des Hausmeiers Pippin des Mittleren), der die Alamannen und Thüringer der Herrschaft der Hausmeier unterwarf und Bayern in Abhängigkeit zum Frankenreich brachte. Im Jahre 732 besiegte sein Heer die Araber und hinderte sie an einem weiteren Vordringen nach Mitteleuropa.
Unter den Söhnen Karl Martells wurde der letzte merowingische Schattenkönig Childerich III. abgesetzt; Karl Martells Sohn Karlmann ging in ein Kloster, dessen Bruder Pippin wurde im Jahre 751 zum König der Franken gewählt. Nach Pippins Tod erfolgte eine Reichsteilung unter seinen Söhnen Karl und Karlmann – letzterer starb aber vor dem Ausbruch von Streitigkeiten und somit konnte Karl der Große die Macht im Frankenreich übernehmen. Unter Karl dem Großen, der im Dezember des Jahres 800 zum Kaiser gekrönt wurde und somit das westliche Kaisertum erneuerte, erreichte das Frankenreich seine größte Ausdehnung. Karl gliederte die Sachsen nach den brutal geführten Sachsenkriegen seinem Reiche ein und dehnte die Grenzen bis in die slawischen Gebiete und bis nach Nordspanien aus. Das Frankenreich war längst kein „Land der Franken“ mehr, sondern ein Vielvölkerreich und umfasste den Kernraum der westlichen Christenheit.
Der Trennungsprozess des Frankenvolkes wurde endgültig deutlich bei der Bündnisbesiegelung zwischen den Enkeln Karls des Großen, dem westfränkischen König Karl dem Kahlen und dem ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen gegen ihren Mitbruder Lothar. Die dabei am 14. Februar 842 gesprochenen Straßburger Eide wurden in zwei unterschiedlichen Volkssprachen geleistet, weil die jeweiligen Gefolgsleute die Sprache der anderen Seite nicht (mehr) verstanden. Die Teilung war endgültig besiegelt im Vertrag von Verdun im Jahre 843.
Die unter Chlodwig I. erstmals vereinten Teilstämme waren fortan sprachlich getrennt und in spätkarolingischer Zeit entstanden schließlich mit West- und Ostfranken zwei getrennte Reiche. Der Begriff des „Volkes der Franken“ trat immer mehr zurück. Im Westen dominierte fortan die neue, durch Verschmelzung entstandene galloromanische (altfranzösische) Sprache, im Osten hatten die Fränkischen Mundarten Bestand. Ein Großteil der Salfranken verschmolz im Volk der Franzosen und Wallonen. Die in den heutigen Niederlanden und der Region Flandern sowie am Niederrhein verbliebenen Salfranken sowie die Mosel- und Rheinfranken gingen später in den Völkern der Deutschen, Niederländer, Lothringer, Luxemburger und Flamen auf.
Chronologie bis Chlodwig I.
(Von der ersten Erwähnung bis zur Vereinigung der Teilvölker unter Chlodwig I.; Auszug):
257/259 finden Raubzüge germanischer Gruppen gegen die Römer statt, die in späteren Quellen als Franken bezeichnet werden
275/76 stoßen (proto)-fränkische Stämme vom rechten Rheinufer wiederholt in römische Gebiete vor
288/89 unterwirft sich der Heerführer Gennobaudes dem römischen Kaiser Maximian, der dafür Gennobaudes als Kleinkönig bestätigt
291 erste überlieferte Erwähnung des Namens der „Franken“ – die Namen der Stämme bleiben aber in Gebrauch
294 Franken dringen in die „Batavia“ vor, werden dort von Constantius Chlorus als Laeten angesiedelt
306/307 Einbruch fränkischer Gruppen in Gallien. Es folgen römische Strafaktionen gegen die Brukterer; die fränkischen Anführer werden in Trier den Raubtieren vorgeworfen.
313 bis 341 Einfälle von Franken in linksrheinisches Gebiet. Trier und Köln werden wiederholt angegriffen
352 Zusammenbruch der römischen Rheinlinie, Rheinfranken setzen sich linksrheinisch fest
356 bis 387 Kämpfe zwischen Römern und Franken mit wechselnden Erfolgen
388 unter den römischen Kaisern Valentinian I. und Gratian erlangen fränkische Heerführer militärische Spitzenpositionen. im Kampf gegen die Alamannen
388 bis 400 ständige Unruhen am Rhein, u. a. unter dem fränkischen Anführern Marcomer, Gennobaudes und Sunno. Aus Sicherheitsgründen Verlegung der römisch-gallischen Präfektur von Trier nach Arles
413 bis 435 Franken greifen wiederholt Trier an; 435 fällt die Stadt in die Hand der Franken
446 Chlodio, Anführer der Salfranken, durchquert den Kohlenwald und erobert das Land bis zur Somme
451 in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern kämpfen Franken auf Seiten der Römer wie auf Seiten des Hunnenkönigs Attila.
455 bis 460 Merowech, Namensgeber für das Geschlecht der Merowinger, regiert bei den Salfranken.
um 459 Köln fällt endgültig in die Hand der Franken und wird Residenz der rheinfränkischen Könige.
463 und folgende Jahre: der Merowinger Childerich I., König der Salfranken, dringt bis Paris vor; wiederholte Kampfhandlungen im Loiregebiet.
483 in Köln regiert der rheinfränkische Kleinkönig Sigibert
486/87 Chlodwig I. (Sohn Childerichs) besiegt den Römer Syagrius und beseitigt damit die letzte römische Bastion in Gallien.
496/97 in der Schlacht von Zülpich kämpfen der rheinfränkische König Sigibert und der salfränkische Merowinger Chlodwig I. gemeinsam gegen die Alamannen. Nach dem Sieg tritt Chlodwig zum Christentum über.
509 Der salfränkische König Chlodwig I. stiftet Sigiberts Sohn Chloderich zu einem Attentat auf seinen Vater an. Anschließend beseitigt Chlodwig auch Chloderich. 509 Chlodwig I. wird von den Rheinfranken zum König erkürt; Vereinigung von Rheinfranken und Salfranken.
511: Tod Chlodwigs und Reichsteilung
Bezeichnung der Franken
Historisch gesehen gibt es eine Gleichsetzung der Begriffe „Salier“ und „Salfranken“ einerseits sowie der Begriffe „Rheinfranken“ und „Ripuarier“ andererseits. Die frühen „Salier“ sind allerdings abzugrenzen vom Geschlecht der Herzöge von Lothringen und Oberfranken des 11./12. Jahrhunderts, die sich ebenfalls „Salier“ nannten.
Auch die Gleichsetzung von „Rheinfranken“ und „Ripuariern“ ist heute nur bedingt gerechtfertigt. „Rheinfranken“ waren alle Franken, die vom Mittelrhein mit Schwerpunkt Köln sich nach Süden, Südosten und Südwesten ausgebreitet haben, mit der Untergruppe der „Moselfranken“. Ab dem 6. Jahrhundert nannte man die Rheinfranken auch „Ripuarier“ (Uferbewohner). Unter Mundartgesichtspunkten werden heute als „Ripuarisch“ aber nur die rheinübergreifenden Dialekte im Süd-West-Bergischen über Köln bis Aachen bezeichnet; davon abzugrenzen sind Moselfränkisch an der Mosel und Rheinfränkisch im Rhein-Main-Gebiet sowie die niederfränkischen Dialekte am (deutschen) Niederrhein, in den Niederlanden und Belgien, die sich vom Salfränkischen ableiten, entsprechend dem vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) herausgegebenen Rheinischen Fächer.
Zahlreiche Dialekte des hoch- und niederdeutschen Sprachraumes im heutigen Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden – aber auch Afrikaans und andere Auswandererdialekte – werden zu den fränkischen Mundarten gerechnet.
Mit der Ausbreitung des Fränkischen Reiches wanderte der Name der Franken mit ihren Gaufürsten auch in Gebiete, die ursprünglich von anderen Stämmen bewohnt waren. Heute bezeichnen sich die Bewohner der Region Franken im Norden des Freistaates Bayern sowie die mainfränkisch sprechenden Einwohner Südthüringens und nördliche Teile Baden-Württembergs als „Franken“. Wieweit deren Dialekte vom „Altfränkischen“ beeinflusst wurden, ist historisch nicht belegt. Im „Rheinischen Fächer“ werden diese Mundarten nicht berücksichtigt. Die heutige Region Franken war ursprünglich eher alemannisch geprägt und gelangte erst im Verlauf des 6. Jahrhunderts unter fränkische Herrschaft. Archäologisch ist allerdings vor allem im späten 6. und im 7. Jahrhundert eine starke Frankisierung der Region festzustellen.
Harald I. „Blauzahn“ Gormson, geboren um 910 in Dänemark; gestorben am 1. November 987 in Jomsburg. Er war König von Dänemark (ca. 936/958–987) und von Norwegen (970–987).
Leben
Harald war ein Sohn Gorms des Alten und dessen Frau Thyra Danebod. Nach dem Tod seines Vaters folgte Harald ihm als König nach. Der betreffende Zeitpunkt ist in der Forschung umstritten. Teilweise wird aufgrund von Quellenaussagen die Zeit um 936 angenommen, doch deuten dendrochronologische Untersuchungen einer Holzkammer in Gorms vermutetem Grab in Jelling auf 958 hin.
Harald fiel als Wikingerführer mehrmals in die Normandie ein, wo er 945 Richard den Furchtlosen unterstützte, indem er Ludwig IV. gefangen nahm und ihn zwang, Richards Herrschaft anzuerkennen. Harald erkannte 948 die Oberhoheit Ottos I. an und gründete die Bistümer Aarhus, Ripen und Schleswig, wodurch die Christianisierung Skandinaviens begann. 950 gründete er Jomsburg (auch bekannt unter Julin, Jumne, Wollin) im späteren Pommern.
Harald ließ sich um 960 am Poppostein taufen. 974 fiel er nach dem Tod Ottos I. in Holstein ein. In einem Gegenschlag Ottos II. verlor er Schleswig an den Kaiser.
Harald verbündete sich mit den Söhnen des von Håkon dem Guten vertriebenen Erik Blodøks. Nach dem Tode Håkons des Guten besetzte er Süd-Norwegen und wurde König von Norwegen. Unter seiner Herrschaft setzte er die Söhne von Erik Blodøks zu Jarlen ein, unter anderem Harald Gråfell. Diese töteten Sigurd Ladejarl, den ehemaligen Verbündeten von Håkon dem Guten. Damit begann die lange Feindschaft zwischen dem Geschlecht Harald Hårfagres und den Ladejarlen. Als sie aber zu selbstherrlich wurden, wechselte Harald Blauzahn die Partner und verbündete sich mit Håkon Sigurdsson, Sohn des ermordeten Sigurd Ladejarl, und dieser wurde sein Vasall. Im Jahre 983 eroberte Harald das 974 verlorene Schleswig zurück.
Harald hatte Dänemark erstmals unter einer Krone geeint. Für diesen Einigungsprozeß nahm er als Christ die Hilfe der Kirche in Anspruch. Dadurch kam es zu Konflikten mit seinem Sohn Sven I. Gabelbart, der sich weiterhin als ein Wikinger sah.
Eine auf der Ostsee geführte Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn, der legendären Seeschlacht von Helgenes um 986, wahrscheinlich bei Bornholm, endete zugunsten des Königssohnes Sven, da er von den Jomswikingern unterstützt wurde. Nach nordischen Quellen, so der Jómsvíkinga saga, Knýtlinga saga und Heimskringla, traf während einer nächtlichen Kampfpause an Land den König ein Pfeil aus dem Hinterhalt, der ihn schwer verwundete. Harald Blauzahn konnte mit Getreuen aus der Schlacht entkommen und sich am südlichen Teil der Ostseeküste im späteren Pommern retten. Allerheiligen 985 oder 986 starb er in Jomsburg oder Jumne. Sein Sohn trat als König von Dänemark die Nachfolge an. Haralds Leichnam wurde nach Adam von Bremen nach Roskilde in die von ihm erbaute Kirche überführt.
Beiname
Die Herkunft des Namenszusatzes „Blauzahn“ oder „Schwarzzahn“ ist unklar und daher Gegenstand zahlreicher Spekulationen und Volksetymologien. Dass sich die Bezeichnung auf die Farbe der Zähne des Königs bezog, ist unwahrscheinlich. Nichtsdestoweniger verarbeitete der schwedische Schriftsteller Frans G. Bengtsson das Zahnmotiv in einem Kapitel seines Romans Die Abenteuer des Röde Orm.
Der erste Bestandteil des Kompositums kann sicher auf die altnordische Farbbezeichnung blár zurückgeführt werden, die sowohl für „dunkelblau“ als auch für „schwarz“ bzw. „bleifarben“ steht.
Unsicherheit besteht bezüglich des Bestandteils -tönn „Zahn“. Plausibel erscheint die Auffassung als sogenannte Heiti-Metapher für ein Schwert. Andere Historiker vermuten, dass er mit dem Wort þegn „Freisasse, Untertan; Dolch“ in Verbindung zu bringen ist.
Liste der Ehefrauen und Kinder
Ehefrauen:
Gunhild
Tove oder deren Mutter, Mistiwojs Witwe.
Gyrthe von Schweden (Gyrid)
Kinder:
Hakon
Gunhild († 13. November 1002, Opfer des großen St. Brice’s Day Massaker in England)
Sven I. Gabelbart
Thyra
Runenstein in Jelling
Der größere der beiden Runensteine in Jelling wurde in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts von Harald Blauzahn errichtet. Er trägt die Runeninschrift:
Runen
alt
modernisiert
ᚼᛅᚱᛅᛚᛏᚱ᛬ᚴᚢᚾᚢᚴᚱᛣ᛬ᛒᛅᚦ᛬ᚴᛅᚢᚱᚢᛅ
haraltr:kunukṛ:baþ:kaurua
„Haraldr konungr bauð gjöra“
ᚴᚢᛒᛚ᛬ᚦᛅᚢᛋᛁ᛬ᛅᚠᛏ᛬ᚴᚢᚱᛘ ᚠᛅᚦᚢᚱ ᛋᛁᚾ
kubl:þausi:aft:kurm faþur sin
„kuml þessi eftir Gorm föður sinn“
ᛅᚢᚴ ᛅᚠᛏ᛬ᚦᚨᚢᚱᚢᛁ᛬ᛘᚢᚦᚢᚱ᛬ᛋᛁᚾᛅ᛬ᛋᛅ
auk aft:þa;urui:muþur:sina:sa
„ok eftir Þyri móður sína, sá“
ᚼᛅᚱᛅᛚᛏᚱ ᛁᛅᛋ᛬ᛋ<ᚨ>ᛣ᛫ᚢᛅᚾ᛫ᛏᛅᚾᛘᛅᚢᚱᚴ
haraltr ias:s<a;>ṛ·uan·tanmaurk
„Haraldr sem vann Danmörku“
ᛅᛚᛅ᛫ᛅᚢᚴ᛫ᚾᚢᚱᚢᛁᛅᚴ
ala·auk·nuruiak
„alla ok Noreg“
᛫ᛅᚢᚴ᛫ᛏᛅᚾᛁ᛫<ᚴᛅᚱᚦᛁ᛫>ᚴᚱᛁᛋᛏᚾᚨ
·auk·tani·<karþi·>kristna;
„ok Dani gjörði kristna.“
Deutsch: „König Harald gebot, dass dieses Denkmal seinem Vater Gorm und seiner Mutter Tyra gemacht wurde; dér Harald, der sich ganz Dänemark und Norwegen unterwarf und die Dänen zu Christen machte.“
Sonstiges
Der Funkstandard Bluetooth, welcher in modernen Mobiltelefonen weit verbreitet ist, wurde nach Harald Blauzahn benannt. Das Logo zeigt die Initialen HB in Form eines Monogramms der Runen Hagalaz und Berkano.
Harald III. Hardråde (Harald III. der Harte) geboren 1015 in Norwegen; gestorben 25. September 1066 bei Stamford Bridge, England. Er war König von Norwegen von 1047 bis 1066.
Frühe Jahre und Byzanz
Geboren als Harald Sigurdsson, war er der Sohn von Sigurd Syr, einem Unterkönig von Ringerike, Hordafylke und Romerike, und von Åsta Gudbrandsdotter, der Mutter König Olavs II. des Heiligen, und damit dessen Halbbruder. 1030, im Alter von 15 Jahren, musste er aus Norwegen fliehen, nachdem er sich an der Schlacht von Stiklestad beteiligt hatte, bei der Olav II. fiel. Er ging zunächst nach Nowgorod in den Dienst von Jaroslaw I., danach diente er erst dem byzantinischen Kaiser Michael IV., dem Kaiser Michael V., dann der Kaiserin Zoe und schließlich dem Kaiser Konstantin IX. in der Warägergarde. Ein byzantinischer Text aus dem 11. Jahrhundert, der 1881 in Moskau von einem russischen Historiker herausgegeben wurde, beschreibt seine Bedeutung in Byzanz so:
„Araltes war ein Sohn des Königs in Warägien und hatte einen Bruder Júlavos (= Olav), der nach dem Tode seines Vaters das väterliche Reich erbte. … Aber als Kaiser Mikhael und der nachfolgende Kaiser, sein Neffe, beide gestorben waren, wollte Araltes in der Regierungszeit des Kaisers Monokahos in sein Land nach Hause ziehen. Dies wurde ihm aber nicht gestattet, und man suchte seine Reise zu verhindern. Trotzdem konnte er heimlich fortreisen und wurde König in seinem Land an Stelle seines Bruders Júlavos. Er war sehr glücklich darüber, dass er zum Manglabites und Spatharokandidatos ernannt worden war, und auch als König bewahrte er Treue und freundschaftliche Beziehungen zu den Römern (= Byzantinern).“
Manglabites war ein höheres Mitglied der kaiserlichen Leibgarde. Er erhielt den Titel für seinen erfolgreichen Feldzug nach Sizilien. Spatharocandidatos war der Titel eines Offiziers der kaiserlichen Leibgarde. Diesen Titel erhielt er, nachdem er den Bulgarenaufstand (1040–1041) unter Peter Deljan niedergeschlagen hatte.
König von Norwegen
1042 verließ er Konstantinopel, heiratete Elisabeth von Kiew, Tochter des Großfürsten Jaroslaw I. von Kiew, und kehrte nach Norwegen zurück, um seinen Thronanspruch durchzusetzen. Er verbündete sich zunächst mit Sven Estridsson von Dänemark, überwarf sich aber mit ihm, als sein Neffe Magnus I. anbot, die Herrschaft mit ihm zu teilen. Nach dem Tod von Magnus I. war Harald alleiniger Herrscher von Norwegen. Die folgenden Jahre führte er ständig Kriege und Plünderungszüge nach Dänemark gegen Sven. Die Plünderungszüge waren notwendig, um sein Heer unterhalten zu können. 1064 kam es zu einem Vertrag mit Sven. Der Friedensschluss bezog sich aber nur darauf, dass zu Lebzeiten der beiden gegenseitige Plünderungen unterblieben.
Harald geriet auch in einen Konflikt mit der Kirche. Magnus hatte 1040 im Einvernehmen mit dem Erzbischof Adalbert von Bremen den Bischof Bernhard den Sakslandske (= der Deutsche) mitgebracht. Bald nach der Regierungsübernahme Harald Hardrådes floh dieser nach Island, wo er bis zu Haralds Tode blieb. Der Konflikt hatte nach dem Geschichtsschreiber Adam von Bremen zwei Gründe: Zum einen hatte Harald Bischöfe in Norwegen eingesetzt, die überhaupt nicht geweiht waren. In diesem Konflikt erhielt Adalbert die volle Unterstützung des Papstes, der auch einen entsprechenden Ermahnungsbrief an Harald schrieb. Bei dem anderen Streit ging es um Geld: Der Bischof beschuldigte Harald, sich kirchliches Vermögen angeeignet zu haben. Harald soll die Opfergaben an Olav den Heiligen zur Bezahlung seiner Truppe an sich genommen haben. Harald betrachtete sich offenbar als Eigentümer der Olavskirche in Nidaros, deren Bau Magnus begonnen und die er vollendet hatte. Harald bewegte sich dabei in den traditionellen Bahnen des allgemein anerkannten Eigenkirchenwesens.
Auch im Inland führte er beständig Kriege. Zunächst ging es gegen die Bezirke des inneren Ostlandes, gegen den Landesteil, aus dem Harald selbst kam. Der Aufstand der Oppländer hatte offenbar seine Ursache darin, dass ihnen Olav Haraldsson in seiner Regierungszeit besondere Privilegien eingeräumt hatte, was die Leistungen an den König und die innere Selbstverwaltung betraf, Harald diese Privilegien aber wieder beseitigen wollte. Er ging auch mit Feuer und Schwert gegen die Leute von Hedemark, Ringerike und Romerike vor und konfiszierte offenbar große Güter im Ostland.
Kampf um England
1066 starb Edward der Bekenner in England. Die Thronfolge war unklar. Der englische Earl Harold Godwinsson ließ sich am Tag nach Edwards Tod zum König krönen. Aber auch Herzog Wilhelm der Normandie und Harald Hardråde erhoben Anspruch auf die Krone. Harald Hardråde leitete diesen aus der Nachfolge von Knut dem Großen als Herrscher des Nordseereiches her. Er verbündete sich mit dem Earl Toste Godwinsson, dem Bruder des englischen Königs. Dieser wollte Northumbria zurückgewinnen, das er nach einem Aufstand seiner Untertanen im Jahr 1065 verloren hatte.
Harald Hardråde fuhr mit einem großen Heer zunächst zu den Orkneys und ging ungefähr am 10. September 1066 in England an Land. Um den 20. September kam es zur Schlacht bei Fulford, die Harald überlegen gewann. York huldigte ihm am folgenden Tag. Offenbar sorglos geworden, marschierte der norwegische König mit einem Teil seiner Armee Richtung Süden und traf am 25. September 1066 überraschend auf Harold Godwinsons Heer. Es kam zur Schlacht von Stamford Bridge in der Nähe von York. Hardråde fiel und der Rest des Heeres, darunter sein Sohn Olav, musste fliehen. Inzwischen war aber Wilhelm von der Normandie ungehindert im Süden Englands gelandet. Harolds Heer, das im Eilmarsch in den Süden zurückkehrt war, unterlag am 14. Oktober 1066 in der Schlacht bei Hastings, in welcher auch König Harold fiel. Damit wurde England von Skandinavien gelöst und an Frankreich gebunden.
Wirkung auf die Nachwelt
Harald III. gilt als Gründer Oslos. Damals lag das Meeresniveau 4–5 m höher als heute, und die Mündung des Flüsschens Alna bildete eine breite Bucht, in der Schiffe gut einsegeln konnten. Tatsächlich wurde bei archäologischen Untersuchungen eine Häufung von Baumaßnahmen aus dem 11. Jahrhundert entdeckt. Man fand jedoch auch heraus, dass bereits vor Harald dort gesiedelt wurde und es sogar eine Kirche gab. Es wird vermutet, dass bereits Harald Blåtand die strategische Bedeutung für die Beherrschung des Fjordes und des Ostlandes erkannte und dort einen militärischen Stützpunkt errichtete.
Harald III. ließ als erster norwegischer König in größerem Umfang Münzen prägen. Er war ein guter Dichter mit Ironie und einem Schuss Humor in seinen Gedichten. Er wird als rücksichtslos und vertragsbrüchig beschrieben.
Ehe und Nachkommen
Harald war zweimal verheiratet.
1. ∞ 1044 Elisabeth von Kiew, Tochter des Großfürsten Jaroslaw I. von Kiew. Mit ihr hatte er die Tochter
Ingegerd, 1. ∞ Olaf I. Hunger, König von Dänemark; 2. ∞ Philipp Halstensson, König von Schweden
2. ∞ Thora, Tochter des Thorberg zu Giske. Mit ihr hatte er die Söhne
Magnus II. (1048–1069), Regent und Mitkönig (1066–1069)
Inhalt: Polen im 9. Jahrhundert. Das Volk betet den Sonnengott an, dass die Verwüstungen durch die Nordmänner ein Ende nehmen. Zu dieser Zeit stirbt der alte König und sein brutaler und blutrünstiger Bruder Popiel übernimmt die Herrschaft. Der einzelgängerische Ziemek fühlt sich durch die Situation herausgefordert und beginnt, gemeinsam mit dem ehemaligen Befehlshaber der Truppen, Piastun, den Widerstand gegen den König zu formieren, aber der König ruft die Wikinger zu Hilfe. In einem Duell kann Ziemek den Anführer der Wikinger besiegen, Popiel flieht in einen Turm und sperrt sich ein. Dort trifft ihn Ziemek zum letzten Duell.
Darsteller: Michal Zebrowski, Marina Aleksandrova
Regie: Jerzy Hoffman
Land/Jahr: Polen, 2003
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
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Tyr ist der Gott des Kampfes und Sieges in den altisländischen Schriften der Edda. Der altnordische Namensform ist der allgemein bekannteste und gebräuchlichste. Weitere einzelsprachliche Formen sind im Altenglischen Tiw, Tig und althochdeutsch Ziu, Tiu, Tiuz.
Die Wurzel seines Namens deutet darauf hin, dass Tyr ursprünglich ein Vater- oder Himmelsgott war, der später aus dieser Stellung verdrängt und zum Sohn entweder Odins oder Hymirs erklärt wurde. In der Interpretatio Romana wird er dem römischen Kriegsgott Mars gleichgesetzt.
Etymologie
Urgermanisch *Teiwaz, Tiwaz, indogermanisch *deiwos, bedeutet „Gott“ oder „göttlich“ und entspricht lateinisch divus. Im Altnordischen (Völuspá) bedeutet die Pluralform tívar „Götter“ und stellt ein Relikt der Grundbedeutung von teiwaz dar. Der Name und die Figur sind urverwandt mit dem indogermanischen „Vater- und Himmelsgott“. Die germanische Form hängt so mit dem griechischen „Zeus“ Ζεύς πατήρ (Zeus patér), dem römischen Jupiter (von Diēspiter, Himmelsvater), dem vedisch-altindischen Dyaúh pitá und dem illyrischen Δει-πάτυρος (Dei-pátyros) zusammen. Man kann alle diese Formen auf ein Wort *dyews ‚Himmel‘ und ‚Tag‘ zurückführen, das als „Erscheinung“ oder „Strahlung“ aufgefasst werden kann. Davon abgeleitet ist *deywo- > altindisch „deva“, lateinisch „deus“ usw.
Herkunft, indogermanische Parallelen
Man geht davon aus, dass Tiwaz bis zur Völkerwanderungszeit im germanischen Mitteleuropa der ursprüngliche Hauptgott war. Der französische Religionswissenschaftler Georges Dumézil hat u. a. auch auf die Strukturparallelen zur Figur des Scaevola in der altrömischen Heldensage hingewiesen. Eine Ähnlichkeit besteht auch zu dem irischen Nuada mit der „Silberhand“. Die Ähnlichkeit beschränkt sich allerdings auf den Verlust einer Hand bzw. eines Arms unter jeweils grundverschiedenen Gegebenheiten. Ein Teil der Forschung glaubt, die archaische germanische Gesellschaft verstand sich selbst in ihrem Aufbau als göttlichen Ursprungs. Eine These sieht die zweigeteilte Spitze Tiwaz/Tyr – Wodan/Odin, analog die indischen Gottesfiguren Mitra – Varuna, als kennzeichnend für das indogermanische Göttersystem.
Verdrängung durch Odin
Man geht gehen davon aus, dass Tiwaz durch Wodan als Hauptgott verdrängt wurde. Diese Schwerpunktverlagerung des religiösen Kultes sei bedingt durch eine Verbreitung des Wodankultes vom niederrheinischen Nordwestdeutschland aus. Diese Sichtweise ist aber bis heute eine offene Streitfrage in der Forschung. Auch innergermanische Veränderungen, beispielsweise die Vereinigung und Bildung von Großstämmen wie der Sachsen und Franken könnten dazu beigetragen haben.
Tiwaz/Tyr ist Souverän des Rechts. Mit Odin träte jedoch eine dynamische, ekstatische Figur hervor, die mit höchster Schaffenskraft versehen ist und u. a. magisch, durch Verblendung der Gegner wirkt und gegenüber Tiwaz/Tyr im kriegerischen Kampf Vorteile liefert. Demgegenüber bleibt Tiwaz/Tyr relativ statisch der Wahrer des Rechts und Schützer der Thingversammlung.
Tacitus erwähnte in seinen Annalen, dass bei den Germanen Mars Hauptgott war „praecipuus deorum Mars“. Die Forschung interpretiert hier Mars meist als Tyr. Ferner wird Tiwaz in frühmittelalterlichen, zumeist klerikalen Schriften ebenfalls als Mars glossiert. Noch im 6. Jahrhundert wurde in Norwegen dem Tiuz vor allen anderen Göttern geopfert (Menschen- und Tieropfer), und er wurde als höchster Gott verehrt. Die strukturelle Nähe und die Verbindungen der beiden Gottesfiguren zueinander und die dynamischen sozialen Umbrüche innerhalb der germanischen Gesellschaften führten dann im 9. und 10. Jahrhundert zu einem Umbau des nordgermanischen Pantheons, was sich in den hochmittelalterlichen schriftlichen Sammlungen der Edda widerspiegelt, in denen das ursprüngliche Bild des Tiwaz nur noch bedingt, aber dennoch erkennbar ist.
Nebenformen des Gottesnamens
Mars Thingsus
Der Name ist als Mars Thincsus auf einem Steinaltar belegt, der in „Tempel 2“ in Housesteads im nordenglischen County Northumberland an der schottischen Grenze gefunden wurde. Mehrere Altäre wurden dort im 3. Jahrhundert n. Chr. von friesischen Legionären errichtet, die als römische Hilfstruppen in Britannien am Hadrianswall stationiert waren.
Die Inschriften der Gedenksteine:
„DEO MARTI ET DVABVS ALAISIAGIS ET N AVG GER CIVES TVIHANTI CVNEI FRISIORVM VER SER ALEXANDRIANI VOTVM SOLVERVNT LIBENTES M“ „DEO MARTI THINCSO ET DVABVS ALAISAGIS BEDE ET FIMMILENE ET N AVG GERM CIVES TVIHANTI VSLM“
Die Namensform ist auf das gemeingermanische Wort „Thing“ (Volks-, Gerichtsversammlung) zurückzuführen und der Gott demnach als „Schutzherr des Things“ gekennzeichnet. Die römische Gleichsetzung mit dem römischen Gott Mars zeigt, dass es sich um einen Beinamen des Tiwaz handelt.
Saxnot
Das sächsische Taufgelöbnis, das in einer Fuldaer Handschrift des endenden 8. Jahrhunderts (772) überliefert ist, zählt vermutlich die Namen der wichtigsten von den Sachsen verehrten Götter auf.
Der Ausschnitt lautet:
„[…] end ec forsacho […] „Thunaer“ ende „Uuoden“ ende „Saxnote“ ende allum them unholdum“
„[…] und ich entsage […] [dem] „Donar“ und „Woden“ und „Saxnot“ und allen Unholden.“
Donar und Wodan sind gemeingermanische Götter. Analog besteht die Möglichkeit, dass Tyr hier als Saxnot auftritt. Unter dieser Benennung wäre er damit nur in der sächsischen Vorstellungswelt anzutreffen. Saxnot wird jedoch auch mit der „dritten nährenden Fruchtbarkeitsfunktion“ in Zusammenhang gebracht.
In der angelsächsischen Genealogie wird Saxneat als Wodens Sohn bezeichnet. Die Festland-Sachsen und die Sachsen auf der britischen Insel, die den Wodanskult übernahmen, ordneten Tiuz dem Wodan unter, wie auch Tyr im Norden als Sohn Odins genannt wird oder Ares als Sohn des Zeus. Saxnot ist wörtlich lateinisch „Gladii consors“ (Schwertgenosse, Schwertträger), „Sax“ ist das Kurzschwert, das Messer. Die Stammesangehörigen nannten sich „Schwertgenossen“, wie im angelsächsischen „Sweordweras“; indem sie den Schwertgott Tiuz in ihrer Gemeinschaft voranstellten, machten sie den Gott ebenfalls identitätsstiftend zum Schwertgenossen. Die Gottheit nahm hier den Namen von ihrem Volk und nicht umgekehrt. „Saxnot“ ist somit der Beiname des Tiuz unter den Sachsen. Dass er ursprünglich Saxnot hieß, wäre im Vergleich zu den laufenden Entwicklungen unter den germanischen Stämmen der Wanderungszeit nicht schlüssig, dass aber das Volk in Waffen sich so nannte, versteht sich leicht.
Ziu
Tyr wird als Ziu in den althochdeutschen Quellen nicht erwähnt, eine Glosse zum sogenannten Wessobrunner Gebet nennt aber für die Alemannen Cyowari. In der Notitia Galliarum, einer spätantiken Städteliste, wird Augsburg der Name Ciesburc zugewiesen. Für beide Namen besteht aber auch die Möglichkeit, dass es sich um Verschreibungen für Raetiovari (Anwohner Rätiens) bzw. Ogesburc (Augsburg) handelt. Augsburg (Augusta Vindelicorum) war Hauptstadt der römischen Provinz Raetien und seit der Spätantike Bischofssitz.
Weiterhin ist der Name Ziu im alemannischen Wort für Dienstag (althochdeutsch ziostag) enthalten.
Tyr in der isländisch-nordischen Mythologie
Tyr ist an Macht im Norden stark beschränkt und verblasst, dennoch treten alle wesentlichen Eigenschaften des Tiwaz zutage. Nach den eddischen Schriften der Lieder-Edda wird der Riese Hymir als Vater Tyrs genannt, aber abweichend davon wird in der Prosa-Edda Odin als solcher genannt. Zu Tyrs Mutter gibt es keine Überlieferung. Er galt als der Beschützer des Things, der Stammesversammlung. Sein Symbol ist das Schwert, mit dem er sich selbst ins Schlachtengetümmel stürzt. Um den Fenriswolf durch die magische Fessel Gleipnir binden zu können, sieht sich Tyr genötigt, dem gefährlichen Wolf die eigene Hand als Pfand ins Maul zu halten. Als der Wolf jedoch merkt, dass die Götter ihn gefesselt halten wollen, beißt er Tyr die Hand ab, und dieser muss fortan mit der linken Hand kämpfen. Im Ragnarök tötet Tyr Garm, den Höllenhund, wobei er aber selbst zu Tode kommt.
Der Wochentag Dienstag
Im westgermanischem Bereich hat neben Tiwaz offensichtlich auch noch die Nebenform Mars Thingsus Einfluss auf die deutsche Benennung des Wochentagsnamen Dienstag (zu älterem dingesdach). Die althochdeutsche Übersetzung des römischen Wochentagnamens dies Marti (Tag des Mars) lautete ziostag (alemannisch Ziestag, heutiges Alemannisch Ziischtig, schwäbisch Zeischdig) und bestätigt damit auch für den Kontinent die für die Skandinavier und Angelsachsen belegte Gleichsetzung des römischen Kriegsgottes Mars mit dem germanischen Tiwaz (vgl. auch englisch tuesday (Tiu) und französisch mardi (Mars)).
Alben ist eine Bezeichnung für eine sehr heterogene Gruppe von Fabelwesen in Mythologie und Literatur.
In dieser Gattung finden sich Geister mit den unterschiedlichsten Eigenschaften. In der germanischen Sage und im Märchen sind die Alben Lichtgestalten, Mittelwesen zwischen Menschen und Göttern in Erde, Wasser und Luft. Als Lichtalben verkörpern sie Helligkeit, als Dunkelalben die Dunkelheit. Hierher gehören zum Beispiel die Zwerge.
Alben sind Naturgeister, die ursprünglich aus der nordischen Mythologie stammen. Altnordisch heißen sie álfr, dänisch elve.
Lichtalben und Schwarzalben in der nordischen Mythologie
Die Alben werden in der Snorra-Edda (Skandinavische Götter- und Heldensagen um 1220) häufig im Zusammenhang mit dem nordischen Göttergeschlecht der Asen erwähnt.
ása ok alfa er hér inni eru, manngi er þér í orði vinr.
die Asen und Alben die hier innen sind, sprechen alle arg von dir.
In der Snorra-Edda wird unterschieden zwischen Licht- und Schwarzalben, Namen, die stark deren Gesinnung widerspiegeln.
„Sá er einn staðr þar, er kallaðr er Álfheimr. Þar byggvir fólk þat, er Ljósálfar heita, en Dökkálfar búa niðri í jörðu, ok eru þeir ólíkir þeim sýnum ok miklu ólíkari reyndum. Ljósálfar eru fegri en sól sýnum, en Dökkálfar eru svartari en bik.“
„Da ist ein Ort, der Álfheim heißt. Da haust das Volk, das man Lichtalben nennt. Aber die Schwarzalben wohnen unten in der Erde und sind ungleich von Angesicht und noch viel ungleicher in ihren Verrichtungen. Die Lichtalben sind schöner als die Sonne von Angesicht; aber die Schwarzalben schwärzer als Pech.“
– Gylfaginning Kap. 17.
Ob Snorri diese Einteilung bereits vorfand oder selbst entwickelt hat, ist umstritten. Die Alben sind jedenfalls besonders an die Fruchtbarkeit geknüpft, da sie dem Fruchtbarkeitsgott Freyr zugeordnet sind.
Álfheim Frey gáfu í árdaga tívar at tannféi.
Álfheim gaben sie dem Frey am Anfang der Zeiten als Zahngabe.
Später kommen noch die Dunkelalben hinzu, was eine eher negative Mischform jener beiden ist.
Bei anderen Autoren besteht eine Hierarchie, bei welcher die Asen an oberster, die Alben an zweiter und die Zwerge an letzter Stelle stehen.
Wieder andere stellen die Alben in die Nähe der Zwerge, da álfr in der Tat ein Wortteil einiger Zwergennamen ist, z. B. Álfr, Gandálfr, Vindálfr, etc. Der Zwerg Alberich aus dem Nibelungenlied ist ein gutes Beispiel. Nur ein Autor stellt Alben in die Nähe der Riesen.
Eine dämonische Seite der Alben liegt im Wort Hexenschuss, welches eine Übertragung des älteren Ausdrucks Albenschuss ist, sowie dem heute noch gebräuchlichen Wort Albtraum.
Es gibt jedoch wesentlich mehr positive Darstellungen der Alben als negative. In der Heldensaga von Wieland dem Schmied wird Wieland als Führer und Landsmann der Alben bezeichnet, was mit seiner Kunstfertigkeit als Schmied zu tun hatte. In der Ahnenreihe des Königs Harald Schönhaar treten auch vom Begriff Alben abgeleitete Namen auf (Álfr, Álfgeirr, Gandálfr, Álfhild). Álf war lange als Namensteil bei nordischen Namen häufig. Die altenglische Dichtung verwendet ælfsciene als albenschön für wunderschön. Eine Kenning bezeichnet die Sonne als Albenrad.
Schon die Brüder Grimm wiesen darauf hin, dass die Unterteilung Snorris verdächtig dem Dualismus des christlichen Weltbildes von Engeln und Teufeln gleichsehe. Christliche Einflüsse sind zwar nicht auszuschließen, aber bei so allgemeinen Einteilungen sind Vermutungen von Übernahmen mit Vorsicht aufzustellen. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass dieser Gegensatz der Licht- und Schwarzalben aus einem anderen Toten- und Fruchtbarkeitskult kommt. Dies jedenfalls findet sich in angelsächsischen Quellen.
Heute ist diese Form des Albenglaubens noch in Island verbreitet.
Álfablót
Es wurden in der Zeit des heidnischen Europas Opfer an die Alben gebracht, die álfablót genannt wurden. Es ist nur wenig darüber bekannt. Das álfablót war lokal und wurde von Frauen geleitet, Fremde hatten keinen Zutritt. Da es den Alben als allgegenwärtigen Mächten gewidmet war und es von Frauen geleitet wurde, vermutet man, dass es um Ahnen und Fruchtbarkeit ging. Wahrscheinlich handelte es sich um Opfer an die Schwarzalben. Die einzige Nachricht von dem Fest liefert Sigvat, der Skalde Olafs des Heiligen. Der Skalde macht eine Reise nach Osten, und da widerfährt ihm Folgendes:
„Þá kom hann að öðrum garði. Stóð þar húsfreyja í durum, það hann ekki ðar inn koma, segir að þau sættu álfablót.“
„Da kam er an einen anderen Hof. Stand da die Hausfrau in der Türe, sagt, dass er nicht hineinkommen dürfe, es werde gerade das Elbenopfer abgehalten.“
– Heimskringla. Saga Ólafs hins helga Kap. 91.
Álfheimr
Das altnordische Wort Álfheimr bedeutet „Welt der Alben“. Snorri Sturluson stellte sich diesen Ort als Wohnort der Lichtalben, als himmlische Region vor. (Gylf 16). Nach Grm 5 ist Álfheimr aber die Wohnung des Freyr und gehört zu den Götterwohnungen in Asgard, der Festung der Nordischen Götterwesen.
Ein Troll ist ein Kobold oder Dämon der nordischen Mythologie. Besonders in Schweden und Dänemark vermischte sich in den Märchen die Vorstellung von Zwergen und anderen Berggeistern, teilweise auch mit der von menschenfreundlichen Feen und Elfen. So wurde „Troll“ zu einem allgemeinen Ausdruck für jede Art von mehr oder weniger menschengestaltigen Fabelwesen, ähnlich wie die fairies der anglo-keltischen Tradition.
Etymologie
Die Wortherkunft geht auf die Verschmelzung des gleichbedeutenden, schwedischen Wortes troll mit dem älteren, niederhochdeutschen Wort troll zurück; letzteres bezeichnete einen groben, ungeschlachten Kerl. Die Herkunft ist nicht sicher geklärt, wahrscheinlich ist der Bezug zu dem seit mittelhochdeutscher Zeit bezeugten Verb trollen, das mit dem englischen to troll (umhergehen, rollen) verwandt ist.
Norwegen
Nach der nordischen Mythologie hausen die Riesen und Trolle in Utgard, während die Menschen in Midgard und die Asen in Asgard leben. In der Heimskringla wird in der Saga von Olaf dem Heiligen erzählt, wie Arnljot Gelline mit einem Trollweib kämpft, das nachts in einer Berghütte schlafende Händler überfällt und tötet.
Neben der Bergregion Trollheimen wurde auch eine Gebirgsstraße bei Åndalsnes in Süd-Norwegen nach ihnen benannt: Trollstigen, zu deutsch Trollleiter.
Schweden
Auch in der schwedischen Folklore spielen Trolle, allerdings beiderlei Geschlechts, eine große Rolle. Die schwedischen Trolle sind nicht unbedingt Schaden bringend, sondern eher geheimnisvoll und unzuverlässig. Sie leben der Sage nach im Wald. Besonders hat sich der Mythos erhalten, die Trolle würden kleine Kinder stehlen und anstelle des Menschenkindes ihr eigenes Kind ins menschliche Kinderbettchen legen. Doch es gibt auch die Geschichte vom Herrn Mannelig, die von einer Bergtrollin erzählt, die einen Ritter heiraten will. Ferner gelten sie ähnlich wie Feen oder Hexen als Erklärung für sonst unerklärbare Phänomene (das haben die Trolle gemacht). Gern bauen die Skandinavier in ihren Vorgärten den kleinen flinken und hilfreichen Trollen Miniaturhäuser, die den eigenen Wohnhäusern verblüffend ähneln. Selbst Miniaturkirchen für Trolle sind in den Vorgärten aufgestellt.
Ein Dolmen bei Hagestad in Schonen in Südschweden trägt den Namen Trollasten, dt. Trollstein.
Island
Island wurde von Norwegen aus besiedelt – so verwundert es nicht, dass auch die isländische Folklore und Literatur die Trolle kennt. Und die bizarre Vulkanlandschaft ist besonders bei Nebel dazu angetan, Felsformationen als Ungeheuer und Trollvolk erscheinen zu lassen. Viele Geschichten und Mythen ranken sich um die Trolle, und nicht selten sind besonders markante Landschaftsbestandteile nach Trollen benannt (z. B. die Felsbastion Skessuhorn am Berg Skarðsheiði in Westisland).
Dänemark
Ähnlich wie in Norwegen und Schweden ist auch in Dänemark der Troll beliebte Figur. Der Begriff Trold findet sich auch in geografischen Bezeichnungen wie dem Troldborg Ring bei Vejle.
Widukind stammte aus einem westfälischen Adelsgeschlecht und führte als dux Saxonum, also als „Herzog“ der Sachsen, in den Jahren 777 bis 785 den Widerstand gegen Karl den Großen in den Sachsenkriegen. Die Sachsen unterlagen letztlich den militärisch überlegenen Franken. So wurde der heutige Nordwesten Deutschlands dem Karolingerreich einverleibt und schließlich auch christianisiert.
Widukind wurde 777 anlässlich des Reichstags von Paderborn erstmals erwähnt. Nach seiner Taufe in der Königspfalz Attigny (785) fehlen gesicherte Informationen über sein weiteres Schicksal, während seine Gestalt ins Mythische wuchs und teilweise kultisch verehrt wurde.
Name, Familie und Herkunft
Der Name Widukind bedeutet Waldkind oder Kind des Waldes und kann als Kenning gelten. Widukind war eine Umschreibung des Wolfs, eines Tieres, das mit dem Krieg oder mit dem Tod in Verbindung gebracht wird. Der Name Widukind mag also ursprünglich ein ehrender Beiname gewesen sein, kein Eigenname. Seine Herkunft ist ähnlich wie sein Ende weitgehend unklar, offenbar gehörte er aber einer vornehmen Familie des sächsischen Teilstamms der Westfalen an. Eine Ehefrau Geva oder Gheua wird erstmals in der Braunschweigischen Reimchronik aus der Zeit von 1279–1292 erwähnt und ist durch zeitgenössische Quellen nicht zu belegen. Demgegenüber berichtet Meginhard um 863 in seiner Schrift über die Übertragung der Gebeine des Heiligen Alexander von einem Sohn Widukinds namens Wikbert.
Dieser hatte einen Sohn Waltbert, der wiederum einen Sohn Wikbert, der Bischof von Verden wurde. Widukind von Corvey, die Ältere Mathildenvita und Thietmar von Merseburg berichten übereinstimmend, die Königin Mathilde, zweite Gemahlin König Heinrichs I. stamme von Widukind ab.
Vorgeschichte
Im Jahr 772 fielen die Franken in Sachsen ein und zerstörten die Irminsul, einheidnisches Heiligtum der Sachsen. Die Zeit der Sachsenkriege, andenen Widukind vermutlich von Anfang an beteiligt war, hatte begonnen – sie währte bis 804. Ein Jahr später überfielen die Westfalen als Vergeltung Deventer, während Karl der Große in Italien weilte. Im folgenden Jahr belagerten die Engern Fritzlar, wurden aber von den dort weilenden Franken zum Rückzug gezwungen. Im Jahr 775 bezwang Karl der Große die Ostfalen und die Engern. Die Westfalen überlisteten eine Heeresabteilung und richteten ein großes Blutbad an. Ein Jahr später zwang Karl der Große einen großen Teil der frankenfreundlichen Edelinge der Sachsen, mit ihm einen Vertrag zu schließen, danach wurde Sachsen zur Mark.
Leben
Im folgenden Jahr blieb der westfälische Edeling Widukind – er wird für 777 erstmals in den Fränkischen Reichsannalen erwähnt – anders als die anderen Edelinge, gegen den Willen Karls des Großen der fränkischen Reichsversammlung in Paderborn fern, und begab sich für ein Jahr zum Dänenkönig. Im Jahr 778 fielen die Westfalen ins fränkische Rheinland ein, zerstörten mehrere Siedlungen und richteten großen Schaden an. In der Zeit von 779 bis 781 begann im damaligen Sachsen, dem heutigen Westfalen, ein zermürbender Kleinkrieg, der sich auch gegen die frankenfreundlichen Edelinge richtete. Im Jahr 782 ist das damalige Sachsen Teil des Frankenreichs geworden.
Widukind kehrte wieder vom Dänenkönig nach Sachsen zurück, wo er zum Aufruhr gegen die Franken aufreizte. Die Sachsen vernichteten daraufhin ein fränkisches Heer und töteten zwei der höchsten Beamten des Frankenkönigs. Karl der Große rächte sich angeblich bei Verden (Aller) mit der Enthauptung von 4.500 Sachsen (Blutgericht von Verden). Ein Jahr später wird Karls Heer 783 zum Rückzug aus der Schlacht an der Grotenburg gezwungen. Die Verstärkung seines Heeres bewirkte eine Niederlage seiner Gegner in der Schlacht an der Hase. Im Jahr 784 unterstützten die Friesen Widukind, der den Widerstand gegen die Franken auch im Winter fortsetzte.
Ein Jahr später führten unmittelbare Verhandlungen zwischen Karl dem Großen und Widukind im Bardengau zur Taufe Widukinds und seines Gefolgsmannes Abbio. Sie wurde anlässlich des Weihnachtsfestes in Attigny vollzogen. Taufpate war Karl der Große (Widukind wird als Seliger der Katholischen Kirche verehrt). Neben Attigny werden allerdings noch elf weitere Tauforte Widukinds in späteren Quellen genannt, so etwa die Hohensyburg, Paderborn und Worms. Der Volksmund sieht das Bergkirchener Quellwunder als Anstoß zum Gesinnungswandel an (s. Widukindsdenkmal). Widukind erreichte mit seiner Taufe schließlich einen Friedensvertrag mit Karl dem Großen. Zugleich stärkte er die Stellung der sächsischen Oberschicht im Frankenreich: In der Folgezeit wurden sächsische Edelinge nach ihrer Taufe in die fränkische Grafschaftsverfassung einbezogen, so dass der Geschichtsschreiber Widukind von Corvey bereits für das 10. Jahrhundert das Zusammenwachsen beider Völker zu einem Volk feststellte.
Danach gibt es keine gesicherten Nachrichten mehr über Widukind. Er verschwindet aus den Quellen. Allerdings wird Widukind in der Vita Liudgeri erwähnt, der sich auf dem Weg zum Feldzug gegen die Wilzen befand, und in der Kaiserchronik, in der gesagt wird, Widukind sei von Gerold von Schwaben, dem Schwager Karls des Großen, erschlagen worden (Gerold starb selbst im Jahr 799 auf einem Feldzug gegen die Awaren). Einige Forscher wollen den Ursprung der sauerländischen Kleinstadt Balve mit Ballowa in Verbindung gebracht sehen, einer Anlage, die, ebenfalls in der Vita Liudgeri erwähnt, auf Widukind zurückgehen soll.
Nachleben
Gerd Althoff hat einen Mönch mit dem Namen Widukind, der als „Dominator Widukind“ im Verbrüderungsbuch des Bodenseeklosters auf der Reichenau verzeichnet sein soll, nachzuweisen versucht. Karl der Große habe demnach Widukind als Mönch auf die Insel Reichenau verbannt. Diese Annahme ist in der Forschung umstritten. Die Überlieferung zum Tod und Begräbnis Widukinds in Enger ist mit der Grabdecke aus der Zeit um das Jahr 1100 in der Stiftskirche in Enger verbunden und vom Glauben her bestimmt. Man weiß nicht, wo Widukind wirklich begraben worden ist. Die Gebeine Widukinds werden in einem Grab in der Stiftskirche zu Enger vermutet. Wissenschaftliche Untersuchungen in den letzten Jahren, die im Widukindmuseum Enger veranschaulicht sind, scheinen zumindest auf der Grundlage von Indizien diese Vermutungen zu bestätigen, der hundertprozentige Nachweis wurde noch nicht erbracht.
Widukinddenkmal und Sagen
Als Erinnerungszeichen wurde in Nienburg/Weser eine Statue aufgestellt, in Enger gibt es einen Brunnen mit einer Widukindfigur. Das Widukinddenkmal in Herford erzählt eine Geschichte. Es wurde 1959 nach den alten Entwürfen Professor Heinrich Wefings vom Bochumer Bildhauer Walter Kruse neu geschaffen. Das 1899 eingeweihte vorherige Denkmal war im Kriegsjahr 1942 eingeschmolzen worden. Es geht auf eine der vielen Sagen zurück, nach deren gemeinsamem Kern Widukind als wesentlicher Führer des sächsischen Widerstands gegen Karl den Großen während der Sachsenkriege eines Tages über den Kamm des Wiehengebirges geritten sei und darüber nachgedacht habe, welches wohl der richtige Glaube sei. Er sei nämlich vorher in einer Kirche gewesen und habe dort als Bettler verkleidet an einem Gottesdienst teilgenommen, der ihn sehr beeindruckt habe. Unter diesem Eindruck habe er sich ein Zeichen gewünscht, ob das Christentum die richtige göttliche Lehre sei.
Während des Ritts sei sein Pferd dann an der Stelle stehengeblieben, an der heute die Kirche des Ortsteils Bergkirchen von Bad Oeynhausen liegt. Das bei den heidnischen Sachsen als Verbindung zum Göttlichen angesehene Reittier habe dort einen Stein losgescharrt. Aus dem Boden sei darauf eine Quelle hervorgesprungen, was Widukind als Zeichen dafür genommen habe, sich als Vorbild für sein Volk zum Christentum zu bekehren, sich kriegerisch geschlagen zu geben und sich Karl dem Großen zu unterwerfen. Diese Sage wird in dem Herforder Denkmal aus Stein und Bronze dargestellt. Oberhalb der Quelle habe Widukind daraufhin eine Kirche erbauen lassen.
Der heute dort stehende steinerne Kirchenbau ist ein Nachfolger der nach den Sachsenkriegen an dieser Stelle erbauten Holzkirche. Kirche und Quelle liegen in kurzer Entfernung zum Übergang über das Wiehengebirge als letzte Erhebung vor der norddeutschen Tiefebene mit Widukinds Geburtsort Wildeshausen darin.
Die Verquickung einer an einem Bergpass spielenden Quell-Legende mit der als christlich-religiöses Bekehrungserlebnis gedeuteten Entscheidung für eine Unterwerfung unter den militärisch überlegenen Karl den Großen deutet darauf hin, dass sich an der Stelle der heutigen Bergkirchener Kirche vorher ein sächsisches Quellheiligtum befand. Auch an der Bergkirchener Kirche und an der unterhalb liegenden Wittekindsquelle weisen Hinweistafeln auf die Sage und das vermutete frühere Quellheiligtum hin.
Eine Heiden TV Reportage.
Den meisten von Euch dürfte ihr Anblick mittlerweile vertraut sein – die klassische Irminsul, deren Abbild man inzwischen in allerlei Variationen...