Ragnar Lodbrok – Der berühmte Wikinger

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Bild / Adobe Stock

Ragnar Lodbrok war ein legendärer Wikinger und König in Dänemark, der im frühen 9. Jahrhundert agiert haben soll. Er ist ein Held in der nordischen Vorzeitsagaliteratur (Fornaldarsaga, siehe auch Völsunga saga) und soll unter anderem Vater von Halfdan, Ivar und Ubba Ragnarsson gewesen sein. Die historische Existenz Ragnars ist in der Forschung jedoch umstritten.

Der historische Ragnar

Ragnar Lodbrok in der Schlangengrube. Aus Hugo Hamilton (1830): Teckningar ur Skandinaviens Äldre Historia.

Über den historischen Ragnar Lodbrok sind nur wenige Fakten bekannt; bereits seine Existenz ist keineswegs gesichert. Eventuell handelte es sich bei Ragnar und Lodbrok sogar um zwei verschiedene Personen, die nur in der späteren Überlieferung vermischt wurden.

Historisch gesichert für die in Frage kommende Zeit (1. Hälfte des 9. Jahrhunderts) ist ein Wikingerführer, der 845 Paris im Westfrankenreich überfiel. In fränkischen Quellen wird er namentlich als Reginheri erwähnt. Dieser griff 845 erfolgreich Paris an, bevor Karl der Kahle für den Abzug der Wikinger 7.000 Pfund Silber bezahlen musste. Dieser Wikingerführer wird oft mit Ragnar Lodbrok gleichgesetzt, doch diese Identifizierung ist in der Forschung teils umstritten. Reginheri dürfte jedoch wahrscheinlich den historischen Kern für die Figur des Ragnar Lodbrok in der späteren nordischen Sagaliteratur darstellen.

In frühmittelalterlichen Quellen finden sich noch andere Hinweise, wenngleich nicht alle glaubwürdig sind und gerade spätere nordische Quellen die Darstellung eher verzerren. In Rimberts Vita Anskarii wird auch ein gewisser Raginarius erwähnt, der vielleicht mit dem erwähnten Wikingeranführer identisch ist. Versuche, Ragnar mit einem Wikingeranführer gleichzusetzen, der in irischen Annalen erwähnt wird, sind problematischer. Wenn, dann muss dies vor 845 gewesen sein, denn den Annalen von Xanten zufolge verstarb Reginheri kurz nach dem Überfall von 845 und kann somit später nicht mehr in Irland aktiv gewesen sein.

In der Angelsächsischen Chronik und in irischen Annalen tritt Ivar Ragnarsson, angeblich ein Sohn Ragnars, als bedeutender Wikingerführer in Erscheinung. Vater und Sohn erscheinen in der nordischen Sagaliteratur als legendäre Heldengestalten. Allerdings ist es keineswegs sicher, dass Ivar und seine Brüder tatsächlich die Söhne eines historischen Ragnars waren.

Ragnar in der nordischen Überlieferung

Überblick

In der isländischen Ragnars saga lodbrokar erscheint Ragnar als Sohn vornehmer Abstammung aus Dänemark. Dort und bei Saxo Grammaticus (Buch 9 der Gesta Danorum) bedeutet der Beiname Lodbrok „Lodenhose“ und bezieht sich auf die Kleidung, die Ragnar beim Kampf mit einer Art Lindwurm angelegt hat, um sich vor den giftigen Bissen zu schützen. Er erschlägt den Lindwurm – bei Saxo zwei riesige Giftschlangen –, wodurch sein Ruhm zunimmt. Er wird schließlich selbst ein mächtiger König in Dänemark. Sowohl bei Saxo als auch in der Saga stirbt Ragnar in der Schlangengrube des northumbrischen Königs Ælle (Elli bzw. Hella).

Rory McTurk hat jedoch darauf hingewiesen, dass der Name Lodbrok sich vielleicht auf eine weibliche Person (Lodbroka) bezog und erst später irrigerweise auch auf einen historischen Ragnar (den oben erwähnten Wikingerführer) bezogen wurde. Ragnar Lodbrok wäre hiernach keine historisch existierende Person, sondern das Ergebnis einer Vermischung unterschiedlicher Erzählungen in der folgenden Überlieferung, was auch viele Widersprüchlichkeiten erklären würde.

Ragnars Frauen

Ragnar empfängt Kraka. Darstellung von August Malmström.

Bei Saxo Grammaticus heiratet Ragnar dreimal: zunächst Lathgertha, dann Thora und schließlich Suanlogha. Lathgerthas auffälligste Merkmale sind ihre kriegerischen Fähigkeiten und ihr prächtiges langes Haar. Sie ist Mutter des Sohnes Fridlevus, der keine große Rolle spielt, und zweier Töchter, deren Namen nicht genannt werden. Ragnar verlässt Lathgertha zugunsten von Thora.

Auch Ragnars Frau Suanlogha taucht nur in Saxos Version auf. Sie ist Ragnars dritte Frau nach Lathgertha und Thora, spielt nur eine geringe Rolle und wird nur zweimal erwähnt. Sie ist bei Saxo die Mutter von Regnaldus, Vithsercus und Ericus, die alle drei auch in der Saga vorkommen. Vielleicht besteht eine Verbindung zwischen Suanlogha und Ragnars Frau Aslaug, die bei Saxo nicht vorkommt. Ragnars Frau Thora tritt sowohl bei Saxo als auch in der Saga auf. Ihre Darstellung stimmt in beiden Versionen weitestgehend überein.

Aslaug mit dem Beinamen Kráka (isländisch „Krähe“) ist in der Ragnarssaga Ragnars zweite Frau nach Thora. Aslaug ist die eigentliche Hauptfigur der Ragnarssaga. In der Ragnarssaga wie auch der Völsunga saga ist sie Tochter des Drachentöters Sigurd (Sigurdh) und der Brynhild, wächst aber bei Heimir in Hlindalir auf. Sie wird von Ragnar schwanger und gebiert einen Knaben, der wie die Völsungen das Zeichen eines Lindwurms in den Augen (Schlange im Auge) trägt, weshalb er nach Aslaugs Vater den Namen Sigurd(h) erhält. So wusste jeder, dass Aslaug wirklich Sigurds und Brynhilds Tochter war.

Ragnars Söhne

König Ælles Sendboten vor Ragnar Lodbroks Söhnen. Gemälde von August Malmström aus dem Jahre 1857. Öl auf Leinwand, Norrköpings Kunstmuseum.

Agnarr (bei Saxo: Agnerus) ist der einzige Sohn, bei dem Saxo Grammaticus und die Ragnarsaga in Bezug auf die Mutter übereinstimmen. In beiden Fällen ist er der Sohn Thoras. In beiden Versionen fällt er im Kampf gegen den König Eysteinn (lat.: Ostenus), als er seinen Bruder Eirekr (lat. Ericus) rächen will.

Eirekr ist in der Saga der Sohn von Thora, bei Saxo der von Suanlogha.

Björn ist in der Saga der Sohn Aslaugs, bei Saxo der Suanloghas.

Sigurd Schlangenauge, dessen Beiname fälschlich als eine schlangenförmige Narbe um ein Auge herum interpretiert wurde, gemeint ist damit jedoch, dass er den durchdringenden Blick einer Schlange hatte. Dieser Blick ist ein Kennzeichen der Wölsungen, das Sigurd beispielsweise mit Aslaugs Halbschwester Svanhild teilt.

Ivar wird in der Saga als Sohn von Ragnar und Aslaug erwähnt. Er wird auch „beinlauss“ genannt, „knochenlos“ oder „beinlos“. Rory McTurk weist im Zusammenhang mit Ivars Beinamen darauf hin, dass dieser womöglich falsch interpretiert werde. „Knochenlos“ sei demnach in einigen norwegischen Erzählungen eine Bezeichnung für Wind, sodass damit Ivars Fähigkeiten als Navigator gemeint sein können.

Hvitserk wurde bei Saxo als Sohn Ragnars bezeichnet. Er herrschte über das Fürstentum Hellespont, wohl am Rigaer Meerbusen. Die Ragnars Saga loðbrókar nennt ihn als einen von vier Söhnen Ragnars und Aslaugs. Er soll nach dem Tod des Vaters über Reidagotland (Jütland) und Wendland (slawisches Gebiet) geherrscht haben.

Ubba und Halfdan werden als weitere Söhne Ragnars erwähnt.

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